Kapitel 9 | Die "Pro"-Gamerin

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War das eine ernst gemeinte Frage? „Natürlich! Dass du da noch fragst.“, antworte ich mit einem fetten Lächeln im Gesicht. Er fängt auch an zu lächeln und wendet sich dann wieder seinen CiniMinis zu. Ich habe mich noch nie so dolle in meinem Leben gefreut. Einen Tag nur mit Felix. Am liebsten würde ich das jetzt irgendjemandem erzählen, aber wem? Jungs interessieren sich ja nicht dafür. Naja, ist egal, dann denke ich einfach selber die ganze Zeit daran. „Willst du es heute mit Fifa versuchen? Können auch in einem Team spielen, damit ich dich nicht fertig mache.“, sagt er frech und ich tue auf beleidigt. „Nein Spaß, du bist bestimmt ein Profi!“, fügt er ironisch hinzu. „Ich werde spielen und wir werden wegen MIR gewinnen, weil ich einfach die Beste in jedem Spiel bin!“, antworte ich und strecke ihm die Zunge raus. Eigentlich bin ich in keinem Spiel gut. „Na dann beweis es mir gleich.“ Er bringt noch seine Schüssel weg und ich setze mich schonmal auf's Sofa.

Ich werde hoffentlich nicht allzu schlecht sein.

Felix setzt sich zu mir, gibt mir einen Controller und startet Fifa15. Er stellt irgendwelche Sachen ein, von dem ich nichts verstehe. „Welches Team?“, fragt er und schaut mich mit seinen grün-braunen Augen an. „Ähm..Wolfsburg?“, antworte ich ihm. Wolfsburg ist meine Lieblingsmannschaft. Er wählt sie aus und auf die Frage welchen Verein ich gar nicht mag antworte ich „Braunschweig“. Also stellt er diese Mannschaft als Gegnerteam ein. Und schon geht’s los. In diesem Fifa-Teil sehe ich endlich mal wer ich bin, stelle mich aber trotzdem echt dumm an. Felix kümmert sich hauptsächlich um den Ball und ich laufe ohne Hirn einfach nur rum. Einmal habe ich es sogar geschafft dem Gegner den Ball abzunehmen, dieser wurde mir aber auch wieder sofort weggenommen. Wir, beziehungsweise Felix, haben den höheren Ballbesitz, was Felix mir sagt. Er schießt einige Tore und lässt die Gegner nicht nur annähernd an unser Tor. Halbzeit. Es steht 6:0 für uns. „Schlägst dich doch eigentlich gar nicht so schlecht wie du immer sagst“, sagt er zu mir und holt sich was zu Trinken.“ „War das Ironie?“, rufe ich ihm hinterher. „Vielleicht ein bisschen“, bekomme ich als Antwort. Er kommt mit einer Flasche Cola zurück und wir beide trinken einen Schluck aus ihr. In der zweiten Halbzeit geht ein Ball in unser Tor, da ich den Seitenwechsel nicht realisiert habe. Die meiste Zeit schaue ich eh nur Felix an, ist viel spannender. „Konzentrier dich auf das Spiel Süße!“, sagt er und lacht leicht. Scheiße, er hat es mitbekommen! Ich werde voll rot und versuche mit wieder auf's Spiel zu konzentrieren. Er denkt bestimmt ich bin voll der Phsycho. „Nein, denke ich nicht. Ich find's süß.“, sagt er. Jetzt habe ich auch noch laut gedacht, schlimmer kann es doch nicht werden.

Er drückt auf einmal auf Pause und steht wortlos auf. Aus dem Schrank holt er ein Spiel namens Assassin's Creed Unity. Nachdem er es in die Konsole gesteckt hat reicht er mir den Controller und meint: „Da drin bist du bestimmt besser, hab da so ne Vermutung.“ Mir wird das Spiel im Tutorial erklärt und ich verstehe es, in meinen Augen, recht schnell. Ich spiele es auf einfach und so finde ich das Spiel auch. Am Anfang muss man sich vor einer Wache verstecke und das würde jedes kleine Kind hinbekommen. In der nächsten Sequenz muss man vor einem Schmied und seinem Kumpel weg laufen. Dies schaff ich auch beim Ersten Mal, ein Firsttry wie Felix sagt. Ich fühle mich einfach wie ein Mensch aus der Steinzeit wenn er mir solche Wörter erklären muss. „Schlägst dich echt gut.“, sagt er und ich schaue ihn fragend an. Er lacht kurz und sagt dann: „Diesmal ohne Ironie.“ Bei seinem Lachen muss ich einfach mitlachen, aber ich konzentrier mich schnell wieder aufs Spiel. „Jetzt kannst du das Paris während der französischen Revolution frei erkunden ohne ein bestimmtes Ziel.“, lehrt er mich und ich nicke kurz. Eine Markierung brauch ich nicht, beziehungsweise kann ich nicht. Nach kurzer Zeit stehe ich vor einem großen Gebäude, der Notre Dame. In echt könnte man sie nie so erkunden wie im Spiel, außer natürlich man hat viel zu viel Geld. Ich schaffe es sogar eine Wache zu töten, welche mich angreift. Ein bisschen ohne Plan laufe und kletter ich noch in dem Gebäude rum bis Felix anfängt zu gähnen.

„Wollen wir schlafen?“, frage ich ihn und er gibt mir ein Nicken als Antwort. Gesagt getan: Ich wünsche ihm noch eine gute Nacht bis ich in Bastis Zimmer gehe. „Du Basti, ich wollte schlafen.“ Er nickt und umarmt mich noch kurz bis er das Zimmer verlässt. Also ziehe ich mich wieder um und lege mich ins Bett. So einen Tag würde ich gerne öfter erleben. Ich träume wieder von dem tollsten Junge auf dieser Welt, von Felix. Aber ich falle schnell in den Tiefschlaf.

Der beste Freund meines Bruders [RotpilzFF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt