Kapitel 25 Es wird ernst

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Niklas Sicht:

Es waren nicht mehr viele Tage bis zum Spiel, somit hatten wir die letzten Tage intensives Training.
Über das Date an unserem freien Tag verlor keiner mehr ein Wort. Einzig und allein das Verhältnis
zwischen Alex und Vikki hatte sich gebessert, auch wenn sie nach wie vor ziemlich abweisend zu
unserem Torwart war. Mädchen eben. Manchmal blickte ich wirklich nicht durch, an einem Tag ist es
so als wärst du die wichtigste Person auf der Welt für sie und am nächsten servieren sie dich eiskalt
ab und ignorieren dich.
Luke war schon wieder dabei, uns quer über den Platz zu jagen, Leon hatte ihm scheinbar einiges
beigebracht was das anging. Ich konnte gar nicht sagen, was ich schlimmer fand, das Training bei
Leon oder das bei Luke.
Da wir schon seit heute morgen am trainieren waren, wollten wir nun gleich eine Mittagspause
einlegen. Karos Oma hatte bereits schon Lasagne gekocht, unsere Eltern waren nicht da, sie wollten
gemeinsam etwas unternehmen, weil sie es ja so lange nicht mehr getan hatten. Somit waren wir
alleine und konnte in unserer Mittagspause machen was wir wollten. Vikki hatte die Anweisung
bekommen, nach dem Mittagessen nicht mehr mit zu trainieren, ab Morgen durfte sie aber wieder
alles machen was sie wollte. Ich wusste jetzt schon, dass man sie dazu zwingen musste, heute
Mittag im Schatten sitzen zu bleiben und nicht weiterhin mit zu machen. Luke würde das aber
bestimmt regeln, er konnte am besten mit seiner Schwester um gehen, zumindest meinte er das
immer.

Jolines Sicht:

Wir spielten mal wieder fünf gegen fünf, in letzter Zeit taten wir es öfter als vorher, immer in den
verschiedensten Kombinationen. Vikki fiel ja leider immer noch aus, was ich wirklich schade fand,
immerhin war auch sie ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft. Das Spiel ging wild hin und her,
nicht selten fiel das ein oder andere Tor. Klar, es war auch nicht gerade unsere beste Aufstellung.
Luke hatte für das Abschlusstraining geplant, dass wir gegen die alten wilden Kerle, also unsere Eltern
spielten, die Idee fand ich echt super.
Gerade rannte ich wieder einem Ball hinterher, als ich ihn mit meinem Fuß berührte grätschte
jemand dazwischen, sodass ich sofort und vor Schreck schreiend auf dem sandigen Boden aufkam.
Wirklich viel Rasen war hier nicht mehr. Etwas sauer schaute ich nach oben, gerade wegs in die
Augen von Luke. Man sah ihm an, dass es keine Absicht war, trotzdem nahm ich ihm das ziemlich
böse.
"Hilf mir wenigstens wieder hoch", murrte ich noch immer ziemlich sauer. Ich war erstaunt, dass
Niklas so ruhig geblieben war, schließlich war er sonst immer ziemlich schlimm wenns um mich ging.
Luke hielt mir stumm seine Hand hin, die ich auch sofort ergriff. Irgendwas in mir regte sich, es war
ein komisches und vor allem unbekanntes Gefühl, aber irgendwo war es auch schön. Ich ließ mich
davon nicht beirren und zog mich mit aller Kraft nach oben. Es hatte sich eben kurz angefühlt als
wäre ich in einer Zeitlupe gefangen, jetzt jedoch fuhr ich unbeirrt in meiner Bewegung fort.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Alex gerade noch bei Vikki stand, vielleicht besprachen sie ja
irgendwas, man konnte ja nie wissen. Luke stellte fest, dass wir alle nicht gerade konzentriert dabei waren und beschloss deshalb nur eine
knappe halbe Stunde später, dass wir aufhören sollten damit wir genug Zeit hatten uns auszuruhen.
Sowas kannte man von ihm nicht, um so mehr war ich bei seinen Worten erstaunt.

Karos Sicht:

Noch immer unschlüssig, was ich mit Johannes und mir anfangen sollte schnappte ich mir eine
Flasche Apfelschorle und setzte mich neben die Blondine, die bereits schon eine Ewigkeit auf der
Tribüne saß.
"Und hat mein Bruder euch so richtig fertig gemacht?", wollte sie wissen als sie sah, dass mir der
Schweiß im Gesicht herunter lief. Ich nickte nur angestrengt und trank meine Apfelschorle weiter
aus. Auch die anderen kamen nach und nach zur Tribüne. Wir entschieden uns dazu, dass wir
nachher auf der Terrasse noch ein paar Spiele spielen würden, nach dem Abendessen
Verständlicherweise.

Vikkis Sicht:

Ich wollte gar nicht auf die Uhr schauen um zu wissen, wie spät wir es hatten. In Decken eingepackt
saßen ein paar von uns noch immer draußen auf der Terrasse und blickten in den sternenklaren
Himmel, der sich über uns abzeichnete. Auch die Flugzeuge konnte man von hier aus erkennen. Luke,
Johannes, Karo, Toni, Joline und Chris verließen gerade ebenfalls die Terrasse und ließen mich mit
Alex, welcher keinen Anschein machte sich von hier fortzubewegen, alleine auf der Terrasse zurück.
Entweder rannte ich nun erneut von meinen Gefühlen weg oder ich stellte mich ihnen, mit der
Bedingung, verletzt werden zu können. Gestern hatte ich mir noch gewunschen, dass dieser Kuss
passiert war, heute bereute ich es, dass ich jemanden nun schon ein zweites Mal so nah an mich
heran gelassen hatte, durch meine eigene Schutzmauer, die ich mir über Jahre aufgebaut hatte.
Innerlich kämpfte ich mit mir, zwang mich aber dann sitzen zu bleiben, es würde schon nichts
passieren. Klar, ich wollte Alex nicht weh machen, nur weil ich feige war, aber ich war mit meinen
vierzehn Jahren noch nicht bereit eine Beziehung ein zu gehen. Nach dem Spiel würden wir wieder
hunderte Kilometer entfernt wohnen und eine Fernbeziehung würde ich sicher nicht überleben.
Abgesehen davon dass ich eigentlich gar nichts von all dem wollte. Es hatte gut angefangen damals in
der Herberge, nun hatten wir in wenigen Tagen ein wichtiges Spiel und ich hatte auch noch Gefühle
für einen meiner Mittspieler. Weiterhin stumm blieb ich sitzen.
Ohne ein Wort zu sagen und ohne mir ein Blick zu würdigen stand Alex nicht kurze Zeit später auf
und verließ die Terasse. Nun war ich vollkommen alleine mit meinen Gedanken. Irgendwie musste
ich doch das ganze Gefühlschaos aus dem Weg schaffen können. Eins stand fest: Fußball hatte
Priorität, sobald das Spiel in ein paar Tagen gewonnen war, würde ich mich weiter mit dem Thema
Alex und Beziehung beschäftigen, in so fern es dann überhaupt noch notwendig war. Das setzte ich
mir felsenfest in den Kopf und wie bekannt: Alles was ich mir in den Kopf setzte geschieht auch so.

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