Kapitel 14

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Sicht: Manuel

Ich hörte ein lautes Knallen und danach direkt ein ohrenbetäubendes Donnern, wodurch ich aufschreckte. Es war dunkel, mitten in der Nacht. Das Gewitter schien genau über uns zu sein. Immer wieder erhellte sich der Raum kurz durch die Blitze.
Ich mochte Gewitter noch nie sonderlich gerne, gerade wenn es blitzte bekam ich eine ungeheure Angst und ein schlechtes Gefühl.
Wiedermal blitzte es und ein lautes Donnern ertönte, was mich zusammenzucken ließ.

Der nächste Knall war so unfassbar laut, als wre sonst was passiert. Sekunden später schlug auch schon der Blitz ein. Ich hatte mich längst zitternd unter meiner Bettdecke verkrochen und trug bloß einen Hoodie, Jogginghose und Boxer.

Das nächste laute Geräusch ertönte, doch es war diesesmal weder ein Donner noch ein Blitz, denn es war der Feueralarm. Öfters wurde für so einen Fall geübt, aber heute ist es bitterer Ernst. Der letzte Blitz muss in das Gebäude eingeschlagen sein! Sofort wurde es unruhig und laut auf dem Flur. Ich hörte viele Schritte, die panisch den Weg nach drauße suchten.
Auch bei mir läuteten alle Sinne Alarm und ich sprang mit weichen Knie auf, schnappte mir mein Handy und rannte auf den Flur. Orientierungslos blickte ich mich um und sah von weitem Tobias, der mir etwas zu rief:

"Manu, komm her und hilf mir alle raus zu bringen!" Ohne weiter nachzudenken kam ich seiner Bitte nach, die Kinder mussten auf jeden Fall zuerst raus.

Entgegen der Massen lief ich zu ihm und rempelte mir einen Weg frei. Er hielt einige kleine Kinder an der Hand, schätzungsweise zwischen 4 und 9 Jahren alt. Ich nahm mir drei von ihnen, zwei kleinere auf einen Arm und den etwas größeren Jungen auf die andere Seite. Sie weinten und fragten mich, während ich atemlos zum Ausgang sprintete was los ist, aber ich konnte ihnen nicht antworten. An der großen Tür angekommen übergab ich sie einem vllt. 14/15 Jährigen und sagte ihm, er solle sie schnell weit nach draußen bringen.

Ich drehte mich sofort wieder um und lief zurück die Treppen hoch, auf dem Weg begegnete ich Tobias mit vier weiteren Kindern, zwei davon konnten alleine laufen. Der Rauch auf den Fluren wurde langsam aber stetig immer mehr und die meisten waren schon draußen. Es muss hier ganz in der Nähe brennen, man riecht den Qualm und spürt die Wärme.

Eigentlich ist im Falle eines Brandes nicht so ein Chaos geplant, aber irgendwie lief hier gerade alles schief.
Oben begegnete ich noch zwei ca. 9 jährigen Mädchen die auf mich warteten und doll weinten. Ich nahm die eine an der Hand und die andere nahm ich hoch und beeilte mich zurück ins Freie.

Auf der Treppe kam mir Tobias entgegen und nahm sie mir ab. "Schau noch schnell, ob da noch wer ist!", brüllte er und rannte nach unten.

Meine Beine trugen mich in Richtung Aufenthaltsraum. Auf dem Weg dorthin warf ich einen kurzen Blick in jedes Zimmer. Die Luft wurde stickiger, je mehr ich in die Mitte kam und schließlich entschloss ich mich auf allen vieren weiter zu gehen um nicht zu viel Rauch einzuatmen. Es war zwar noch nicht allzu schlimm, aber in Filmen machen das auch immer alle und dann scheint der Trick ja zu helfen.

Ich schrie herum, ob noch jemand hier sei und bekam keine Antwort. Binnen wenigen Sekunden verdoppelte sich der schwarze Rauch und mein Hals kratzte. Im Aufenthaltsort angekommen rief ich noch etliche Male ob jemand hier ist. Da ich nichts außer seltsames Rauschen hörte drehte ich mich wieder um und krabbelte davon.

Gerade als ich dabei war zu verschwinden krachte eine Wand ein, die, vor der sonst das Buffet stand. Es schepperte laut und das erste Mal bekam ich die bedrohlichen Flammen persönlich zu sehen, die zuvor in dem Raum dahinter gewütet hatten. Eine unbeschreibliche Hitze breitete sich wie eine Welle aus und Staub wurde aufgewirbelt. Ich muss mich beeilen!
Unvermeidbar begann ich zu husten. Der Rauch, die Hitze, der Staub, es war zu viel. Mit einem Hustanfall humpelte ich zu Tür, raus auf den Flur. Mein Spray! Ich hatte es nicht dabei.

Vor meinem Zimmer schaute ich mich um, die Flammen peitschten sich hinter mit einen Weg entlang und verschlangen alles. Röchelnd kämpfte ich mich zur Treppe durch und musste feststellen, dass diese bereits leicht brannte. Ich saß in der Falle.
"Tobias! Bitte hilf mir! Alles brennt! Hilfe!", schrie ich aus ganzer Seele und so laut wie ich konnte in der Hoffnung, dass etwas durch die Mauer aus Flammen nach daußen drang.

Verzweifelt kroch ich zur Treppe und erkannte eine Person im Ausgang stehen. Ich versuchte mit einem Satz zu ihr zu gelangen, jedoch zerbrach die Stufe unter mir und ich fiel. Kreischend landete ich in den Flammen, die sich durch meine Haut fraßen. Irgendwie schaffte ich es mich aufzurichten und streifte den brennenden Hoodie ab. Diese Schmerzen, sie waren unerträglich, so viel grausamer als alles andere zuvor. Mein ganzer Oberkörper brannte wie Feuer und ich konnte kaum noch sehen.
Ich stolperte zurück, sank auf die Knie und die Flammen vor mir erreichten eine neue Höhe. Ich schrie bis ich heiser war und keine Hilfe kam.

Meine heißen Tränen, sie quälten mich als sie meine abperlende Haut an den Wangen herunter liefen.

Ich richtete meinen Blick wieder zur Tür und erkannte Tobias seltsam deutlich. "Ich kann und will dir nicht helfen, Manu! Und übrigens: ich wusste gar nicht, was für ein Opfer du bist!" rief er zu mir rüber und lächelte grässlich, ehe er einfach ging. Hätte er es gewollt, hätte er mich retten können. Jetzt war es zu spät, ich war verloren.

Alles kam näher und ein Blick in Richtung Aufenthaltsort verriet mir bloß einen Haufen Schutt. Neben mir stürzte wiedermal eine weitere Wand ein. Unwissend woher mein Kampfgeist kam schleifte ich mich zu meinem Zimmer. Einzelne Brocken von oben fielen herunter und verfehlten mich nur knapp oder streiften mich zum Teil. Einige glühende Stückchen der Tapete rieselten herunter, zerfetzten meinen Rücken und jede bis dahin noch verschonte Stelle.

Ich versuchte so wenig es ging zu atmen und zog meine Beine an meinen geschundenen Körper heran, als ich mein Zimmer erreicht hatte. Sekunden später hörte ich lautes Scheppern und die Decke im Flur war zusammen gestürzt.
Alles wird in sich einsacken und mich darunter begraben, ich bin im ersten Stock, da habe ich keine Chance.

Mit letzter Kraft zog ich mich zu meinem Nachtschrank, nahm mir mein Asthmaspray und holte tief Luft. Noch immer hustete ich, jedoch ging es besser. Unter der geschlossenen Tür sickerten die ertsen dicken Rauchschwarten durch. Panisch humpelte ich zum Fenster, öffnete dies und schaute raus. Puh, höher als ich gedacht hätte. Die Tür knarrte und fing schließlich komplett Feuer. Auch hier fielen Brocken von den Wänden und der Decke hinab.

Immernoch schluchzend betrachtete ich, wie alles zerstört wurde, hielt mir dabei meinen Arm, der ungewöhnlich doll schmerzte. Möglich, dass vorhin beim Sturz etwas gebrochen ist, ich habe bloß eins gespürt: das Feuer. Ich müsste springen, wenn ich vor den Flammen fliehen will!
Schmerzverzerrt mit blutverschmierter Hand krächzte ich auf die Fensterbank, die mir so oft Trost gespendet hatte. Ein letzter Blick in mein Zimmer, das immer mehr unter den Flammen leidete und den Kopf wieder nach vorne gerichtet.

Auf der Straßen erkannte ich Blaulichter und ein ganzes Stück weiter rechts wurde ein Luftkissen unter ein Fenster platziert. Für mich kam jede Hilfe zu spät. In wenigen Momenten wird mich die Hitze unter sich begraben. Ich schrie ein letztes Mal um Hilfe, doch die Feuerwehrleute schauten bloß von weitem her und drehten sich wieder weg...
Die andere Person wird wohl wichtiger sein.

Es donnerte wieder laut. Ein letzter kühler Luftzug umhüllte mich und ich schloss die Augen. Meine Hand, die sich zuvor an den Rahmen geklammert hatte löste sich und ich lehnte mich vor. Tränenverschmiert ließ ich mich einfach fallen...












Ja, ich mag Drama. Gewöhnt euch dran :)

Der Junge, den das Schicksal traf...|#kürbistumorfanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt