❥ Chapter 12

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Lyas POV

Hey Nick,
die erste Schulwoche habe ich nun hinter mir und was soll ich sagen? Ohne Dich ist es immer noch beschissen. Aber ich versuche mich davon abzulenken, indem ich Maddie und Jonah irgendwie zueinanderfinden lasse. Es ist genau wie Du sagtest: sie brauchen einen Schubser in die richtige Richtung und den werde ich ihnen geben. Damit sie glücklich sind. Das haben sie verdient, und damit ich das zuende bringen kann, was wir begonnen haben.
Heute mussten wir in Englisch eine Partnerarbeit machen und der Neue, der sich gut mit Jonah versteht, hat vorgeschlagen, dass Maddie mit Jonah zusammenarbeitet und ich mit ihm. Natürlich habe ich sofort zugestimmt, bevor mir überhaupt klar wurde, dass ich dann mit ihm arbeiten musste. Aber es war zugegebenermaßen nicht so schlimm wie erwartet. Er ist eigentlich sogar recht nett.

Moment mal... Sollte ich das wirklich darein schreiben? Ich streiche den letzten Satz durch und schreibe weiter.

Jedenfalls haben Maddie und ich Tessa heute mit irgendeinem Typ in einem Café gesehen. Ist das zu glauben? Tessa mitten im Sudium und ein Freund? Ja,wenn ich es nicht gesehen hätte, hätte ich es wohl auch nicht geglaubt. Mal sehen, ob sie ihn uns mal vorstellen wird. Mehr ist auch nicht passiert.
Bis bald,
Lya

Ich lege den Stift zur Seite und verstaue das Buch in meiner Schublade.

Wieder muss ich an Tessa und den Typen denken, mit dem sie heute in dem Café saß. Wer ist er? Er kam mir kein bisschen bekannt vor, also muss sie ihn erst vor nicht allzulanger Zeit kennengelernt haben.

Ich hole mein Handy aus der Tasche und öffne Instagram. Auf meiner Startseite sind Posts und Storys meiner Mitschüler angezeigt, die mich eigentlich nicht interessieren. In der Suchleiste gebe ich Tessas Nutzernamen ein und tippe auf ihr Profil, welches mir direkt angezeigt wird. Auf den von ihr geposteten Bildern ist der Typ nicht zu erkennen, nur welche mit ihren Feunde vom College, die mir schon mehr oder weniger bekannt sind. Vielleicht finde ich bei ihren Followern ein Bild oder einen Namen, der mich stutzig macht, doch nichts. Einerseits überrascht es mich nicht wirklich, da Tessa nicht viel von sozialen Netzwerken hält. Deswegen ist ihr letzter geposteter Beitrag auch ein Bild von ihrem Geburtstag von letzten Dezember. Blöde Idee, das hätte ich mir sparen können.

Da ich nichts besseres zutun habe, gehe ich auf mein eigenes Profil und sehe mir die Bilder an. Es fühlt sich an, als würde ich die Bilder einer anderen Person ansehen und nicht meine eigenen. Noch nie habe ich mich mir selbst so fremd gefühlt. Als hätte es nach Nicks Tod einen Cut gegeben und ich hätte ein neues Leben angefangen. Was eigenlich auch genauso ist.

Schnell schließe ich die App wieder und nehme mir meinen Laptop um mich ein bisschen mit Netflix abzulenken.

*

Am Abend ruft Mom mich zum Essen runter. Tessa sitzt diesmal noch vor mir am Tisch, was ziemlich selten vorkommt, da sie meistens den ganzen Tag weg ist. Jetzt weiß ich auch wieso.
Ich setze mich ebenfalls an den Tisch und mustere sie versucht unauffällig. Nichts an ihr wirkt anders. Wann hat sie gelernt, so gut zu lügen?

"Und Tessa, wie war dein Tag heute?", versuche ich sie aus der Reserve zu locken.

Sie sieht von ihrem Essen hoch und lächelt mich an. "Sehr gut, und deiner? Nett, dass du fragst."

"Auch gut. Ich war heute mit Maddie in der Stadt, um ein Kleid für die Hochzeit ihres Cousins zu kaufen." Ganz genau beobachte ich sie, doch ihre Haltung und ihr Gesicht bleiben locker. Verdammt. Sie ist gut.

"Das ist toll. Hat sie was gefunden?", beteiligt sich Mom an unserer Unterhaltung. Sie wirkt sehr erfreut darüber, dass ich freiwillig das Haus verlassen habe und mal nicht nur Zuhause herumsaß. Bestimmt sieht sie das als Fortschritt an.

"Nein, leider nicht", ich stochere in meinem Essen rum. "Wir waren sogar in dem Laden, wo Tessa immer ihre Kleider kauft." Ich blicke zu ihr und bemerke, wie ihr Griff um die Gabel fester wird und sich leicht verkrampft. Volltreffer. Sie sieht zu mir. "Ihr wart heute da?" Ihre Lippen versuchen ein Lächeln zu formen, was auch leicht funktioniert, doch ihre Augen strahlen Angst aus. Als würden sie mich anbetteln, bloß nicht mehr zu sagen, als über das Kleid. Als würde sie wissen, dass ich es weiß, aber hoffen, dass sie sich irre.

"Ja, aber Maddie hat nichts gefunden. Sie musste irgendwann los und daher konnten wir uns nicht genauer umsehen", gebe ich locker wider. Das ist mir Beweis genug und ich belasse es dabei. Tessas Anspannung fällt nach und nach von ihr ab und ich bin froh, am Tisch endlich mal ein anderes Thema besprechen zu können.

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