28 - la boda

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Den ganzen Weg über Schweigen wir; was sagt man denn auch seinem Stalker, der in absehbarer Zeit sein Ehemann sein wird?! Meine Gedanken kreisen um Matt, denn nur er lässt mich etwas besser fühlen. Aber ich weiß, dass ich keine Chance habe. Entweder ich heirate Mauricio und Matt kommt über mich hinweg oder ich weigere mich Mauricio zu heiraten und Matt stirbt.
Da fällt mir die Entscheidung nicht allzu schwer.

Nach einer Stunde fahren wir auf einen großen Hof vor einer Kirche. Sie ist klein und sieht aus, als falle sie jeden Moment in sich zusammen. Aber Mauricio scheint begeistert zu sein und springt sofort aus dem Auto, um mir dann wieder die Tür aufzuhalten. Seine zuvorkommende Art ist perfekt inszeniert, sodass kein Außenstehender bemerken würde, wie er wirklich drauf ist.

Schwerfällig steige ich aus und mein Bein schmerzt schlimmer als je zuvor. Wimmernd sinke ich auf den Boden und halte mir mein Bein. Stöhnend und mit wütendem Blick kniet sich Mauricio zu mir herunter.

"Mach jetzt kein Theater. Meine Leute sind überall und es kostet mich nur einen Anruf deinen Geliebten umzubringen", zischt er mir zu.

"Mein Bein", schluchze ich und raffe das Kleid ein wenig, um meinen Oberschenkel zu betrachten. Dickes Rotes Blut, gemischt mit Eiter zeichnet sich unter dem provisorischen Verband ab. Zitternd starre ich den roten Strich, der oberhalb der Wunde verläuft. Sieht nicht so eine Blutvergiftung aus?, schießt es mir durch den Kopf. Doch im gleichen Moment wird mir bewusst, dass es vielleicht genau das Richtige ist. Ich werde Mauricio jetzt heiraten und bald an der Blutvergiftung sterben. Dann muss ich nicht mein Leben in Gefangenschaft mit einem gewalttätigen Mann verbringen.

Im nächsten Moment zucke ich erschrocken zusammen. Was denke ich denn da?! Sterben löst meine Probleme bestimmt nicht. Und auch wenn es mich von Mauricio erlösen würde, erstens sehe ich Matt dann nie wieder und zweitens scheint es mir kein angenehmer Tod  zu sein.
Aber von Mauricio tot geprügelt zu werden ist besser? Meine Gedanken scheinen mich zu verhöhnen.

"Du wirst mich jetzt heiraten, darum kümmern wir uns später", meint er nur genervt und zieht mich wieder hoch. Doch ich schaffe es nicht mich zu halten und er hebt mich kurzentschlossen hoch. Ich ziehe zischend die Luft ein, denn diese Bewegung verstärkt meine Schmerzen nur noch. Ich schließe für einen Moment die Augen und hoffe, dass es einfach bald vorbei ist.

Ich spüre, wie mein Exfreund mich zu den altem Gebäude trägt und mir ein muffiger Geruch entgegenschlägt. Langsam öffne ich wieder meine Augen und vor mir öffnet ein fremder Mann die Tür zum Innenraum der Kirche. Die Bänke sind mit Blumen geschmückt und in den ersten Reihen sitzen Menschen. Ein paar bekannte Gesichter, größtenteils Fremde.

Mauricio betritt mit mir auf dem Arm die Kirche und er lehnt sich ein wenig zu mir runter. "Lächle", raunt er bedrohlich. Lächelt mich dann aber strahlend an. Ich gebe mein Bestes ein halbwegs glaubwürdiges Lächeln aufzusetzen. Zur Tarnung gibt er mir einen Kuss auf die Wange und ich höre das verträumte Aufseufzen einiger Frauen, als wir an den vorderen Bankreihen vorbei gehen.

Mauricio setzt mich vor dem Altar ab und schiebt mir einen Stuhl zu, auf den ich mich erschöpft sinken lasse. Mein Kopf dröhnt immer noch und ich reibe mir mit den Händen über die Arme, um sie zu wärmen.
Der Pfarrer beginnt mit seiner Rede, die ich wie im Delirium erlebe. Nach alter spanischer Tradition übergibt Mauricio mir ein Säckchen mit 13 Goldmünzen. Fast hätte ich laut aufgelacht, denn um mich kümmern wird er sich in der Ehe  sicher nicht, wie es der Beutel eigentlich ausdrücken soll.

Als der Pfarrer nach einer halben Ewigkeit die entscheidende Frage stellt und Mauricio mit "Ja" antwortet und seine Unterschrift auf das Dokument setzt, will ich am liebsten wegrennen.

Aber noch bevor mir die gleiche Frage gestellt wird, reißt jemand die Tür auf.

Matt:

Mit dem Auto verfolgen wir jetzt schon unzählige Minuten den silbernen Wagen. Wir kamen gerade bei der Adresse an, als ein Mann einstieg und das Auto losfuhr. Da es zweifelsfrei Mauricio war, der in das Auto stieg waren wir an ihm dran geblieben.

"Ich werde ihn jetzt von der Straße holen. Vielleicht stirbt er dann wenigstens bei dem Unfall", murmle ich vor mich hin.

"Bist du verrückt?!", Michael starrt mich entgeistert an. "Du wirst gar nichts tun, außer weiter brav hinter ihnen her zu fahren. Was ist, wenn Mira in diesem Auto sitzt und stirbt, nur weil du nicht nachdenkst? Abgesehen davon möchte auch ich noch ein bisschen weiterleben!"

Seufzend fahre ich mir übers Gesicht. "Ja, ich weiß. Tut mir Leid, ich bin einfach durch den Wind", erkläre ich. Die Sorge um Mira lässt mich durchdrehen. Ich liebe sie so sehr, dass es mir den Atem nimmt und ich würde am liebsten sofort aus diesem Wagen springen und sie da herausholen.

"Scheiße, wo sind sie hin?", fragt Michael und reckt sich, um über die anderen Autos auf der Kreuzung zu schauen. Auch ich richte mich auf, doch ich entdecke das silberne Fahrzeug nicht.
Ich möchte heulen vor Frust! Das kann doch alles nicht wahr sein!

Michael zückt das Handy und ruft ein weiteres Mal bei der Polizei an. Einem zuständigen Beamten erklärt er, dass wir Mauricio gefolgt sind und wo wir ihn genau verloren haben. Er behauptet gesehen zu haben, wie Mauricio Mira ins Auto gezerrt hat, um diese untätigen Penner endlich zum Handeln zu bringen. Ich bin meinem besten Freund unglaublich dankbar, ohne ihn würde ich es nicht durchstehen!

Der Polizist verspricht, dass er jemanden losschickt und eine Handyortung veranlasst. Aber das könne noch etwas dauern. Wir sollten endlich nach Hause fahren und die Polizei ihre Arbeit machen lassen. Verzweifelt schlage ich auf das Lenkrad und atme tief durch.

"Egal, wir suchen sie weiter. Ich kann nicht noch länger warten!" Ich trete das Gaspedal durch und fahre geradeaus weiter. Die Straße hat glücklicherweise keine Nebenstraßen und wir können alles gut überblicken. Doch das silberne Auto entdecken wir nicht.

"So schnell wie du fährst hätten wir sie längst einholen müssen. Dreh um, lass uns in der anderen Straße alles absuchen", meint mein bester Freund und ich wende den Wagen. Ich biege nach links ab und schon von Weitem erkennen wir ein silbernes Fahrzeug vor der kleine Kirche am Ende der langen Straße.

Was wollen sie denn da? Ich versteh es nicht. Er entführt sie und fährt dann (mit ihr) zu einer Kirche?

"Was soll das?", frage ich Michael, der blass nach vorne starrt.

"Ich hab da so eine Idee, aber die wird dir nicht gefallen", murmelt er, während er schon wieder die Nummer der Wache wählt.

Te deseoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt