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Right now we Are alive and I swear we are infinite.

Izzi blieb still. "Mit wem hat es zu tun?", fragte ich noch einmal und nahm seine Hand. "Ich kann es nicht sagen", flüsterte er deprimiert. Er sah auf unsere ineinander verflochtenen Hände. "Okay", erwiderte ich. Izzi hob den Kopf und starrte mich überrascht an. "Okay? Du lässt es einfach so stehen?". Ich nickte bestimmt. Wenn du es nicht sagen willst oder kannst, dann geht es mich entweder nichts an oder du beschützt jemand anderen. Aber ich tippe auf die zweite Variante. Habe ich recht?". Nun nickte Izzi, zwar betrübt, aber er wirkte erleichtert. "Danke", sagte er lächelnd und küsste mich. Trotz der missmutigen Stimmung vor einigen Sekunden explodierte in mir ein Feuerwerk, als er seine Lippen auf meine presste. Ich fuhr ihm durchs Haar und zog etwas daran, während seine Hände sich um mein Hüften schlungen, um mich näher an ihn zu drücken. Nach Luft schnappend löste er sich von mir und keuchte: "Lust campen zu gehen?".

"Was denkst du, wollen die Jungs uns zeigen?", fragte mich May ohne den Blick von dem Shirt, dass sie gerade in den Händen hielt zu nehmen. Ich zuckte mit den Schultern und antwortete wahrheitsgemäß: "Ich weiß es nicht, aber es muss irgendetwas Wichtiges sein, so wie die Beiden abdrehen". Zwei Wochen nach dem Date mit Izzi stand ich zusammen mit May in einem Laden für Outdoor Aktivitäten und sah mich nach regenfester Kleidung um. „Warum wollen die Zwei überhaupt Zelten?", murmelte ich eher zu mir selbst, bekam trotzdem eine Antwort von meiner besten Freundin. „Weil Zelten Spaß macht, man an der frischen Luft ist und man die Zeit mit Freunden genießen kann", sagte sie sehr überzeugt und mit einem Lächeln ihm Gesicht. „Das kann man auch ein einem Hotel, wo es nicht dauernd rein regnen könnte", brummte ich und nahm eine neongelbe Fleecejacke in die Hand. Warum besaß ich eigentlich keine wetterfesten Kleidungsstücke? Jetzt durfte ich alles neu kaufen.

Mein Handy vibrierte und ich legte das Oberteil zurück. „Freue mich schon auf dich, hoffe wie erschrecken euch nicht zu sehr mit unserem Vorhaben", stand in der Nachricht. Von Izzi. Mein Herzschlag erhöhte sich sekündlich. Obwohl wir uns mit uns sehr sicher waren, hatten wir es trotzdem noch niemanden gesagt. Es war zur Gewohnheit geworden, ihn vor Felix oder May nicht zu küssen, es war wie Routine. In den letzten Wochen hatten wir uns so gut wie jeden Tag gesehen - abwechselnd zu viert, mit May und Felix und dann nur zu zweit.

Als Izzi mich gefragt hatte, ob ich Lust hätte Campen zu gehen, hatte ich gedacht er scherze. Nicht ahnend, dass es ihm vollkommen ernst war. Und er bestand darauf, dass wir mit kamen, ich wusste selber nicht warum, aber er redete so stark auf mich ein, dass ich ja sagen musste. So war ich gezwungen, nächste Woche in einem Zelt zu schlafen.

Noch bevor ich Izzi antworten konnte, hatte ich die nächste Nachricht erhalten. Felix wartete anscheinend schon vor dem Laden auf uns. Also rief nach May, die gerade eine schwarze Zipp-Hose bestaunte. Toll. Eine Hose, die lang war, die Beine konnte man jedoch durch einen Reißverschluss abtrennen. Wo war diese praktische Klamotte nur mein ganzes Leben lang geblieben? „Felix wartet draußen", erklärte ich ihr, nachdem sie mich nur verwirrt gemustert hatte. Mein Einkaufskorb war und blieb leer. Auch wenn ich es spätestens in einer kalten Zeltnacht bereuen würde. Ich boykottierte die fast schon grotesk aussehende Spezial Kleidung.

Nachdem May ihre scheußlich aussehenden und vor allem überflüssigen Wanderschuhe, die sie sich nicht von mir hatte ausreden lassen, bezahlt hatte, gingen wir nach draußen, wo Felix schon in meinem Wagen am Steuer saß und nach uns Ausschau hielt. Ich stieg zu ihm nach vorne, während May hinten Platz nahm. „Danke, dass du uns dein Auto geliehen hast", meinte Felix, nachdem wir uns begrüßt hatten, woraufhin ich ihm ein Lächeln schenkte. „Wohin geht's?", wollte ich neugierig wissen, als er ausgeparkt hatte und auf der Autobahn davon fuhr. „Wir treffen jetzt Izzi am Set und dann zeigen wir euch, was wir arbeiten", erwiderte er lächelnd und richtete den Blick starr geradeaus aus auf die Straße.

Nach fünfzehn Minuten Fahrt waren wir da. Wo "da" genau war, konnte ich nicht wirklich sagen, es war so gut wie im Nirgendwo. In diesem Augenblick war ich neidisch auf Mays hässliche, neuen Treter. Denn hier war nur unbefestigtes Gelände, matschige Feldwege und feuchte Wiesen, auf den man nur schwer laufen konnte. Felix ging voran, May in der Mitte und trottete den beiden mutlos hinterher, bedacht darauf, nicht hin zufallen, auszurutschen oder meine Klamotten unnötig zu beschmutzen. Das Dritte gelang mir nur mäßig.

Aus der Puste kamen wir endlich am Set an. Und das Set bestand aus genau vier Dingen: eine professionell aussehender Kamera, Izzi, einer Bank, auf der er saß und einem kleinen Wald mit Bach hinter ihm. Ein Herz setzte einen Schlag aus, als er mich anlächelte. Und pumpte dann doppelt so schnell weiter. War es wirklich noch nötig es zu verheimlichen? Wie gerne ich ihn jetzt küssen würde...

Stattdessen umarmte ich ihn zur Begrüßung und setzte mich dann neben ihn auf die abgenutzte Bank. Früher musste sie mal meerblau gestrichen gewesen sein. Nun war die Farbe abgesplittert und nur ein paar Stellen zeigten noch die originale Färbung. Sie passte nicht in das restliche Bild. Die Bäume hinter uns, die dank den Frühlingstemperaturen in dem schönsten Grün blühten und im Wind sachte hin und her wankten wirkten so friedlich. Das kleine Gewässer, dass sich zwischen den Baumstämmen hindurch schlängelte plätscherte fröhlich vor sich hin und gab dem Ort eine noch intensivere Stimmung. Und dazwischen diese uralte Bank, die ihre besten Tage schon vor langer Zeit gesehen hatte.

"Und was genau tun wir hier?", unterbrach May meine Überlegungen und sah sich unbeholfen um. "Okay, jetzt kommt der komplizierte Teil...", flüsterte Izzi neben mir. "Und der wäre?", fragte ich nach und sah ihn mit hochgezogener Augenbrauen an. Er kratzte sich am Hinterkopf und sah hilfesuchend in Felix Richtung, dieser jedoch sah gekonnt weg und blickte nur die Birke neben ihm an, als wäre sie das schönste Objekt auf der Erde.

Mein Freund seufzte verzweifelt und begann zu reden: "Also das hier ist unser Drehort. Bei jedem Dreh gehen wir woanders hin, suchen uns schöne, außergewöhnliche Plätze aus, an denen wir gut filmen können. Jedes Mal reden wir über ein anderes Thema, es kann so gut wie alles mögliche sein. Wir haben zum Beispiel schon über unsere Schulzeit, ein Leben ohne Internet und unsere Lieblingsmusik geredet. Das Format nennt sich 'ramble' und wir laden das ganze auf YouTube hoch".

Okay. Ganz schön viel Information. Und dann sprach May meine Frage aus. "Und damit kann man Geld verdienen?". Felix und Izzi lachten und beide nickten. "Und warum sind wir zwei hier?", fragte May. Eine weitere der Sachen, die mir im Kopf herum schwirrten. Nun antwortete Felix. "Na ja, unser heutiges Thema ist 'Freunde außerhalb von YouTube'. Und da seid ihr einfach perfekt, weil ihr Freunde außerhalb von YouTube seid. Und wir wollten euch fragen, ob ihr vielleicht bei unserem Video mit macht?". Zum Ende des Satzes ging er mit der Stimme immer weiter nach oben, was sich sehr lustig anhörte. Ich kicherte, was Izzi anscheinend als ein "Ja" auffasste und strahlte mich an. "Siehst du May, Alice macht mit. Willst du nicht auch?". "Moment mal", warf ich empört ein, "ich habe überhaupt nicht zugesagt! Ich meine, ich hätte bestimmt nichts dagegen, aber einfach über meinen Kopf hinweg zu entscheiden! Was fällt dir ein?". Ich schlug Izzi spielerisch gegen den Arm, was er nur mit einem Zwinkern quittierte. Schmelz.

"Also ist es trotzdem ein ja?", fragte Felix, woraufhin ich nur unsicher mit den Schultern zuckte. "Es wird auch gar nicht schlimm", versicherte er uns, was May sichtlich zum Überlegen brachte. "Was müssen wir überhaupt machen?", wollte ich immer noch etwas verwirrt wissen. Izzi zeigte auf die Bank, auf der wir zwei schon saßen und begann zu erklären: "Also. Wir vier sitzen hier und reden einfach über das Thema. Wenn euch nichts einfallen sollte, dann fragen wir euch etwas, damit ihr auch redet und nicht einfach hier herumlungert. Am Besten wäre es, wenn ihr in die Kamera schaut, aber wenn ihr das nicht wollt, seht einfach uns an, das ist schon okay." Langsam, ganz langsam nickte May. "Na gut". Sie setzte sich neben mich. "Dann lasst uns anfangen".

New Year New Fear | Dner & Izzi FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt