Kapitel 9

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Nebel Teil 1

Der Nebel war dicht und fesselte mich an die Höhle. Ich versuchte weiterhin meine Augen offen zuhalten, damit ich nicht erfror. Eingemummelt in meine Decken hockte ich tief in der Höhle und kochte Tee über einem kleinen Feuer. Durch den Nebel hindurch beobachtete ich, wie vermummte Gestalten ein Zelt aufzubauen versuchten. Ich hätte ihnen gerne geholfen, doch der Nebel war undurchschaubar und am Ende hätte ich mich verirrt. Ich wäre erfroren, denn die Temperaturen waren stark zurück gegangen in der vergangenen Nacht. Also blieb ich in der windgeschützten Höhle. Ich hatte mal gehört, dass ein Wirt bei einem Schneesturm seine Baude nicht gefunden hat. Am Morgen wurde er 40 Meter entfernt tot gefunden. Erfroren. Eine Gänsehaut zog sich über meine Arme und langsam fielen meine Augenlider zu.

Langsam, aber sicher glitt ich in eine Traumwelt über, in der es nur eine unendliche große Gänseblümchenwiese gab und zwei Mädchen: Svenja und mich. Wir blickten zum Himmel und fingen an zu kichern. Wir versuchten die Wolken zuschnappen und sie zu uns herunter zu reißen.

Ich wachte auf. Schweiß überströmt fuhr ich mir über die Augen. Ich durfte nicht einschlafen! Dann dachte ich an Svenja. Um ehrlich zu sein, vermisste ich sie kaum. Zwar war sie meine beste Freundin gewesen, aber ich war hierher gekommen, um meine Vergangenheit hinter mir zulassen. Also auch sie.

Plötzlich hörte ich Schritte. Aus lauter Panik vergaß ich wie ich das Feuer löschen sollte und betete, dass derjenige mich nicht entdeckte. Angsterfüllt lauschte ich auf weitere Zeichen, vernahm aber keine. Bis ich diesen Schuss hörte. Er war kurz und laut. Ein Knall, der mir ins Mark und Glied fuhr. Schlagartig hörte ich auf zu atmen. Doch nicht ich war getroffen. Es war ein Mädchen. Jung, stark, hübsch, selbstbewusst. Franziska. Ich sah, wie sich keine zwei Meter von der Höhle entfernt auf dem Boden krümmte. Rote Farbe tropfte aus ihrem Arm. Blut. Ich fing an zu weinen. Nicht sie! Nicht sie! Man musste doch etwas tun können... Schlagartig wurde mir bewusst, dass die anderen nicht bei ihr waren. Aber ich konnte doch nicht... die Höhle bot mir Sicherheit. Aber ich konnte doch nicht jemanden sterben lassen. Nachdem ich meine Atmung kontrolliert hatte, kroch ich an den Höhlenrand. Stand der Fremde direkt über mir? Ich blickte wieder zu Franziska. Sie lag dort einfach... einfach da. Ich rang mich zusammen und krabbelte zu ihr. Leise hielt ich ihr den Mund zu und flüsterte ihr beruhigende Wörter zu. Sie hörte zwar auf zu wimmern, aber auch ihr Herzschlag ging langsamer. Zitternd zog ich sie in die Höhle und beugte mich über ihren Arm. Die Wunde war oberhalb des Ellenbogens. Ich streifte ihre Jacke ab und untersuchte die Wunde genauer. Die Kugel hatte das Fleisch entzwei gerissen und hatte sich in ihren Arm eingegraben. Ich riss ein Stück der Decke ab und drückte es fest auf die klaffenden Riss. Nebenbei kramte ich in meinem Medizinbeutel und holte eine Binde heraus. Diese wickelte ich um das Stück Decke, um den Druck zu verstärken. Danach konnte ich nur beten, Franziska würde es überleben.

Traumpfad (Bis 2045 pausiert!) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt