*TRIGGERWARNUNG* Weiter unten im Kapitel (wenn es um die toxische Männlichkeit geht) wird das Thema Suizid behandelt.
Frauen gehen gerne shoppen, reden viel, gehören in die Küche und können nicht Autofahren.
Männer müssen einen Sixpack haben, viel Geld verdienen, einen schicken Wagen fahren und sich für Fußball interessieren.Ich würde jetzt mal behaupten, dass alle Leser mindestens einer dieser Eigenschaften ihres Geschlechts nicht zustimmen würden.
Irgendwann hat irgendjemand mal entschieden, wer was mag, wer was können muss und wer wo hingehört. Mittlerweile sind diese Rollenbilder aber längst überholt, und das sollte der Gesellschaft langsam mal klar werden. Immer wieder lese ich in Kommentaren, dass wir Frauen das schwächere Geschlecht sind, gefälligst die Klappe zu halten haben und uns nicht so aufspielen sollen. Genauso lese ich immer wieder, dass Männer keine Memmen sein und ins Fitnessstudio gehen sollen.
In der heutigen Zeit entwickelt sich die Gesellschaft ja nun endlich auf einem toleranteren Weg, und immer mehr (junge) Leute kämpfen gegen diese Rollenbilder. Aber ist an diesen vielleicht doch etwas wahres dran?
Rollenbilder sind schon vor vielen hundert Jahren entstanden. Dabei ging es vor allem darum, dass der Mann arbeiten geht und die Frau sich zu Hause um den Haushalt und die Kinder kümmert. Und mit diesem Wissen haben sie natürlich auch ihre Kinder erzogen. So hat sich das bis in das 20. Jahrhundert gezogen. Erst dann haben Frauen sich getraut, sich wirklich stark zu machen und sich für ihre Rechte einzusetzen. Das Frauen wählen und unabhängig von ihrem Mann ein Konto führen dürfen, das gibt es erst seit etwa 100 Jahren. Und auch heute gibt es noch Leute, die der Meinung sind, dass Frauen zu viele Rechte haben, dass Feminismus nicht gerechtfertigt und nur reiner Männerhass ist (siehe hierzu das Kapitel "Feminismus = Männerhass??").
Am 8. März, dem Weltfrauentag, habe ich unter einigen Posts auf Instagram erschreckende Kommentare gelesen:
Hier nur einige davon; erschreckend, nicht wahr?
Alle, die einen Weltmännertag wollen, sollten froh sein, dass sie keinen brauchen.
Der Weltfrauentag wurde das erste Mal am 8. März 1911 in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Dänemark und den USA gefeiert. Ein Jahr zuvor forderte die deutsche Sozialistin Clara Zetkin auf einem Kongress "keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte" für Frauen. Frauen fordern Gleichberechtigung in allen Bereichen und machen an Gewalt gegen Frauen aufmerksam. (Zum Thema Femizide könnt ihr in das Kapitel "Something like Kurznachrichten" lesen, dort wird es kurz angesprochen und erklärt.) Dass Männer froh sein sollten, nicht für ihr Geschlecht kämpfen zu müssen, sollte wohl selbsterklärend sein.
Natürlich heißt das nicht, dass Männer ohne Probleme durch die Welt spazieren. Auch sie wurden durch die Geschichte in Rollen gesteckt, die nicht auf alle zutreffen und die belastend sein können. Ein Mann muss keinen "typisch männlichen Beruf" ausüben, um als Mann angesehen zu werden und seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Mensch redet hierbei von toxischer Männlichkeit:
Der Begriff "toxische Männlichkeit" bezieht sich nicht auf alle Männer, sondern auf bestimmte männliche Verhaltensweisen, die oft kulturell anerzogen wurden. Das bedeutet, dass auch heute noch Männlichkeit durch bestimmte Merkmale definiert werden: Stärke, Mangel an Emotionen, Dominanz, Sexuelles Verlangen. Ein Mann, der diese Eigenschaften nicht erfüllt, gilt gesellschaftlich als weniger männlich. Das kann jemanden psychisch sehr belasten und führt dann meistens auch zu Sexismus, Homophobie, Gewaltverherrlichung und das Verlangen, andere zu dominieren und zu kontrollieren.
Sätze wie "Sei keine Pussy", "Indianer kennen keinen Schmerz" oder "Echte Männer weinen nicht", die Mensch schon von Geburt an zu hören bekommt, verstärkt dieses ganze Phänomen. Sie werden als "Pussy" oder "Mädchen" als Synonym für "schwach" bezeichnet.
Ein solcher Druck, nicht als schwach und weniger männlich zu gelten, und seine Emotionen zu unterdrücken, kann auch zu Depressionen und Suizid führen. Männer begehen drei Mal häufiger Suizid als Frauen; weil es als schwach gilt, zu einem Psychologen zu gehen und sich Hilfe zu holen, wenn es einem nicht gut geht (siehe hierzu das Kapitel "Der Kampf gegen Depressionen").
Dabei ist es absolut nicht verwerflich, wenn Mensch sich Hilfe holt, wenn Mensch weint oder keine 150kg stemmen kann. Und das müssen wir den folgenden Generationen unbedingt beibringen.
Aber stecken in den Rollenbildern nicht auch gewisse Klischees?
Leute, bitte sagt mir, dass ich nicht die einzige bin, der diese Frage mal vor dem inneren Auge aufgeploppt ist.
Ich habe mich gefragt: "Warum gelten Frauen denn als Tratschtanten? Ist da nicht doch etwas dran?"
Solche Klischees werden gerne verallgemeinert. Das sollten sie jedoch nicht, weil sie eben nicht auf alle zutreffen. Vor allem in der heutigen Zeit, in der wir Menschen immer mehr zu uns selbst stehen und es nicht mehr nur schwarz oder weiß gibt. Wir sind ein Haufen unterschiedlicher Grautöne.
Natürlich treffen Klischees auch immer noch auf eine bestimmte Menschengruppen zu; irgendwie müssen sie ja entstanden sein. Mensch muss nur aufpassen, wie er mit diesen Klischees umgeht und wem er sie an den Kopf schmeißt.
Ich gebe zu, ich gehe gern shoppen und rede mit meinen besten Freundinnen gerne über Leute.
Aber ich koche nicht gern und kann mir zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen, jemals Kinder zu haben. Außerdem mag ich keine Schminke, aber ich liebe es, mich toll anzuziehen und mir die Nägel zu lackieren.Listet ihr doch mal auf, welche Klischees, die auch vorgeworfen werden, auf euch zutreffen und welche nicht.
Habt ihr schon mal toxische Männlichkeit erlebt oder sie vielleicht sogar mal (unbewusst) gestärkt?
An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass wir in einer wandelnden Gesellschaft leben und uns vorgeworfene Klischees und Rollenbilder nicht gefallen lassen müssen. Macht euch für euch und eure Rechte stark!
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Logbucheintrag 185
Rastgele"Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius 0 - und das nennen sie ihren Standpunkt." - Albert Einstein Updates: unregelmäßig, but sundays