Kapitel 16

24 4 2
                                    

Sicht: Manuel

Ich rannte zum Klassenraum und setzte mich einfach auf den Boden im Flur, an die Wand gelehnt und wartend, dass alles aufhört und endlich ein Ende nimmt. Ich starrte ins Leere und reagierte nicht auf die Beleidigungen die mit den Schülermassen mehr wurden, als die Pause zuende war. Am meisten verglich man mich mit einem alten Penner, der stinken würde, sich keine Dusche leisten könnte und so weiter. Irgendwann kamen dann auch Patrick und seine "Kumpel" und setzten sich grinsend neben mich.
"Na, wie ist das Gefühl Freunde zu haben?" - "Kann er doch gar nicht wissen, xD", das war ja lustig. Nicht. Es rauschte bei mir durch und der Lehrer schloss den Raum auf.

Ich setzte mich neben den neuen Obercoolen dem es nicht erlaubt war, sich umzusetzen, genau wie Rewi. Der Lehrer fing an zu labern und gefühlt nur ich beteiligte mich. Später gegen Ende entwickelten sich Taddl und Dner, in der Nebenreihe zu Kleinkindern und warfen mich mit kleinen Papierkügelchen ab.  Patrick kicherte ud fand das alles super lustig.
In der zweiten Pause schaute ich vorher, wo Rewi sich aufhielt und auch der Rest des Tages verlief ruhig. Schließlich war ich ja heute schon einmal durchgeprügelt worden und das reichte ihnen wohl mal aus.

Im Heim angekommen lag ich wie so oft auf meinem Bett und schaltete mein Handy an. Überrascht stellt ich fest, dass ich echt viele Nachrichten bekommen hatte. Ich ging auf WhatsApp und sah, dass ich zu einer Gruppe hinzugefügt wurde. Der Name war natürlich ein echtes Orginal und verletzte mich komischerweise wirklich: "Opfer, bring dich endlich um!" Dazu noch das Profilbild was mir einen weiteren Stich versetzte: ein verreckendes Manuel auf dem Schulhof das wohl aus dem Video gescreenshotet wurde.
Gerade schrieben die ca. 25 Mitglieder darüber, wie sich mich eingespeichert hätten. Einige hatten harmlose Sachen wie 'Opfer', 'Krüppel' oder 'Fettsack', manche sowas wie: 'Schrei nach Schläge' und 'Schwuchtel' und andere hatten wesentlich härte Namen; (denkt euch hier was hin xD). Wiedermal kamen mir die Tränen.

Was habe ich ihnen eigentlich getan? Sie machen mich immer wieder, jeden Tag aufs neue, zu jedem Zeitpunkt fertig und das körperlich sowie psychisch.
Durchgehend kamen neue Nachrichten mit undenkbaren Bemerkungen und Sachen die sie mir wünschten. Ich verfolgte den Chat eine Zeit lang, als sie mir jedoch den Tod drohten schaltete ich mein Handy aus, das war zu viel. Die Gruppe hatte sich immer mehr hoch gepusht. Mitglieder wurden minütlich hinzugefügt und neue Ideen ausgeheckt, so sehr dass ich ernsthaft Angst bekam. Meine Nummer hatten sie sicherlich von Patrick, der unter anderem auch Admin war.

Egal wie oft ich ausgetreten war, ich war nach 5min spätestens wieder drinne. Der Appetit war mir aufs Neue vergangen und so ging ich schon früh schlafen, letzte Nacht war schlimm.

(...)

Am nächsten Morgen regnete es in strömen. Gut dass ich Regen liebe. Im Bus las ich mir ein paar Ausschnitte aus dieser dummen Gruppe durch und wurde mit jeder Minute, die wir der Schule näher kamen unsicherer. Vielleicht sollte ich einfach aussteigen und heute da weg bleiben. An der überfüllten Haltestelle bei der Schule standen wie jeden Morgen die Raucher und 'coolen' Kids, die sich toll fühlten. Ich vermied jeden Blickkontakt zu allen und stolperte durch die drängelden Kinder aus dem Bus. Schnaufend und genervt drehte ich mich um und stand direkt in den Armen von Taddl, der einen tiefen Zug von seiner Zigarette nahm.

Er pustete mir den ekelhaten Dampf dirket in meine Fresse, weswegen ich kurz hustete und weiter gehen wollte. Jedoch hielt man mich wie zu erwarten war, am Rucksack fest und drehte mich wieder um. Er zog mich ein Stück unter das Haltestellendach, um selbst nicht nass zu werden und der Bus fuhr ab.

"Was man nicht sagt, da ist man einmal kurz draußen und trifft gleich klein Fetti.", raunte Taddl mir in seiner tiefen Stimmlage zu. Neben ihm stand Patrick und ich guckte bloß eingeschüchtert und schwach zu beiden hoch, ehe ich die grölenden Rufe vom Rest der Truppe hörte, die gerade ankamen.
"Sorry, dass wir gerade keine Zeit für dich haben, Mis**t", grinste der braunhaarige und schubste mich auf de Straße, wo ich mit dem Rücken in einer recht großen Pfütze landete. So viel Kraft hatte ich nicht erwartet. Es war nicht die richtige Straße, aber halt die, auf der die Busse anhalten und wenden. Ich hatte mich noch etwas mit den Händen abstützen können und knallte deswegen nicht mit dem Kopf auf.

Gerade als ich in der Pfütze gelandet war und sich meine Klamotten mit dem dreckigen Abwasser vollsogen, blendete mich ein heller Strahl und ein lautes hupen ertönte wenige Meter vor mir. Ich schaute erschreckt nach rechts ud erkannte einen dicken Bus mit einem wütenden Busfahrer der schimpfte und wild mit den Händen herumfuchtelte. Als wenn ich mit Absicht auf die Straße geschubst werde. Er konnte noch knapp vor mir bremsen, ich rappelte mich so schnell ich nur konnte auf und rannte weg.

Jeder hier hatte das gesehen und meine Hose ist jetzt schon am frühen Morge komplett druchnässt. Auch meine Hände waren dreckig, genau wie mein Hoodie. Hätte der Bus mich doch einfach überfahren sollen. Dann wäre jetzt alles vorbei, ich hätte diese Probleme nicht mehr und wäre erlöst. Müsste nie wieder Schmerzen fühlen und enttäuscht werden.
Ich stand vor dem Spiegel im Toilettenraum und wusch mir meine Hände. Ich hörte trotz meines prustens wie sich Schritte näherten. Schnell machte ich das Wasser aus, verschloss mich in einer der Kabinen und hielt den Atmen an.

Die Stimmen von Rewi, Taddl, Dner, Patrick und Sturmwaffel erkannte ich sofort und sie ließen mein Herz schneller schlagen. Zum Glück hatte ich diesesmal meinem Instinkt geglaubt und mich direkt versteckt. Sie lachten und redeten über die Szene von eben. "Ich hatte mein Handy schon bereit, das wäre zu nice geworden!", lachte Dner stolz. Aua.

Einer der Jungs kam näher an die Kabinen heran und ich begann zu schwitzen. Ich hielt die Luft an. Doch er wollte wohl nur selber auf Toilette, puh. Er war in der Kabine genau neben mir und ich winkelte meine Beine an, damit sie nicht von drüben zu sehen waren. Etwa eine viertel Stunde des puren Horrors vergingen ehe sie endlich verschwanden und ich tief ausatmen konnte.
Unglaublich wie mich ihre bloße Anwesenheit die Haare sträuben lässt. Ich wartete noch bis die zweite Stunde anfing und beeilte mich dann zum Unterricht, muss ich ja.

Am liebsten würde ich seit Jahren gar nicht mehr aufstehen, einfach nur noch schlafen. Meine Verspätung wurde grimmig ins Klassenbuch eingetragen und weiter ging es...












Noch mal kurz wegen dem Traum; ich brauchte das so für die Storyline. Als echtes Erlebnis wäre das zu unglaubwürdig mit Tobias etc. :)

Der Junge, den das Schicksal traf...|#kürbistumorfanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt