E.1 K.11

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Everything is OK in the end. If it's not OK then it's not the end.

Den restlichen Tag verbrachte ich mit weinen. Auch wenn es manche Menschen nicht verstehen würden - diese Spenden waren überlebenswichtig. Nicht für mich, sondern für die Tiere. Ich hatte kein Geld für Futter, für Heu, für Katzenstreu. Strom, Heizung, Wasser. Wie sollte ich all das bewältigen? Ich schluchzte vor mich hin, Izzi war gegangen, nachdem ein Arzt zur Visite kam. Seitdem war ich allein. Bis auf Luna, die sich immer mal wieder nach meinem Befinden erkundigte und mich mit einem besorgten Blick musterte. Am Nachmittag wurde mir mitgeteilt, dass ich keine Gehirnerschütterung hatte und schon am nächsten Tag wieder nach Hause könne. Wenigstens eine gute Nachricht.

"Warum bist du eigentlich hier?". Luna sah mich fragend an. Mittlerweile war es schon sechs Uhr Abends und meine Tränen waren versiegt. "Ich habe mit meinen Freunden einen Campingausflug gemacht und da sind wir auf einen Fluss gestoßen. Wir wollten uns mit einem Seil ins Wasser schwingen, aber ich habe zu spät losgelassen und bin mitten in einem Gebüsch gelandet. Und du?". Bevor Luna antwortete stand sie unerwarteter weiße auf, löste die Bremsen ihres Bettes und schob es näher zu meinem, sodass uns nur noch wenige Zentimeter trennten. Wenn die Krankenschwester das sehen würde, würde sie sicherlich am Rad drehen.

Dann setzte sich Luna wieder auf ihr Bett und legte sich mit dem Kopf auf die eigentliche Fuß Seite, damit wir uns beim reden ansehen konnten.

"So, schon viel besser", strahlte sie zufrieden und ich lächelte zurück. "Also, die Geschichte, wie ich hier her kam...", begann sie grinsend. "Ich war bei meinen beiden besten Freunden, Ardy und Taddl, zu Besuch, sie wohnen übrigens im gleichen Haus wie Dner". "Dner?", fragte ich mit hoch gezogener Augenbraue verwirrt nach. Wer war Dner?

"Oh, du sagst bestimmt Felix, tut mir leid, ich bin es nicht gewöhnt mit Nicht-Youtubern über Felix zu reden", entschuldigte sie sich lachend. "Auf jeden Fall war es schon später und wir wollten noch ein bisschen raus, um Essen zu gehen. Und dann, ich weiß wirklich nicht, wie ich das gemacht habe, bin ich irgendwie über Ardy gestolpert, weil es im Treppenhaus dunkel war, habe eine Treppe übersehen und bin die restlichen runter gefallen und zwar mit dem Kopf voraus. Am Ende habe ich mir meinen Schädel heftig an einer Treppen Kante und dazu noch an der Wand gestoßen. Und dann sind wir schnell ins Krankenhaus, weil meine Stirn geblutet hat und weil ich, wie sich heraus gestellt hat, eine kleine Gehirnerschütterung erlitten habe. "

Sie lachte sich selbst aus und dabei funkelten ihre Augen förmlich. Ihr fröhliches Kichern steckte an und bald fing ich auch an zu grinsen. Genau diese Ablenkung hatte ich gebraucht, ich konnte mich also bei Luna nur bedanken.

Wir hielten das Gespräch aufrecht und ich war froh durch Izzi und auch irgendwie durch YouTube wieder eine neue Bekanntschaft gemacht zu haben. Apropos ich musste mich noch einmal bei Lena melden, bevor sie wieder nach Hause fahren würde. Wobei ich gar nicht wusste, wo sie überhaupt wohnte.

Nach einer Weile Schweigen sah mich Luna mit einem komischen Ausdruck im Gesicht an. "Alice? Warum hast du vorhin so sehr geweint?". Mein Gesicht verzerrte sich automatisch ein bisschen, so dass ich wahrscheinlich aussah, als hätte ich in eine Zitrone gebissen.

"Weißt du Luna, ich bin noch nicht mal ein ganzes Jahr Leiter eines Tierheims hier in Köln. Die Zahlen waren auch vor mir noch nie gut, wir sind immer gerade so über die Runden gekommen. Wir finanzieren uns aus Mitgliedsbeiträgen, aber auch von Spenden. Und um ein bisschen mehr Geld einzunehmen haben wir Spenden-Stellen in verschiedenen Läden in der Innenstadt. Unsere größte Einnahmequelle ist der Fressnapf in der Nähe vom Bahnhof. Am Freitag sollte ich das Geld eigentlich abholen, aber wie du weißt bin ich campen gegangen, ich wollte die Spenden am Montag, also heute abholen. Aber am Samstag in der Nacht sind Einbrecher ins Geschäft eingedrungen und haben alles geklaut. Und es ist meine Schuld." Schluchzend schlug ich mir die Hände vor mein Gesicht, während mein ganzer Körper bebte. "Wegen meiner Leichtsinnigkeit kann ich den Strom nicht zahlen. Und das Wasser. Und das Futter. Oh Gott, wegen mir müssen Tiere hungern!". Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und nahm sie aus meinem Gesicht.

New Year New Fear | Dner & Izzi FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt