15.09.2017
Das Bad lässt meine Muskeln entspannen, was für mich eine echte Seltenheit ist. Sonst bin ich angespannt und warte nur auf den Moment, in dem ich angegriffen werde. Jetzt habe ich meine Ruhe vor dem ganzen. Auch vor meinen Eltern, mit denen ich mich eigentlich immer schon ganz gut verstand. Gerade sind sie aber auf Geschäftesreise. Was für mich ein Vorteil ist.
Ich habe meine Ruhe.
Nur mein Schluchzen und Weinen, durchbrach sie. Mein Kopf lege ich auf den Rand der Badewanne ab und schließe genüsslich meine Augen. Stille habe ich schon nicht lange mehr so geliebt. Gewöhnlicherweise lässt mich meine Stimme nicht alleine, erst recht nicht in solchen Situationen.
Keine Stimme. Schweigen.
Aber dann kommt wieder dieser Drang, nach dem Schmerz. Zu sehen wie das Blut über meine Haut läuft. Das noch stärkere Ziehen und Brennen des Schnittes und des schaumiges Wassers auf den Wunde-.
„Hallo mein Schatz. Wir sind wieder daaa!" höre ich meine Mutter von unten rufen. Was machen sie denn schon hier? Ach stimmt, sie wollten ja heute wieder kommen! Aber doch eigentlich erst gegen Nachmittag. Mein Blick schnellt zu der kleinen Wanduhr, welche erstaunlicherweise schon 16:47 Uhr ist. Scheiße, was mach ich den jetzt. Ich habe hier nur meine alten, kaputten Klamotten und ein Handtuch.
Zum Glück habe ich die Tür abgeschlossen, sonst würden sie jetzt schon hier im Bad sein. Aber das sind schon fast, denn in dem Moment klopft es an der Tür und die lebensfrohe Stimme meiner Mum ist zu hören. „Bist du im Bad Kleines?" Automatisch nicke ich, aber sie sieht mich ja nicht weswegen ich noch ein „Ja bin ich. Komme gleich" hinterher rief.
Viel reden tat ich schon länger nicht mehr. Da war die Zeit für ihrer Geschäftsreise ganz gut. Niemand hat das mitbekommen, genauso, dass ich unregelmäßig Essen zu mir nehme. Meistens esse ich wirklich nur dann, wenn es nötig ist. Also so gut wie nie. Mein Aussehe ist auch nicht mehr so wie vor 6 Wochen. Längere Haare und meine Kleidungsstyle hat sich auch geändert.
Naja nicht ganz, ich könnte ihn jetzt halt endlich mehr tragen als sonst. Denn meine Eltern, genau so wie alle anderen, außer Nora wissen, dass ich so etwas schon, anziehend und ästhetisch finde. Aber jetzt muss ich wohl wieder etwas für meine Eltern normales anziehen, oder? Ich könnte es ja auch einfach mal ausprobieren wie es wäre es vor ihnen zu tragen? Würden sie mich dann abstoßend finden? Es würde mich freuen, nein ich würde sogar vor Freue explodieren, wenn ich endlich ich sein könnte.
Meine Eltern haben es ja auch verstanden, als ich ihnen gesagt habe, dass ich pansexuell bin. Es war ein kleiner Schock für meine Eltern, vor allem meinen Vater. Da er dachte, dass ich ja auch später mit einem Mann verheiratet sein könnte und, dass er dann keine Enkelkinder haben würde. Meine Mutter hat mich von Anfang an unterstützt und ihrem Mann dann auch erklärt, dass es immer noch Adoption gibt.
Seitdem haben wir sogar ein relativ enges Verhältnis gehabt. Auch wenn ich lange nicht alles erzählt habe über was ich mir den Kopf zerbreche oder gar über andere meiner Probleme. Als sie dann auf Geschäftsreise gefahren sind, haben sie mir nur manchmal geschrieben, ob das Haus noch stehen würde. Und wie sie sehen, habe ich es nicht abgefackelt. Und genau in diesem Haus werde ich gleich zu meinen Eltern gehen und „Hallo" sagen.
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Just be You
FanfictionNeues Leben bedeutet neue Leute. Schafft man dass, wenn man ein großes Geheimnis mit sich rumschleppt? Beinhaltet: - BoyxGirl - mtf (Transgender) - leichte bis mittlere Depression