Kapitel 31

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Sicht: Paledde

"Und wisst ihr, was ich noch über die Schwuchtel weiß? Nein?", Taddl war sehr betrunken, er wusste wahrscheinlich nichtmal was er da tut. "Er wohnt in einem Heim, weil seine Eltern ihn nicht mehr haben wollten!", lallte er lachend und freute sich über Manuels geschocktes Gesicht, das sich offenbart hatte bevor er tränenüberströmt aus dem Zimmer stürmte. "Wundert mich nicht, wer will das schon?", lachte Dner von hinten.

In mir verkrampfte sich etwas. Mit einer Wucht, als wäre ein Laster mit mir zusammen geprallt. Mein Erbsenhirn konnte keinen Gedanken fassen. Das stimmt doch nicht? Nein, das kann nicht stimmen.

"Seine armen Eltern, man!", fuhr Sturmi weiter fort. Meine Hände gruben sich in meine strubbeligen Haare. Mit einem Mal war ich wieder nüchtern.

"Hat er auch echt verdient abgeschoben zu werden, I mean guckt ihn euch an!", lachte Taddl erneut und schwankte dabei. "Erinnert mich an einen Unfall wie er immer-"

"-jetzt haltet endlich die Fresse!", schrie ich sodass mein Kopf dröhnte. "T du sagst mir jetzt ob das wahr ist!", drohte ich und kam auf den Größeren zu. Er lachte los, war komplett hacke. Ich packte ihn am Kragen. "Antworte mir verdammt!" Keine Reaktion.
"Das kann nicht euer Ernst sein?!", brüllte ich in die Runde und erntete verwirrte Blicke. Das hat hier keinen Zweck. Nicht jetzt und nicht so.

Mein Herz raste vor Wut. Wie konnte ich Manuel so etwas antun? All die Monate. All die Schläge. All die Demütigung. Taddl wusste etwas, was mich nicht zu dem werden lassen hätte, was ich nun bin. Ich hasste mich. Wie kann man so blind und asozial sein?! Wie kann ich diesen sowieso gestraften Jungen weiter treten und zerstören. Er war so eingeschüchtert, von Anfang an und ich hab es nicht gesehen. Ich hab nicht gesehen das da mehr ist als eine scheiß Klasse und Mobbing. Ja, ich dachte sogar sie werden einen Grund haben ihn so zu hassen! Doch den gibt es nicht. Selbst jetzt, wo sie von seinem bisherigen Geheimnis wussten, lachten sie weiter. Niemand dachte an die Konsequenzen seines Handelns. So wie ich, bis jetzt. Dieser Laster, der mich im Moment der Offenbarung überrollt hatte und dazu der gebrochene Ausdruck eines Körpers, aus dem jegliche Seele ausgeprügelt wurde, ließen mich verstehen. Ließen mich verstehen, dass ich dabei geholfen hatte ein Leben zu zerstören. Und das immer mit Freude. Das Gefühl der Dominanz und Überlegenheit, dieser bettelnde Blick der darum fleht verschont zu werden. Dieses Gefühl lässt einen die eigenen Sorgen vergessen.

Ich drehte um, rannte raus aus dem Flur, dem Hall einer rennenden Person hinterher. Ich musste zu ihm. Ich musste zu Manu. Mein Weg den ich vor vielen Wochen eingeschlagen hatte bereute ich mehr als alles andere in meinem Leben. Ich könnte es nie wieder gut machen, aber ich musste ihm hinter. Musste wissen was er vor hatte.
Im Dunkeln sah ich seine Gestalt, wie sie das Gelände verließ und ins Nichts sprintete. Ohne zu zögern folgte ich ihm. Trotz dass ich regelmäßig joggen ging, hatte ich Schwierigkeiten den Vorsprung aufzuholen und ihn nicht zu verlieren. Er konnte- auch wenn man es niemals denken würde, echt sehr schnell sein. Aber warum sprintet er in die Nacht? Was hat dieser Junge vor?

Meine Panik ließ mich unaufmerksam sein und so kam es, dass ich ihn an einer schmalen Gabelung verlor. Wo bin ich hier? "Manuel!", schrie ich und hörte das rauschende Echo, aber keine Antwort. Er würde mir niemals antworten.
Trotz allem, der Kälte und meiner Verzweiflung suchte ich ihn weiter, ohne auch nur einen Moment zu wissen wo ich war. Ich wüsste nicht, was ich zu ihm sagen soll, wenn ich ihn finde, aber ich musste unbedingt zu ihm. Ich wusste einfach, dass es dringend war.



Sicht: Manuel

Meine verschwommene Sicht und das Stolpern was mich in meiner Panik begleitete hielten mich nicht davon ab meinen letzten Sprint raus aus der Herberge zu meistern. Es war stockdunkel, meine Gedanken vermischten sich und ich fühlte nichts außer blanker Verzweiflung. Diese Verzweiflung wuchs über das Mögliche hinaus, als ich schnelle Schritte hinter mir wahrnahm.
Eindeutig wurde ich verfolgt. Doch wer kann das nur sein? Sicher werfen sie sich jetzt nur noch mehr auf mich wie wilde Tiere. Aus Rache weil ich ihren Anführer schwer verletzt oder wahrscheinlich sogar getötet hatte und der üblichen Freude mir zu schaden.

Der Junge, den das Schicksal traf...|#kürbistumorfanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt