5 - La amenaza

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Nur eine halbe Stunde später stehe ich mit meiner Reisetasche vor seinem Haus und staune. Es ist wirklich schön. Er öffnet die Haustür und ich fühle mich sofort wohl.

Direkt vor mir ist das offene Wohnzimmer, bestehend aus einem Sofa, zwei Sesseln und einem Fernseher. Dahinter befindet sich rechts in der Ecke noch ein Kamin, davor ein kuscheliges Bärenfell und noch ein kleines Sofa. Rechts von mir führt eine Treppe nach oben, doch Michael zieht mich nach links weiter. Hinter der Tür befindet sich eine offene Küche. Sie ist in weiß und hellem Holz gehalten. An der Kücheninsel kann man gleichzeitig essen und sie gibt einem das Gefühl in einer Bar zu sein. Daneben sehe ich ein kleines Badezimmer. Durch das Wohnzimmer hindurch treten wir auf die Terasse. Zwei Sessel und ein Tisch und sogar ein paar Blumentöpfe kann ich erkennen. Von der Terrasse herunter führen zwei Stufen, eine rechts und eine direkt vor mir. Sie enden auf einer weiteren Terrasse mit Liegestühlen, die um den Pool herum angeordnet sind. Der restliche Garten, bestehend aus grünem Gras, ist klein, aber reicht trotzdem aus.

"Komm, ich zeig dir das Obergeschoss." Michael zieht mich wieder nach drinnen und auf die Treppe, bis wir in einem großen Flur stehen. Auch hier ist ein Sofa vor die Fensterfront, die den Garten zeigt, gestellt worden. Rechts befindet sich das Gästezimmer, welches ich bewohnen werde. Ein großes Bett steht vor dem Fenster, gegenüber davon ein riesiger Schrank.

Ich lasse meine Reisetasche hier stehen und betrete einen Raum auf der linken Seite. Dort befindet sich das Bad. Es gibt zwar keine Badewanne, dafür aber eine luxuriöse Regendusche. Neben dem Bad ist Michaels Schlafzimmer, das genauso aussieht wie meins. Rechts davon hat er sein Arbeitszimmer. Rechts davon steht ein Schaukelstuhl vor der zweiten Fensterfront und ich sehe nach draußen zum Pool, der träge in der Sonne glitzert.

"Gefällt es dir?"

"Es ist wunderschön hier. Danke, Michael", ich umarme ihn kurz.

"Ich bin noch verabredet, aber wenn irgendetwas ist, kannst du mich jederzeit anrufen, okay?" Mein bester Freund sieht mich eindringlich an.

"Alles klar. Was hast du denn vor?", will ich neugierig wissen.

"Ich hab vor ein paar Tagen eine Kellnerin kennengelernt und gehe jetzt mit ihr Mittag essen", erklärt er schmunzelnd. Mr. Norris hatte schon Recht, als er meinte Michael wäre ein Player.

Er geht und ich laufe in mein neues Zimmer, um mich für die Arbeit fertig zu machen. Ich muss mich jetzt einfach ablenken, Grübeleien führen doch zu nichts.

Außerdem begleite ich meinen Boss seit dem Geschäftsessen des Öfteren zu Geschäftsterminen. Seine Partner sind alle freundlich und ich komme gut mit ihnen zurecht. Matthias selbst ist wieder so arrogant, herablassend und unausstehlich wie am Anfang, aber ich lasse mich davon nicht beeindrucken. Aber gerade um ihn nicht weiter zu provozieren, muss ich mich absolut professionell verhalten und meinen Exfreund aus meinen Gedanken verbannen.

***

"Mira, wir müssen zu einem Termin", überfällt der Miesepeter mich.

"Es ist kein Termin eingetragen. Außerdem ist heute Donnerstag. Sie haben in einer halben Stunde Feierabend", protestiere ich.

"Deswegen müssen sie auch mitkommen. Ich habe keine Zeit für Diskussionen! Es muss so schnell wie möglich gehen!", sagt er nachdrücklich. Seufzend erhebe ich mich schließlich.

Wir gehen zusammen zu seinem Auto und kommen kurz darauf vor einem hohen Gebäude an.

"Der Kunde ist Spanier und sie werden das Gespräch führen. Ich kann zwar auch ein wenig Spanisch, aber mit ihnen wird der Deal hoffentlich zügig über die Bühne gehen", erklärt er.

Mal wieder fragt er nicht nach meiner Meinung, sondern gibt nur Anweisungen, die ich einzuhalten habe.

Nichtsahnend folge ich ihm in einen hellen Besprechungsraum. Er gibt mir einen Zettel mit seinen Notizen und erklärt mir, was ich zu tun habe.

Dann geht die Tür auf und ich erstarre in der Bewegung. Nein!

Matthias steht auf und reicht dem Mann die Hand.

"¡Buenos días! Me llamo Matthias Norris y mi secretaria se llama Mira Sánchez Martín. Gracías, para tú tiempo", (Guten Tag. Mein Name ist M. N. und meine Sekretärin heißt M.S.M. Danke für ihre Zeit.) begrüßt er meinen Exfreund freundlich.

"Hola, Señor Norris. Soy Mauricio Ramirez Torres. Hola, Señora Sánchez Martín", grüßt er zurück und gibt mir einen Handkuss. Angewidert entreiße ich sie ihm.

"¿Mauro, qué piensas hacer con él?", (Mauro, was hast du mit ihm vor?) frage ich ihn.

"¡Calla, Mira! Sólo una palabra y tú amante tiene dolores", (Sei still, Mira! Nur ein Wort und dein Liebhaber wird Schmerzen haben) warnt er mich.

"¡Increíble! Matthias no es mi amante. ¡Gilipollas!", (Unglaublich! M. ist nicht mein Liebhaber. Vollidiot!) beschimpfe ich ihn, bevor ich mich wieder setze.

"Amo tú temperamento", (Ich liebe dein Temperament) schnurrt er amüsiert und ich schnaube verächtlich.

Mein Boss sieht uns mit großen Augen an, scheinbar hat er nichts verstanden. Zumindest hoffe ich das.

"Er liebt dein Temperament? Was ist hier los, Mira?", hakt er direkt im Flüsterton nach. Er kneift bedrohlich seine Augen zusammen. ¡Mierda! (Scheiße!) Er hat es doch verstanden.

"Mauricio und ich kennen uns flüchtig. Nicht so wichtig", beschwichtige ich ihn.

Während dem Gespräch muss ich mich wirklich zusammenreißen nicht auf meinen Exfreund loszugehen. Er grinst mal anzüglich, mal arrogant, lässt sexistische Bemerkungen fallen und treibt mich mit seinem scheinheiligen Getue auf die Palme.

Meine Angst vor ihm ist großer Wut gewichen und die lasse ich ihn auch spüren.

"¿Está interesado en hacer negocios con "Stark & Norris" verdaderamente?", (Bist du wirklich an einem Geschäft mit "S&N" interessiert?) will ich nach 20 Minuten wissen.

"¡Claro en caso de que hagáis una oferta ventajosa!", (Klar, wenn ihr ein vorteilhaftes Angebot macht.)

Also führe ich die Verhandlung weiter, bis plötzlich Matthias Handy klingelt. Er verabscheidet sich kurz, um auf dem Gang zu telefonieren.

"¿Te gusta mi regalo?" (Gefällt dir mein Geschenk?) Ich weiß sofort, dass er auf den Umschlag anspielt.

"¡Déjalo ya! Nuestra relación amorosa se acaba", (Lass es endlich sein! Unsere Beziehung ist zu Ende) sage ich wütend und springe auf.

"¿Te quieres callar? Soy el hombre adecuado para ti. ¡Sigue así! Entonces tu amante se muere ahora mismo", (Wirst du wohl still sein? Ich bin der Richtige für dich. Mach nur so weiter! Dann stirbt dein Liebhaber jetzt gleich) droht der Dreckssack und gibt mir eine schallende Ohrfeige.

Geschockt von der Wucht sinke ich wieder auf den Stuhl zurück und halte mir schweigend meine brennende Wange.

"¿Te has portado como es debido? ¡No! ¡Chínchate! Te amo, pero ya no lo tolero más", (Warst du brav? Nein! Das hast du davon! Ich liebe dich, aber ich lasse das nicht länger durchgehen) schreit er mich an.

Mir laufen stumm Tränen über das Gesicht, doch ich traue mich nicht auch nur einen Laut von mir zu geben.

Als ich Schritte vor der Tür höre, wische ich schnell die Tränen weg und setze eine emotionslose Miene auf. Die rote Wange verstecke ich unter meinen Haaren.

"Mira, wir müssen los. Es ist ein Notfall." Matthias kommt hereingestürmt.

Mauricio hat ihn verstanden und verabschiedet sich von uns. So schnell ich kann verlasse ich den Raum und eile mit meinem Boss zu seinem Auto.

Te deseoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt