❥ Chapter 23

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Alecs POV

"Also... nächsten Freitag ist das Homecoming Spiel unserer Footballmannschaft. Wir gehen gemeinsam hin, oder?", fragt Maddie nochmal in die Runde.

Lya, Jonah und ich nicken und Maddie lächelt zufrieden. Ehrlich gesagt habe ich überhaupt keine Lust, dorthinzugehen, auch wenn ich Football eigentlich mag, erinnert es mich trotzdem zu sehr an meine alte Schule. Ich bin schon erleichtert, dass kaum jemand sich um die Baseballmannschaft hier schert, sonst hätte mich das noch in eine ziemlich blöde Lage gebracht. Zum Glück gilt das Verbot, oder eher der Hinweis, das Baseballfeld nicht zu betreten, nur bei Baseballspielen und das wäre sehr peinlich geworden, wenn ich den anderen das hätte erklären müssen.

Also versuche ich zu zeigen, dass ich mich freue und denke daran, dass ich Zeit mit meinen neuen Freunden verbringen kann und vielleicht sogar ein gutes Footballspiel sehe, ohne dass jede Kleinigkeit von meinem Dad analysiert wird. Das ist einfach ein ganz normales Highschoolspiel, so wie es sein sollte. "Ich freue mich schon, zu sehen, was eure Schulmannschaft so drauf hat."

"Wir sind bestimmt besser, als die deiner alten Schule, Alec", entgegnet Jonah und ich versuche meine aufsteigende Nervosität zu überspielen.

"Wir hatten keine Footballmannschaft", sage ich und Jonah sieht mich stirnrunzelnd an.

"Was dann? Ich meine, ihr hattet doch sicher eine Sportmannschaft, oder?", fragt er verwirrt und ich versuche, das Thema so oberflächlich wie möglich zu halten. "Wir hatten eine Baseballmannschaft", antworte ich und klinge recht beiläufig. Dabei bemerke ich im Augenwinkel, wie Lyas Blick zu mir huscht und ich weiß, dass sie an mein altes Profilbild von mir mit meiner Uniform denkt und hoffe inständig, dass sie nichts sagen wird. Vielleicht sieht sie die Verbindung auch gar nicht, aber sie ist so offensichtlich, dass das wahrscheinlich nicht zu übersehen ist.

Jonah verzieht das Gesicht. "Wie langweilig. Football ist doch viel besser. War eure Mannschaft denn gut?"

"Ähm... joa, sie war ganz gut." Einer der Besten im ganzen Staat.

"Warst du oft bei den Spielen?" Mehr als mir lieb war, möchte ich zuerst sagen, doch ich halte mich zurück.

"Manchmal. Aber das war nicht so nicht so mein Ding." Wenigstens eine Wahrheit.
Ich traue mich nicht, Lya anzuschauen und halte meinen Blick auf Jonah, der nur nickt und das Thema als abgehakt sieht. Ich weiß, man soll seine Freunde nicht anlügen, aber es handelt sich hierbei um eine Notlüge. Vielleicht sage ich ihnen irgendwann einmal die Wahrheit, aber nicht jetzt. Das würde sonst etwas zerstören, das ich gerade dabei bin, aufzubauen.

Zu meinem Glück klingelt es zum Unterricht und wir machen uns auf den Weg zu unseren Räumen, sodass ich nicht länger darüber nachdenken muss.

Lyas POV

"Freust du dich eigentlich ehrlich auf das Spiel oder ist es nur wegen Jonah?", frage ich meine beste Freundin, als wir auf dem Weg zu mir nach Hause sind.

"Natürlich wegen des Spiels", sagt sie mit hoher Stimme, die mir bestätigt, dass es zu 100% nur um Jonah geht. Ich werfe ihr einen kurzen Blick zu und sie gibt sich geschlagen.
"Na gut, ja. Er ging ja sonst immer mit Nick und ich wollte, dass die Tradition im Freundeskreis bleibt, sonst wäre er nicht gegangen. Und da es unser letztes Schuljahr ist, dachte ich, wir sollten wenigstens zu einem Spiel gehen. Du weißt schon, für die volle Highschoolerfahrung und so."

Sie hat recht. Es gehört irgendwie dazu, auch wenn ich kein großer Fan von Ballsportarten bin. Als ich noch jünger war, habe ich manchmal mit meinem Dad Football gespielt, aber das wurde immer weniger, je älter ich wurde. Und genau genommen war es eigentlich nur ein Hin- und herwerfen des Balls. Das Einzige, was ich von unserer Footballmannschaft weiß ist, dass sie eigentlich recht gut zu sein scheinen und das weiß ich auch nur von Gavin, da er der Quaterback ist und mir viel davon erzählt hat. Außerdem hat er mich immer wieder eingeladen, ihm beim Trainig zuzuschauen, aber ich war nur ein bis zwei Male da war.

"Und da Alec auch gehen möchte, ist es doch die perfekte Gelegenheit, etwas gemeinsam zu unternehmen, oder meinst du nicht auch?"

Ehrlich gesagt, bezweifle ich das. So wie er heute reagiert hat, frage ich mich, ob er sich wirklich für Football interessiert, oder ob er es nur uns zuliebe macht. Er schien recht unbehaglich, als Jonah ihn darüber ausgefragt hat, besonders mit der Baseballmannschaft seiner alten Schule. Ich weiß, dass Alec mal Baseball gespielt hat und es schien ihm gefallen zu haben. Das jedenfalls verrät sein Profilbild. Aber ein Bild ist auch nur eine Momentaufnahme und man weiß nie, wie echt es wirklich war. Ich weiß nicht, warum er nicht einfach die Wahrheit gesagt hat, aber ich vermute, er hat seine Gründe, so wie wir alle unsere Gründe haben.

"Lya?"

Erschrocken fahre ich zusammen. "Ja? Sorry, ich war gerade in Gedanken."

"Das habe ich bemerkt. Jedenfalls habe ich mir gedacht, dass wir danach noch etwas essen gehen könnten. Was meinst du?", fragt sie.

"Ähm..." Irgendwie wird mir das alles zu viel. Ich verstehe, dass Maddie ein schönes Abschlussjahr haben möchte und sich nicht in ihrem Zimmer verschanzen möchte, wie ich, aber irgendwie geht mir das zu schnell. Es sind zu viele neue Veränderungen auf einmal und ich habe Angst, darin zu versinken. "Ich weiß nicht, Maddie..."

"Bitte, Lya. Wir müssen weiterleben. Vor allem musst du mal wieder etwas erleben. Die letzten Monate hast du nur noch überlebt und das kann doch nicht ewig so weitergehen. Ja, ich weiß, Nick war dein bester Freund und du vermisst ihn unglaublich sehr, aber er hätte nicht gewollt, dass du so depressiv wirst", sagt Maddie mit scharfen Unterton und ich bin so perplex, weil das überhaupt nicht ihre Art ist.
Sie seufzt. "Tut mir leid, aber das musste ich sagen. Seit Monaten ziehst du dich immer mehr zurück und das kann ich mir nicht weiter mitansehen. Deine Eltern haben dich den Sommer über versucht, aus dem Zimmer zu holen und haben es nur mäßig hinbekommen, aber ich bin da konsequenter und das weißt du auch. Zur Not nehme ich dich Huckepack, aber wir gehen gemeinsam zu diesem Spiel. Hauptsache, du tust mal wieder etwas, das dir vielleicht sogar Spaß macht. Also, erlaube dir selbst endlich mal wieder zu leben, Lya."

Ihre Worte treffen mich auf eine Art und Weise, wie bisher noch nichts zu mir durchgedrungen ist und es fühlt sich an wie ein Stich ins Herz.

"Aber, wie kann ich einfach weiterleben und so tun, als wäre nichts passiert?", gebe ich resigniert wider und setze mich auf die Bank, die an der Straßenecke steht. Maddie setzt sich neben mich.

"Du sollst ja nicht so tun, als wäre nie etwas passiert. Du sollst es akzeptieren. Oder eher musst du es, um zu überleben." Maddie sieht mich mit einem ernsten Gesichtsaudruck an und ich frage mich, wann sie so weise geworden ist.

"Wow, sehr inspirierend, Maddie. Woher hast du das denn?", versuche ich es scherzhaft.

"Du bist nicht die Einzige, die sich einer Therapeutin anvertraut hat. Ich war zwar nur ein paar Sitzungen dort, aber darüber zu reden hat mir sehr geholfen und genau das hat er immer wieder zu mir gesagt."

Ich senke meinen Blick auf meine Schuhe und lasse ihre Worte auf mich einwirken. Mrs Jensen hatte mir auch schon sowas gesagt, aber ich habe es nie wirklich überdacht. Aber Maddie hat recht. Irgendwie muss ich weitermachen, das lässt sich nicht vermeiden. Also nicke ich nur und murmele ein "Okay", woraufhin wir beide wieder aufstehen und schweigend nebeneinander weitergehen.

Break The FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt