Kapitel 23: Lüge. Eine einzige große Lüge

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Jolines Sicht: (vor dem Abendessen)

Nach dem Vikki sich raus geschlichen hatte und mich zu allem Überfluss auch noch gebeten hatte niemandem davon zu erzählen. Bekam ich ein wirklich mulmiges Gefühl, es gab schon einen guten Grund, weshalb sie nicht raus gehen sollte und vor allem nicht alleine. Ich wollte es wirklich keinem erzählen, immerhin stand ich sonst als Verräterin da und das wollte ich nun wirklich nicht. Aber das schlechte Gewissen in mir kam immer wieder nach oben und wenn ihr was passieren sollte, war ich schuld, weil ich wusste, dass sie gegangen war und vor allem weil ich sie gehen lies obwohl sie es nicht durfte.

In meinem Kopf wog ich bereits ab, was wohl schlimmer sein würde, von Vikki als Verräterin abgestempelt zu werden oder wenn ihr was passieren würde und ich Vanessa und Leon erklären musste, dass ich davon gewusst hatte und dicht gehalten hatte. Sie hätte es doch wirklich Karo erzählen sollen, die wüsste bestimmt was zu tun war. Aber die war damit beschäftigt sauer auf Johannes zu sein, um den es hier scheinbar auch ging. In meinem Kopf drehte sich alles. Vielleicht hätte ich doch hinter rennen sollen, damit ich sicher sein konnte, da wäre es aber doof, wenn sie mich nicht dabei haben hätte wollen. Ich hoffte einfach das alles gut ausgehen würde.

Plötzlich betrat Luke das Zimmer.

"Hast du Vikki gesehen?", wollte er von mir wissen. Mein Kopf drehte sich immer schnell. Ich griff nach dem Stuhl der eben noch neben mir gestanden hatte, jedoch ging mein Griff ins Leere. Stattdessen spürte ich eine Hand an meiner Hüfte, die mich davor bewahrte nach hinten zu kippen. Ich war sonst ja echt gut darin, Geheimnisse für mich zu behalten, aber ich war nun selbst der Meinung ich müsste es jemandem erzählen. Kurz wurde mein Sichtfeld schwarz, danach konnte ich wieder alles scharf sehen, vor allem die tief braunen Augen, die mich immer an ein Reh erinnerten. Dicht vor mir stand nun Luke. Er hielt mich fest, weil ich es selbst gerade nicht konnte. Ich war ihm dafür dankbar, brachte aber gerade kein Wort heraus, so sehr war ich von seinen Augen gefesselt. Nur schwer konnte ich mich davon los reißen und seine Hand mehr oder weniger sanft von meiner Hüfte entfernen. Sowas hatte ich noch nie gehabt und ich wollte es auch so gut es ging vermeiden. Für gewöhnlich war ich nicht als Planungsmonster bekannt, aber meine enger Familie, also Nik und meine Eltern, wussten, dass ich immer alles gut durch plante und es hasste spontan irgendwas eingeschoben zu bekommen, hier war es bis jetzt anders, da ich es für meine Freunde tat, um sie nicht zu enttäuschen auch wenn es mich oftmals wahnsinnig machte.

"Alles gut bei dir? Gehts wieder?", wollte Luke wissen, ich hörte schon den besorgten Unterton."Klar, kein Grund sich Sorgen zu machen. Was wolltest du noch mal?", log ich ihm ins Gesicht, dabei kam ich mir noch schlechter vor als zu vor. Na super hinbekommen Joline, hetz ja gleich alle auf dich mit deinen doofen Lügen, nur weil du dich nicht traust die Wahrheit zu sagen. Innerlich schlug ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn, das konnte doch wirklich nicht wahr sein. "Sieht aber nicht so aus.", meinte er klein laut. "Ich hab doch schon gesagt dass es mir gut geht. Geh jetzt", ich blieb noch erstaunlich ruhig dafür dass ich nun innerlich fast brodelte. Man hörte ein bisschen den gefährlichen Unterton heraus. Von außen wirkte ich sonst wie die Ruhe selbst.

"Ich wollte doch nur-"

"Geh. Jetzt!", fuhr ich ihn schon fast an. Ein bisschen erschrocken über mein Verhalten ging er aus dem Zimmer. Aber nicht nur er war davon überrascht worden, ich selbst auch, sowas kannte ich von mir nicht, jedoch machte mir diese Ungewissheit zu schaffen, was war es, was Luke in mir auslöste, womit klaute er mir jegliche Kontrolle über das, was ich tat? Immer noch zu tiefst verwirrt ließ ich mich auf das leere Bett fallen, welches im Raum stand. Was tat ich hier eigentlich?

Wenig später öffnete sich die Tür erneut.

"Ich hab dir doch gesagt zu sollst geh- oh Karo, ich dachte du wärst Luke", ich sah zu ihr auf, dadurch das ich saß war ich gerade mal halb so groß wie sie und musste meinen Kopf in den Nacken legen um sie ansehen zu können. "Wieso denn Luke? War er vorhin hier?", Karo sah mich fragwürdig an."Ja er wollte wissen wo Vikki ist, aber ich hab sie auch nicht mehr gesehen seit dem sie vom Training abgeholt wurde", Lüge. Eine einzige große Lüge. Ich könnte mich selbst dafür Ohrfeigen dass ich sie auch noch jedem so erzählte. Es war schwierig, wenn man als einzige die Wahrheit kannte. "Und du bist fertig damit sauer auf Hannes zu sein?", wollte ich dann wissen."Hannes?""Noch nie was von Spitznamen gehört?", irritiert sah ich sie an, ich dachte sie hätte verstanden, dass ich hier so gut wie jedem Spitznamen gab. "Achso, sag das doch gleich. Nein so wirklich fertig damit bin ich nicht. Toni hat mir da so einiges erzählt, ich werde ihn aber später zur rede stellen.", erklärte die ältere und sah mich nun entschlossener denn jeh an. Und ich wollte mir klar darüber werden, was Luke in mir auslöste und ob ich mich nicht besser von ihm fernhalten sollte, immerhin hasste ich wenn ich etwas nicht unter Kontrolle hatte, auch wenn ich das meistens überspielte.

Niklas Sicht: (nach dem Abendessen)

"Und ihr denkt wirklich es ist eine gute Idee?", Alex sah etwas ungewiss zwischen mir und Johannes hin und her. Zum Glück war Luke nicht hier, er würde uns für die Vorschläge bestimmt den Kopf abreißen, immerhin ging es um seine Schwester, sie war sowas wie ein Heiligtum für ihn, das hatten wir mittlerweile alle verstanden. Somit würde er davon am besten gar nichts erfahren. Auch wenn ich der Meinung war, dass Vikki schon gut für sich selbst entscheiden konnte und Luke nicht immer den Beschützer spielen brauchte. Dank Alex und Johannes hatte diese aber jetzt bis auf weiteres Küchendienst. Wegen den beiden war sie alleine nach draußen gegangen, obwohl ihre Eltern es ihr verboten hatten, mit den Konsequenzen musste sie eben leben, aber das wusste sie schon bevor sie los gegangen war. Joline war vorhin zu mir gekommen und hatte mir von allem erzählt. Es erstaunte mich nicht, im Gegenteil es passte einfach zu Vikki. Und ich würde mal sagen ich kannte sie schon ziemlich gut. "Gute Ideen gibt es in so einem Fall nicht, entweder du schaffst es irgendwie oder sie lässt dich abblitzen, so ist das mit allen", murmelte ich mehr zu mir selbst als zu Alex, jedoch verstand er jedes Wort und sah mich nun ungläubig an. Herr Gott hätte ich doch lieber mal meinen Mund gehalten als ihn auf vielleicht noch mehr dumme Ideen zu bringen. Brillant, wirklich brillant.

4/5! Die Lesenacht neigt sich langsam dem Ende hin. Joline hängt im Gedankenchaos und Niklas verplappert sich, wie's wohl weiter geht? Liebe Grüße eure Nessi<3

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