E.1 K.13

260 23 0
                                    

When I saw you, I fell in love and you smiled because you knew.

Ich tat was May verlangte. Ich tat immer das, was andere wollten. Ich tat alles, um niemanden zu enttäuschen. Ich tat was von mit erwartet wurde. Vielleicht verstand ich mich deswegen nicht mit meinen Eltern. Weil ich von mir selbst erwartete perfekt zu sein. Vielleicht aber auch, weil ich meine Mutter dabei erwischt hatte, wie sie meinen Vater betrogen hatte. Als ich zehn war, stieß ich auf sie, als sie gerade Dinge mit dem Bruder meines Vaters auf der Küchentheke tat, die man normalerwiese nicht mit seinem Schwager tat. Zum Beispiel ihm die Zunge in den Hals stecken.
Aber mein Vater war kein Deut besser. Denn er hatte es gewagt seine Hand gegen seine eigene Frau zu erheben, als er es wenig später heraus gefunden hatte. Und ich hatte, damals noch ein Kind, mit ansehen müssen, wie mein eigener Vater ihr eine Ohrfeige gegeben hatte.
Meine Mutter hatte darauf verzichtet das jemanden zu erzählen. Dafür war sie drei Stunden später ausgezogen. Und ich stand seitdem zwischen zwei Fronten. Das Problem: ich hasste meine Mutter. Aber meinen Vater hasste ich noch viel mehr. Und trotzdem wollte ich es beiden recht machen, keinen dem Anderen vorziehen. Ich war noch so jung und die einzige Lösung die fand war zu meiner Oma zu ziehen.

Und das war wahrscheinlich auch einer der Gründe dem es zu verdanken war, dass ich nicht wusste, ob ich Izzi liebte. Denn in meinen ganzen 19 Jahren auf dieser Erde hatte ich nur eine Person wirklich geliebt. Und das war May. Und die hatte ich leider viel zu spät lieben gelernt. Klar, meine Großmutter war immer für mich da und hatte so lange ich bei ihr gewohnt hatte, sich sehr gut um mich gekümmert, aber dennoch - noch nicht einmal sie wusste von dem wirklichen Grund der Scheidung meiner Eltern. May wusste es schon. Sie war die Einzige, der ich das 'große Geheimnis' anvertraut hatte.
Mir war es damals peinlich gewesen, wie schwach meine Eltern gewesen waren. Denn nichts anders war es. Schwäche. Es war schwach seinem Partner nicht treu zu sein und es war schwach, eine Frau zu schlagen. Und wenn etwas hasste, dann war es das. Aber May hatte mich ermutigt, mir gesagt, wie tapfer ich gewesen war und das die Flucht zu Großmutter das Beste gewesen war.

Ich schüttelte den Gedanken an meine Vergangenheit ab und blickte auf die Ansammlung von Kleindung, die ich in kürzester Zeit aus Mays Schrank gezogen hatte. Sie wollte das ich mich anzog, also konnte ich mich ohne schlechtem Gewissen an ihren Sachen zu schaffen machen. Zumindest nach meiner Logik. Nichtsdestotrotz gefiehl mir nichts wirklich, noch nicht mal meine lieblings Klamotten, die mir May ab und zu ausleihte, wollte ich gerade in Betracht ziehen und der Gips machte die Entscheidung noch schwieriger. Es blieben mir nur zwei Möglichkeiten: Eine kurze Hose mit Shirt oder ein Kleid. Das Wetter sprach für beides, es war ja schließlich Anfang Juni. Ungläubig schüttelte ich mit dem Kopf, die Zeit war wie im Flug vergangen. War nicht gerade noch Neujahr gewesen?

Schlussendlich fiehl die Entscheidung auf Short und Oberteil. Denn auch wenn es warm war - ich hatte keine Lust halb nackt da zu stehen, wenn auch nur der winzigste Windhauch auf kam. Der Schlüssel in der Tür drehte sich genau dann im Schloss herum, als ich das Top gerade halb über meinen Kopf gezogen hatte. Stöhnen riss im Rand des Stoffs und brachte alles in die richtige Position. Dann schnappte ich mir meine Krücken und stackste zum Eingang. May strahlte mich an, als hätte sie gerade im Lotto gewonnen, ihre Augen funkelten richtig. "Hey", begrüßte ich sie lächelnd, woraufhin ich ein quickendes "Hi" erhielt. "Ist alles in Ordnung? Du wirkst sehr... aufgeregt", meinte ich zweifelnd. Sie nickte wild und ihre braune Mähne flog dabei in alle möglichen Richtungen. Immer noch standen wir im Türrahmen und sie grinste mich nur wissend an. Aber was genau wusste sie?

"Erklärst du mir bitte endlich, warum ich mich anziehen musste? Ich hatte es mir gerade gemütlich gemacht", meckerte ich schon etwas genervt. Ohne eine Antwort wühlte meine beste Freundin in ihrer Tasche und hielt mir dann das Gesuchte unter die Nase.
Ein Umschlag. Himmelblau.
Stirnrunzelnd nahm ich ihn an mich und sah May fragend an. Deren Grinsen wurde bei meinem Ausdruck nur noch breiter und bevor ich etwa sagen konnte, war sie hinter mir verschwunden und hatte die Tür zugemacht. Was zur Hölle ging hier vor?

New Year New Fear | Dner & Izzi FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt