Kapitel 2

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Finsternis

Franz war gerade dabei ein neues Feuer zu entfachen. Emily saß dabei, sie hatte große Ringe unter den Augen. Franziska sammelte Beeren im Umfeld und Joel und Samuel waren noch nicht wach. Ich vergewisserte mich, dass niemand mir nachschaute und ging ein Stück in den Wald hinein um ein bisschen Privatsphäre zu haben. Unter meinen Pullover zog ich noch ein T-Shirt und sprühte alles mit Deo ein. Schon nach drei Tagen roch alles nach Schweiß. Es war mir natürlich vorher klar gewesen, dass wir nicht in einer Parfümerie sein würden, da wir in der Natur leben wollten wie einst die Jäger und Sammler. Drei Tage hatten wir bisher am See verbracht, damit die Einwohner der Stadt dachten, wir wären Camper. 

Gerade als ich meinen Gürtel zu knöpfte hörte ich einen Hilfeschrei. Ein schriller, gellender Schrei. Ich rannte los, stolperte dabei über eine Wurzel, und kam am Zelt an. Alles war wie immer. Aber wo kam der Schrei her? Ich schaute mich um, konnte aber nichts entdecken. Da kam schon Samuel aus dem Zelt gerannt und schaute sich um. 
„Was ist passiert? Hat da irgend jemand geschrieen?" Ich nickte angsterfüllt. Dieser Schrei, war das einer von uns gewesen? Alle waren da, bis auf die Geschwister.Ich drehte mich zu Samuel: „Weißt du wo Franz und seine Schwester sind?" Das die beiden fehlten, fiel auch Samuel auf und er starrte mich an. Ich starrte zurück und Entsetzten stand in unseren Gesichtern. Hatte jemand die Gruppe überfallen? Aber warum war Emily noch da? Oder waren Franz und Franziskas Eltern gekommen um die beiden zu holen? Nein, dann hätten sie mit uns geredet. Aber wo waren die beiden? Verdammt, ich als derzeitige Chefin hatte die Pflicht auf alle aufzupassen. Gerade wollte ich mich mit Samuel auf die Suche machen, da kam plötzlich jemand auf uns zugerannt. Samuel sprang zur Seite und zog mich mit sich, als dieser Irrer an uns vorbeirannte oder uns fast umrannte. Ich konnte nicht erkennen wer es gewesen war, denn ich lag auf Samuel. Ich hörte seinen Puls, ganz nah. Wenige Zentimeter von seinen Lippen entfernt befanden sich meine. Samuel hielt mich. Er hatte die Arme um meine Taille gelegt, ganz sanft. Meine Hände lagen irgendwo neben seinem Kopf. Ich berührte eine seiner Haarsträhnen. Sie glitzerte im Sonnelicht und einen Moment erinnerte er mich an einen berühmten Schauspieler. Seine Augenfarbe wurde noch heller und seine Brust bebte. Ich konnte seine Bauchmuskeln erkennen, wow. Eine Ewigkeit lagen wir so da, bis ein weiterer Hilfeschrei  erklang. Ich sprang auf und rupfte mein Oberteil zu recht. Samuel stand auch langsam auf, er schaute mich an, und einen Moment schaute ich zurück.

Dann lief ich aber zum See um mir Wasser über den Kopf zu kippen, damit ich einen klaren Durchblick hatte. Aber was war das? Zehn Meter entfernt im Wasser? Ein Fischschwarm? Nein, die Blasen waren viel größer. Neugierig beobachtete ich den See. Plötzlich gab es eine riesige Fontaine und Wasser spritze zu allen Seiten. Dann war es wieder verschwunden, was auch immer da gewesen war. 
„Finja, schnell, es sind Franz und Franziska!" Samuel spurte an mir vorbei und rannte ins Wasser. Einen Augenblick erstarrte er, eine riesige Gänsehaut zog sich über seinen ganzen Körper. Er hatte nur seine Unterhose an und einen Augenblick blieb ich sprachlos stehen und schaute seinen muskulösen Oberkörper an. Ich schüttelte mich und zog mich ebenfalls aus, bis auf den B&H und den Slip. Vorsichtig spritze ich mir Wasser ins Gesicht. Es war eiskalt! Ich betupfte meinen ganzen Körper und stieg langsam ins Wasser. Samuel schwamm und ich beeilte mich hinterher zu kommen. Nie hätte ich gedacht, dass es so anstrengend war, in einem See voranzukommen, aber das war es. Schließlich hatte ich Samuel eingeholt und zusammen umrundeten wir die Blubberblasen. „Wer ist das?" „Franziska und Franz! Wir müssen was unternehmen!"

Ich nickte und tauchte unter. Es war so dunkel wie unerwünscht. Doch ich tauchte immer tiefer. Algen versperrten mir den Weg und Fische kitzelten meine Fußsohlen. Der Schweredruck drückte mich immer tiefer und tiefer und meine Hände berührten Schlamm. Sofort zuckte ich zurück. Ist da unten jemand? Lag mir auf der Zunge, aber niemand würde mich hören. Der Sauerstoff ging mir aus. Ich bemühte wieder aufzutauchen, aber ich wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Angst überfiel mich. Ich kniff die Augen zu und wieder auf. Aber es wurde nur noch dunkler. Wie verrückt ruderte ich mit den Armen, aber es nütze nichts. Ich sank immer weiter in den Schlamm und blieb dort schließlich liegen.Meine Augen fielen zu. Bilder rauschten an mir vorbei. Die brennende Scheune, jetzt musste ich also dafür zahlen. Langsam wurde ich ruhiger. Bald würde diese Angst vorbei sein. Bald.Stimmen erklangen. Eine Jungstimme. Flehend. Bittend. Dann hörte ich nichts mehr, nur noch wie mein Puls langsam aufhörte zuarbeiten.

Traumpfad (Bis 2045 pausiert!) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt