E.2 K.1

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New Fear ~ May

Felix.

Fester Freund.

Alice.

Beste Freundin.

Felix.

Welt entdecken.

Alice.

Zuhause bleiben.

Felix.

Alice.

"May?". Meine beste Freundin sah mich fragend an und reichte mir lächelnd ein Glas, gefüllt mit einer undefinierbaren Flüssigkeit. Was neben Alkohol noch dabei war konnte ich nur erahnen, der Geruch war einzig und allein bissig und ließ sich so nicht bestimmen. Aber schließlich feierten wir, da konnte ich mir ein einziges mal die Kante geben. Alice schenkte ich ein Lächeln und dankte ihr. Ob sie gemerkt hatte, dass das Lächeln nicht echt war? Wie konnte ich denn fröhlich sein, wenn Felix gerade in einem Flugzeug irgendwo über dem Ozean war und ich hier saß, in einem Club am Rhein mit einem verliebten Pärchen. Apropos Pärchen, da Alice sich grinsend wieder Izzi zugewandt hatte, waren meine schauspielerischen Künste anscheinend doch vorhanden.Trotzdem war mir nicht nach einer Party zu mute. Felix weit weg von mir... Ich spürte einen Stich tief in mir und sah niedergeschlagen zu meinen beiden Freunden. "Was ist denn los, May?", fragte Izzi gut gelaunt und legte einen Arm um Alice. "Ich bereue es schon ein bisschen, hier geblieben zu sein. Ich meine, ich hätte ein Semester ausfallen lassen können, so etwas ist erlaubt. Aber... jetzt werde ich ihn einfach die ganze Zeit über total vermissen", erwiderte ich missmutig und erntete einen bösen Blick von Alice. Nur wegen ihr war ich hier geblieben, sie war strikt dagegen gewesen, das ich ging und sie war alles was ich hatte, da wollte ich sie nur ungern alleine lassen. Na ja, nicht ganz alleine, Izzi war hier.

"May."

"Maaaay."

"May!"

Erschrocken fuhr ich zusammen, mein Herz klopfte stark gegen meine Brust und ich spürte Nässe in meinem Gesicht. Hatte ich geschwitzt? Oder waren das Tränen? Verwirrt wollte ich mich aufsetzten, ich konnte mich nicht darin erinnern, wo ich mich befand. Aber nach demAufsetzten scheiterte, da es einfach viel zu eng war, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich war nicht mehr Köln, geschweige denn in Deutschland. Ich saß hier neben Felix, in einem Flugzeug auf dem Weg nach Italien. Ja, es war übertrieben zu fliegen, aber es war teurer mit dem Zug zu fahren, weshalb wir uns kurzerhand für den Lufttransport entschieden hatten."May? Antwortest du mir bitte endlich? Ich mache mir Sorgen", kam es nun von Felix, der beunruhigt über mein Hand strich. "Es ist alles okay.... Ich habe nur geträumt, dass ich Zuhause geblieben bin", antwortete ich gähnend und streckte meine Glieder die vom Sitzen langsam wehtaten. Es war komisch. Der Traum hatte sich real angefühlt und ich wusste das es wirklich so gewesen wäre, hätte ich mich nicht für die Reise entschieden. Denn Alice war sauer - sie hatte nicht gewollt, dass ich mitging. Aber einmal in meinem Leben hatte ich das getan, was mein Herz für richtig hielt. Und deshalb saß ich nun oben in der Luft. Felix beugte sich zu mir herüber und hauchte: "Wenn du in Köln geblieben wärst, würde ich jetzt dort neben dir sitzen und dir beim Lernen für die Uni helfen". Dann wanderte er immer näher zu mir, sodass sich unsere Lippen fast berührten, jedoch bekam ich Panik und drehte meinen Kopf zur Seite, wodurch es bei einem Wangen Kuss blieb. Felix drehte sich wieder weg, sah aus dem Fenster, war meine Reaktion schon gewöhnt. Ich wusste wirklich nicht, was mit mir los war, seit dem Unfall am Silvester hatten wir uns nicht mehr geküsst. Na gut, ich wusste was mit mir los war, aber ich versuchte wirklich mit aller Kraft mich selbst zu überwinden, ich wusste jedoch einfach nicht wie. Bis jetzt hatte er sich jedoch nicht beschwert.Trotzdem war er wütend, oder zumindest enttäuscht. Also wollte ich ihn auf andere Gedanken bringen. "Und wie war das noch mal mit der Finanzierung? Ich habe das nicht wirklich verstanden", gestand ich lächelnd und er wandte sich wieder mir zu, mit einem versöhnlichen Gesichtsausdruck. "Also ich habe einen Sponsor gefunden, der für Flüge und Übernachtungen aufkommt - um Erlebnisse/Attraktionen vor Ort kümmert sich mein Netzwerk. Und was deine Kosten betrifft... DumüsstestzujedemEreigniseinArtBlogeintragschreiben".Felix nuschelte, sprach schnell und undeutlich. Trotzdem verstand ich jedes Wort. "Woher. Weißt. Du. Das. Ich. Schreibe", konnte ich gerade noch so hervor pressen. Ja, ich schrieb. Und ja, mir machte das Spaß. Und ja, ich tat das schon lange, mein erster Artikel wurde in der Schülerzeitung meiner Grundschule veröffentlicht, damals etwas besonders und ein großes Ding.Je älter ich wurde, desto besser wurden meine Artikel - allesamt über politische und Themen von Welt. Im Gymnasium dann, in der achten Jahrgangsstufe kam mein damaliger Deutschlehrer auf mich zu und lobte meine Arbeit. Er schicke auch einen meiner Artikel, er handelte von ausländerfeindlichen Äußerungen in Schulen, an eine größere, überregionale Zeitung, welche ihn auch abdruckte. Seitdem schrieb ich immer, aber bald unter einem Synonym. Ich hatte einfach keine Lust auf den ganzen Stress, anonym zu bleiben schien mir richtig. Woher wusste Felix also von meiner Leidenschaft?Immer noch hatte er nichts gesagt, sondern sah einfach nur auf seine Beine, da zu wenig Platz war um auf den Boden sehen zu können. "Als wir mal bei dir waren und du gerade geduscht hast habe ich einen Artikel von dir gefunden. Aber hey, der war echt gut! Und als ich dann bei dem Sponsoren aufgetaucht bin und verkündet habe, dass noch jemand mit kommt habe ich sofort daran gedacht. Und der Typ war sofort Feuer und Flamme und hat Leute beauftragt, dir einen Blog zu erstellen. Den Namen kannst du dir noch aussuchen, aber wenn du nicht willst, werde ich deine Kosten übernehmen. Schließlich bist du so zu sagen mein Gast". Ihm war klar, dass ich ihn niemals zahlen lassen würde. Und mein Erspartes, so wie die Lebensversicherung würden auch nicht ewig reichen..."Na gut", brummte ich erschlagen. "Ich mach den blöden Blog". Felix grinste und griff wieder nach meiner Hand, als genau in diesem Moment der Landeanflug auf Marco Polo bekannt gegeben wurde.

New Year New Fear | Dner & Izzi FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt