Kapitel 15

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Sicht: Manuel

Schweißgebadet schreckte ich hoch. Ich atmete schnell und panisch, mein Herz pochte und schmerzte dabei. Verwirrt schaute ich mich um, ich lag in meinem Bett, in meinem Zimmer.
Stille, kein Gewitter, keine Blitze, kein Feuer. Alles war so wie immer. Es muss ein schrecklicher Albtraum gewesen sein.

Eigentlich hätte ich froh sein sollen, doch ungewöhnlicherweise konnte ich mich an jedes noch so kleine Detail erinnern. Vorallem die Szene, wo Tobias mich im Stich gelassen hatte ließ mir keine Ruhe. Er hatte genau den selben grausamen Satz gesagt, wie Patrick ihn mir ins Gesicht gespuckt hat. Was soll das alles bedeuten? Kann das noch Zufall sein?
Seit dieser Nacht vertraute ich meinem Betreuer noch weniger als eh schon. Mein Gehirn mag sich einen dummen Scherz gemacht haben, aber dieser Moment hat sich förmlich eingebrannt und es fühlte sich so real und wahrscheinlich an, dass ich jedes Mal, wenn ich ihn sah an die quälenden Schmerzen in diesem Traum denken musste.

Langsam kam ich wieder zur Ruhe, meine Atmung und der Puls normalisierten sich, jedoch saß ich immernoch stocksteif und verschwitzt unter meiner großen Decke. Hellwach legte ich mich wieder zurück in meine Kissen, Schlaf wäre jetzt unmöglich.

(...)

Der nächste Morgen war frisch und kühl. Meine Augenringe verrieten meinen miesen Schlaf, auch wenn das jeder der mich regelmäßig sah gewohnt war. Der Bus hatte mal wieder Verspätung durch den Frost und die damit verbundene Glätte. Ich hatte mich recht schnell an die Kälte gewöhnt, sie war beinahe angenehm wenn man nur zuließ davon eingenommen zu werden.

Als ich aus dem Bus ausstieg setzte ich meinen monotonen Alltag-Blick auf und stampfte, mit den Gedanken an Patricks verrat zur Klasse. Ziemlich zuletzt kam ich im Raum an und setzte mich sofort, der Lehrer war schon dabei die Diktate auszuteilen. Genau das, wo ich so dumm war Rewi zu verarschen, ich bereute es schon jetzt. Dank meines Nachnamen bekam ich meines als erster und sah gleich die fette 5, die mir sofort ins Auge fiel. Wenn Rewi das sieht, bin ich so gut wie down.
Er schaute mich wütend von der Seite an, nachdem er seinen Test erhalten hatte und ich verkrampfte mich nervös unter seinen Gedanken, die danach schrien, dass es Ärger gibt. Die anderen aus seiner Truppe- bis auf Patrick, erzählten sich mit Handzeichen, was sie geschrieben hatten.

Den Rest der Stunde schaute er mich immer wieder genervt an, meistens wenn ich mich meldete um mich am Unterricht zu beteiligen. Irgendwie muss ich die 5 ja wieder ausbaden. Nach einer, für mich ganz guten Stunde lief ich zügig den Weg zu den Toiletten. Mein Fehler jedoch war, dass ich mich vorher nicht abgesichert hatte, wo die "coolen" hingegangen sind, denn als ich durch die Tür hineintrat wurde ich gleich an den Schultern gedreht und an die Wand gedrückt. Ich guckte in die wutentbrannten Augen von Rewi und mir wurde übel.
Hinter ihm oder eher neben ihm stand der Verräter und dahinter der Rest der Truppe. "Na du kleiner Ba***rd, hast du auch ne schlechte Note? Ja? Ich auch. Und warum? Wegen so einem hässlichen Krüppel, der dachte er kann mich verarschen.", ich dachte angestrengt nach, was ich sagen könnte. Der Spruch, der jetzt kommt wird mir sicher noch mehr Fäuste einbringen, aber das war es mir Wert. Leise nuschelte ich: "hat ja auch geklappt"

Also ich fand es war passend. Rewi fand das aber nicht so lustig und schlug mir direkt, nachdem sein kleines Hirn diese Worte verarbeiten konnte, kräftig in meinen Bauch, weswegen ich mich krümmte. Mit aller Mühe versuchte ich mich halbwegs aufrecht zu halten, nicht zusammen zu brechen. Ein weiterer Schlag, ich glaube von Patrick auf meinen Rücken, ließ mir keine andere Möglichkeit.

Ich kniete vor ihnen auf dem Boden, Blick gen Erdkern und Arme schützend um meinen Bauch geschlungen. Rewi hockte sich vor mir hin, fasste mein Kinn und bog es schmerzhaft hoch, sodass ich ihn anblicken musste. "Oh nein ich wollte dir nicht wehtun, armes Manulein. Aber jeder braucht doch seine Lektionen um zu lernen." ich ließ keine Emotionen zu und schaute ihn trotzig von unten an.
"Jetzt lasst mich endlich mal in Ruhe.." sagte ich leise mit brüchiger Stimme, die selbst ich Schauspielkünstler nicht verstellen konnte. Patrick zog mich hoch und redete mit der selben kindlichen, gefakten Stimme auf mich ein.
"Du musst doch nicht gleich weinen." Die anderen Drei bekamen sich gar nicht mehr ein vor lachen, während ich mit dem Rücken an die Wand gepresst stand und der Braunhaarige die Führung übernahm. "Damit muss man eben klar kommen, dass man nicht gewollt ist und war. Dass alle einen hassen. Dass selbst die Eltern sich für einen schämen..."

Nun kämpfte ich ernsthaft mit den Tränen. Was für Eltern? Meine Mutter? Sie ist tot. Wegen mir! Mein Vater? Er hasst mich mehr als alles andere. Ich habe sein Leben zerstört und ihm seine Liebe des Lebens genommen, dafür bin ich noch eine Enttäuschung. Er hat mich verprügelt bis ich es nicht mehr ausgehalten habe.
In meinen Augen sammelten sich Tränen bei all den schmerzhaften Erinnerungen, die hier niemand kannte. Meine Lippen bibberten erbärmlich und ich kam nicht dagegen an, ich hasste mich einfach zu sehr.

Patrick sowie alle anderen bekamen es natürlich mit, er legte seine Hand ironischerweise und grinsend an meine Wange und strich mir eine Träne weg. Das hielt ich nicht aus und raffte mich wieder zusammen. Diese Demütigung ist zu viel. Ich schlug ihm seine Hand weg, was alle lachen ließ, sie nehmen mich nicht Ernst.

Mir war das alles egal und ich rannte schleunigst aus den Toiletten raus...







Na, hätte wer gedacht das es ein Albtraum ist?

Der Junge, den das Schicksal traf...|#kürbistumorfanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt