Vielleicht habt ihr es schon mitbekommen: Der US-Bundesstaat Texas hat ein neues Gesetz bezüglich Abtreibungen erlassen. Dieses lautet wie folgt: Der Eingriff ist verboten, sobald der erste Herzschlag des Fötus zu hören ist, also ab etwa sechs Wochen. Es trat am 01. September in Kraft.
Dieses Gesetz zieht mehrere Problematiken mit sich:
• Viele Frauen wissen nach sechs Wochen noch gar nicht, dass sie schwanger sind. Der erste Verdacht kommt häufig bei Ausfall der Periode auf, doch das kann auch andere Gründe haben, z.B. die Einnahme der Pille, unregelmäßige Monatsblutung, veränderte Lebensgewohnheiten, oder man hat auch mal keine Acht darauf.
• Selbst bei Vergewaltigungen und Inzest werden keine Ausnahmen gemacht.
→ Lediglich medizinische Notfälle lassen einen Schwangerschaftsabbruch zu.Dies ist eines der härtesten Abtreibungsgesetze in den Vereinigten Staaten. Es wird Frauen somit quasi unmöglich gemacht, eine Schwangerschaft zu beenden. Außerdem steht es US-Bürgern zu, zivilrechtlich gegen Personen, die einer schwangeren Frau zu einem Abbruch verhelfen wie Ärzten oder auch nur Menschen, die diese zur Klinik fahren, vozugehen. Das bedeutet, dass dieses Gesetz nicht durch Behörden, sondern durch die Bürger durchgesetzt wird. Bei einer Verurteilung drohen bis zu 10.000 $ Strafe und die Tipp-Geber bekommen eine Summe in gleicher Höhe als Belohnung.
Ein Kommentar von Jen Psaki, Sprecherin des Weißen Hauses, ging viral, in dem sie auf die Fragen eines Reporters antwortete. Dabei ging es um den Präsidenten und wie er Abtreibungen mit seinem katholischen Glauben unterstützen könne. Psaki antwortete darauf, dass Joe Biden der Meinung sei, es sei die Verantwortung der betroffenen Frau, diese Entscheidung zu treffen. Zudem machte sie dem männlichen Reporter klar, dass dieser sich niemals in dieser Lage befinden und sich auch nicht hineinversetzen könne.
Am 09. September reichte das amerikanische Justizministerium Klage gegen das Gesetz ein, da dieses "eindeutig verfassungswidrig" sei.
Vermehrt gab es in letzter Zeit Diskussionen um Abtreibungsverbote in verschiedenen Ländern, z.B. in Polen. Auch in Deutschland gab es Trubel um "Werbung" für Abtreibungen.
*Eigene Meinung*
Die Person, die über den Abbruch einer Schwangerschaft entscheidet, ist diejenige, die schwanger ist.
Es gibt verschiedene individuelle Gründe, eine Schwangerschaft abzubrechen. Inzest, Vergewaltigungen oder gesundheitliche Gründe sind dabei nicht die einzigen.
Stellt euch beispielsweise mal vor, eine Frau mittleren Alters wird unerwartet schwanger. Das Verhütungsmittel hat nicht gewirkt. Sie hat jedoch schon zwei Kinder und will kein weiteres, sei es aus gesundheitlichen, finanziellen oder anderen Gründen.
Für mich käme an dieser Stelle eine Freigabe zur Adoption nicht in Frage. Wie grausam wäre es denn, wenn meine Familie meine komplette Schwangerschaft mitbekommt, meine Kinder sehen, wie ein Mensch in meinem Bauch heranwächst, und dann ist dieser Mensch auf einmal weg. Fragen werden gestellt. Menschen verurteilen dich, weil du für das dritte Kind nicht so viel Liebe empfunden hast wie für die ersten beiden.
Wäre es da nicht leichter, dieses Kind gar nicht erst zu bekommen?Oder eine transmännliche Person, die aufgrund ihrer biologischen Weiblichkeit ungeplant und ungewollt schwanger geworden ist: Würdet ihr von einer Person, die ihre Weiblichkeit ablegen und sich einem Geschlecht angleichen möchte, das biologisch nicht dazu in der Lage ist, ein Kind zu gebären, erwarten, sich dieser psychischen Folter auszusetzen?
Oder wenn ich darüber nachdenke, was ich tun würde, wenn ich jetzt in diesem Moment erfahren würde, dass ich schwanger wäre. Ich würde in Panik verfallen. Ungewollt durch einen Unfall, aber ich würde dieses Kind dennoch nicht bekommen wollen. Ich habe nicht vor, mein Abi mit Kind zu machen. Ich würde mir (in meinem momentanen Zustand) nicht zutrauen, eine Schwangerschaft und eine Geburt durchzustehen. Oder eine Mutter zu sein. Ich würde mich definitiv über eine Abtreibung informieren.
Wäre ich jedoch zehn Jahre älter, hätte einen sicheren Job und vielleicht sogar einen festen Partner, sähe die Situation schon ganz anders aus.Es gibt so viele Gründe. Deswegen ist es unheheuer wichtig, dass Betroffene richtig informiert werden. Es wird keine "Werbung" für Abtreibung gemacht, aber Aufklärung sollte und muss stattfinden. Vielleicht entscheiden sich auch einige dagegen, wenn sie die Folgen einer Abtreibung erfahren. Für manche ist es vielleicht der letzte Ausweg.
Es muss jedoch auch jedem klar sein, dass eine Abtreibung kein Verhütungsmittel ist. Es ist zwar der letzte Weg, eine komplette Schwangerschaft zu verhindern, aber es ist kein Besuch wie im Nagelsalon, wo man sich die verhunzten Nägel richten lassen kann. Es ist ein medizinscher Eingriff der schwerwiegende Folgen haben kann, und darüber muss informiert werden.
Verbote haben nämlich auch eine fatale Nebenwirkung: Ist es auf legalem Weg nicht möglich, finden sich illegale Hintertüren.
Verpfuschte Eingriffe von unerfahrenen "Ärzten" (oder wie man es in diesem Fall nennen will) oder gefährliche Selbstversuche können nicht nur das ungeborene Kind, sondern auch die Mutter in Lebensgefahr bringen oder sogar töten.Wer aus religiösen oder ethischen Gründen keine Abtreibung durchführen lassen möchte, der macht es einfach nicht. Anderen jedoch vorzuschreiben, was sie mit ihrem Körper zu tun und zu lassen haben und von ihnen zu erwarten, unvorstellbare physische sowie psychische Schmerzen durchzustehen, ist meiner Meinung nach menschenrechtsverletzend und egoistisch.
Wie steht ihr zu Abtreibungen?
Sollten wir über Abtreibungen bei Bedarf aufgeklärt werden?
(An die biologisch weiblichen Personen:)
Würdet ihr euch jetzt in diesem Moment dazu bereit fühlen, eine Schwangerschaft und eine Geburt durchzustehen und ein Kind großzuziehen?
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Logbucheintrag 185
Random"Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0 - und das nennen sie ihren Standpunkt." - Albert Einstein Updates: unregelmäßig, but sundays