E.1 K.5

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People Fall in Love in a mysterious way.

"Alice, der Film ist seit zehn Minuten aus, du kannst jetzt unter der Decke herauskommen", sagte Izzi belustigt und versuchte mir mein Schutzschild vom Kopf zu reißen, was ich jedoch kampfbereit verteidigte. "Ich will aber nicht", gab ich nur eingeschnappt zurück. Natürlich hatten wir uns keinen Film ab 16 angesehen, denn das wäre ja laut den beiden Gentlemen auf der Couch zu langweilig. Die meiste Zeit hatte ich unter besagter Decke dicht an Izzi gedrückt verbracht. Das Izzi mir dabei so nahe kam, konnte ich leider nicht verhindern, da das Sofa einfach nicht für drei Personen gemacht worden war und ich mich ehrlich gesagt vor Angst an ihn geklammert hatte. Aber die Blöße geben und das zugeben würde ich nie. Niemals. Nicht in einer Millionen Jahren.

"Wie soll ich denn bitte heute Nacht schlafen?", fragte ich missmutig in die Runde und nahm die Decke soweit herunter, dass ich wieder sehen konnte. "Du kannst bei mir schlafen", bot May mir netter Weise an, was ich jedoch zu meinem Übel nicht annehmen konnte. "Das ist nett von dir May, aber ich bin mit Izzi gekommen, also muss ich ihn auch wieder mitnehmen". Izzi grinste nur und sagte: "Ich kann gerne bei dir übernachten", was ich nur mit Augen rollen abtat.

Wir verabschiedeten uns von May und gingen nach unten, Felix im Schlepptau. Obwohl es schon dunkel war, war er nur mit seinem Board gekommen und weigerte sich strikt von mir mit nach Hause genommen zu werden. Also ging er allein raus in die Nacht und Izzi und ich stiegen ins Auto. "Izzi, du musst mit langsam mal verraten, wo du wohnst", meinte ich an ihn gewandt. "Muss ich nicht, mein Angebot das ich mit zu dir komme, wenn du zu viel Angst hast, war ernst gemeint", antwortete er, diesmal ohne Grinsen sondern mit ziemlich eindringlichem Ausdruck.

Nein. Das war mein erster Gedanke, bevor ich auch nur richtig darüber nachdachte. "Willst du es wirklich so überstürzen? Schließlich haben wir heute einen Neuanfang gemacht, ich kenne dich also eigentlich erst seit einem Tag", entgegnete ich lachend, aber mit ernstem Unterton. Izzi zuckte mit den Schultern und erwiderte: "Na ja, du hattest wirklich Angst und weil ich ja im Grunde genommen Schuld daran bin, dass wir den Film überhaupt gesehen haben, da dachte ich...". "Na gut", sagte ich ohne weiter darüber denken zu wollen und fügte hinzu: "Ich hoffe die Couch reicht dir". Lächeln von ihm, seufzen von mir.

Mir war etwas unwohl bei dem Gedanken, dass Izzi bei mir übernachtete, aber noch unwohler war der Gedanke, alleine in meiner Wohnung zu schlafen. Vor allem erschreckte ich mich, obwohl es nur ein tropfender Wasserhahn oder der knarzende Parkettboden war. Während mein Übernachtungsgast im Bad war, bereitete ich für ihn das Sofa vor, indem ich die meisten Kissen auf den kleinen Sessel in der Ecke des Zimmers stapelte und eine Decke über das Polster breitete. Dann holte ich aus meinem Zimmer Bettwäsche und als ich wieder kam stand Izzi nur in Boxershorts neben meinem Wohnzimmertisch.

Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und gab ihm Decke und Kissen."Also dann... gute Nacht. Wenn du irgendetwas brauchst weißt du ja wo mein Zimmer ist", sagte ich, während ich versuchte überall hin zu sehen, nur nicht zu Izzi. "Danke, dir auch eine gute Nacht", erwiderte er lächelnd und ich drehte mich um, um schleunigst aus dieser für mich sehr peinlichen Situation zu entkommen.

Als ich im Bett lag und alle Lichter schon lange aus waren, war ich immer noch hellwach. Es lag gar nicht an dem Film, dass ich kein Auge zu bekam, sondern eher an dem Jungen, der den Flur runter auf meiner Couch lag. Schon wieder eine schlaflose Nacht wegen ihm. In den letzten Monaten war das andauernd passiert, je mehr ich tagsüber versuchte ihn aus meinen Gedanken zu verbannen, desto intensiver wurden meine Hirngespinste wenn es draußen dunkel war.

Von der ganzen Grübelei wurde mein Hals ganz trocken und ich musste mich sehr zurück halten, um nicht zu husten. Da das Kratzen unerträglich wurde, schlüpfte ich aus meiner schön warmen Decke und tappte in Richtung Küche. Erst dort angekommen traute ich mich, Licht an zu machen, da ich Izzi nicht wecken wollte. Ich goss mir so leise ich konnte ein Glas Wasser ein und trank es in zwei eiligen Zügen aus. Ich lehnte mich an den Tresen und stellte mein Glas neben mich in die Spüle.

"Alice?". Izzi tauchte im Türrahmen auf und rieb sich mit seiner Hand über das Gesicht. "Oh, tut mir leid Izzi, ich wollte dich nicht aufwecken", entschuldigte ich mich leise, während Izzi auf mich zu kam. "Ist schon okay, ich habe eh nicht geschlafen". "Du also auch nicht?", fragte ich lächelnd, Izzi war inzwischen vor mir stehen geblieben. Er sah mich schuldig an und sagte: "War der Film wirklich so schlimm? Das tut mir leid". Heftig schüttelte ich mit dem Kopf und murmelte: "Nein, am Film liegt es nicht". Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum, die Izzi genau unter die Lupe nahm, was mir nicht entging. "An was dann?", bohrte er weiter. Er war auf einmal total nah, kein Blatt hätte mehr zwischen uns gepasst. Aber anders als bei unseren ersten Begegnung fühlte ich mich wohl, seine Wärme war so wohltuend wie nichts anderes auf der Welt.

Sein Gesicht war nur Centimeter von meinem entfernt. "Es lag... an dir", hauchte ich so leise, dass ich es selbst nicht verstand, was aber auch daran liegen konnte, das mir das Blut vor Aufregung in den Ohren rauschte. Mein Herz pochte stark, mein Verlangen nach ihm war unbeschreiblich und mein Mund war trotz dem Wasser vor ein paar Minuten noch trockener als zuvor. "Izzi..."flehte ich ihn atemlos an und endlich kam er meiner Bitte nach. Sekunde um Sekunde kam er immer näher, bis sich unsere Lippen zu einem erlösenden Kuss verschlossen. Meine Lippen brannten unter seinen, ich zog ihn an mich und wollte nur noch ihn.

Schwer atmend, keuchend lösten wir uns wieder voneinander. Ich blickte in seine wunderschönen Augen und fand in ihnen alles was ich je gesucht hatte. "Vielleicht solltest du einfach bei mir schlafen", sagte ich immer noch berauscht. Izzi nickte wild und entgegnete: "Ja, vielleicht sollte ich das". Ich nahm seine Hand und führte ihn zu meinem Bett, in das wir uns eng aneinander kuschelten. Izzi legte einen Arm um mich und endlich fand ich den erlösenden Schlaf.

Manchmal findet man einfach keine Wort dafür, wie man sich fühlt. Als ich an diesem Morgen in Izzis Armen aufwachte ging es mir genau so. Ich wusste nicht, wie man das was ich fühlte beschreiben sollte. Es war irgendetwas zwischen Freude, Glück, Angst und Zufriedenheit. Aber keins der Gefühle überwog, nichts davon war mehr als das andere. Izzi neben mir schien noch selig ruhig zu schlafen und ihn so still zu sehen brachte mich zum Lächeln. Lange lag ich so da, Izzi immer im Blick und ich studierte sein Gesicht so genau wie möglich. Von seinen Haaren, die ungestylt so fluffig aussahen, dass ich sie am liebsten durchgewuschelt hätte, zu seinen Wimpern, über seine geschwungene Nase, zu seinen atemberaubenden, vollen Lippen. Tranceartig fuhr ich mit meinem Finger die Umrisse seines Mundes nach. Sachte flatterten seine Augen und sofort zog ich meine Hand peinlich berührt zurück.

"Guten Morgen", murmelte er mit rauer, verschlafenen Stimme und lächelte mich liebevoll an, was mich regelrecht zum Schmelzen brachte. "Morgen", gab ich schüchtern zurück. Solange er geschlafen hatte, war es mir überhaupt nicht peinlich, hier neben ihm zu liegen, ihn zu betrachten und ihn einfach bei mir zu haben. Aber jetzt wo er mich beobachtete und wach war, war es anders. Ich sah bestimmt schrecklich aus! Izzis Augen lagen noch immer auf mir, ich bewegte mich unbequem, in der Hoffnung aus seinem Blickfeld verschwinden zu können.
"Was ist los?", frage er irritiert und zeichnete mit seinem Zeigefinger den Abdruck meines Wangenknochens nach. Seine Berührung war warm und wohltuend. Reflexartig schlossen sich meine Augen, ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und das ungute Gefühl war verschwunden. "Es ist unglaublich das du mir so vertraut bist. Es ist fast so, als würde ich dich schon mein ganzes Leben kennen", flüsterte Izzi leise und nahm seine Hand wieder zurück. Dafür nahm er seine in meine und verschränkte unsere Finger. "Ich will nichts überstürzen", erwiderte ich sachte und sah ihm in die Augen. "Ich will nicht das du denkst das ich mich für dich schäme, ganz im Gegenteil, aber ich glaube es ist besser wenn wir erst einmal keinem von dem hier erzählen", sagte ich und hob unsere verpflochtenen Hände etwas an. "Ich will einfach, dass wir uns beide sicher sind und das alles gut läuft, das es etwas ernstes wird. Natürlich nur, wenn du das auch möchtest".

"Das hier ist alles was ich möchte", entgegnete er lächelnd und gab mir noch einen Kuss. Seine Lippen passten einfach perfekt zu meinen, sie bewegten sich so natürlich miteinander, als wären sie nur hierfür gemacht. "Ich will jetzt nicht die Stimmung kaputt machen", gab ich zu, nachdem wir die Finger endlich von uns lassen konnten. "Aber?", fragte Izzi mit hochgezogener Augenbraue. Ich schälte mich aus der Bettdecke, stand auf und erwiderte: "Ich muss arbeiten". Dann huschte ich ins Bad, schloss ab und stellte mich unter die wunderbar warme Dusche.

New Year New Fear | Dner & Izzi FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt