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⊱Thalia⊰

"Weißt du, ich fühle mich wie ein Verräter, wenn ich mit dir darüber spreche."
Genervt schließe meine Augen und atme tief ein und aus. Das kann doch nicht wahr sein.
"Meinst du das ernst?" Sein entschlossenes Nicken macht mir nur einmal mehr klar, dass ich vollkommen besessen bin, dass ich mich überhaupt nicht dafür interessieren sollte.

"Klar natürlich, sorry. Du hast recht."

Äußerlich gebe ich mich beruhigt und chillig, aber Innerlich bin ich gänzlich am verzweifeln. Warum zum Teufel interessiert es mich auch? Ich habe es monatelang hinter mir gelassen und nun, wo ich einmal dummerweise, mit dem besten Freund von ihm, eingesperrt bin muss alles wieder hoch kochen.

Aber was mache ich mir schon vor? Nur alleine weil ich ihm das noch immer nachtrage, zeigt doch wie verletzt und sauer ich noch bin.

Verfluchte Scheiße!

"Weißt du was, mach was du willst, aber uns wird hier sicher keiner vor morgen früh raus holen, also verschon mich bitte mit deiner Nähe." So langsam läuft alles wieder gerade. Ich schnappe mir wieder meinen Rucksack, den ich vor einem der Regale abgestellt habe, und gehe zurück in meine Ecke.
Im Sitzen krame ich nach meinen Kopfhörern und lasse seufzend meine Playlist abspielen.

Ich schließe meine Augen und wippe mit meinen Füßen zu der ruhigen Musik in meinen Ohren. Eine Welt ohne Musik wäre für mich die zweite Hölle, die erste ist vermutlich die Highschool. Es liegt nicht unbedingt an dem Unterricht, aber an den Leuten die einem das Leben schwer machen. Leute, wie diese dummen Teenager die sich für lustig halten und andere verspotten, ihnen Wort wörtlich das Leben zur Hölle machen.

Ach Mensch, dieses Thema ist so ausführlich und ich will mir nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen.

Plötzlich beginnt mein Magen zu grummeln und ich schaue mich automatisch um, aber Kian ist nirgends zu sehen.
Im nächsten Moment fällt mir aber ein, dass sich mein Essen noch im Spint befindet. Nein. Egal, das werde ich schon aushalten.

Es ist schon irgendwie ironisch. Um diese Uhrzeit säße ich schon längst auf meinem Bett oder auf dem Sofa und würde Fern sehen, würde vermutlich eine Pizza aufbacken oder irgendwas leichtes kochen, aber das alles würde ich alleine tun. Der einzige Unterschied zwischen jetzt und sonst ist, das ich mein Essen nicht essen kann, oder mir was machen kann.
Allein bin ich trotzdem.

Na schön, ganz so alleine wie zu Hause bin ich nicht, aber ich zähle den Amateur - ich habe eigentlich keine Ahnung was er ist, was er macht oder wer er ist und es ist mir auch völlig egal. In Momenten wie diesen kickt meine Langeweile und ich denke über jeden möglichen Mist nach.

"Hey, kann ich mich setzen?" Er taucht plötzlich vor meinem Blickfeld auf. Außerdem achtet er gar nicht auf meine widerwillige Mine und setzt sich ohne eine zustimmende Antwort erhalten zu haben.

Ich hatte eigentlich vor ihn zu ignorieren, aber er starrt mich regelrecht an und das nervt.
Gereizt entferne ich die Kopfhörer aus meinen Ohren und sehe ihn patzig an.

"Rennst du jedem wie ein verirrter Pudel hinter her und nervst ihn zu Tode?" Ich gebe ein tiefes Seufzen von mir und verschrenke meine Arme vor meiner Brust.
Das leichte Lächeln welches sich auf seinen Lippen ausbreitet nervt mich genauso, wie sein penetranter Blick.

"Und bist du immer so mürrisch drauf und beleidigst wild um dich, als wärst du nicht sozialisiert worden?" Sein selbstgefälliger Gesichtsausdruck ist ja beinahe schon so etwas ähnliches wie niedlich, aber nur fast. "Das bildest du dir sicher nicht ein, meine besonders nette Art liegt ganz an dir." Augen verdrehend will ich wieder meine Musik in Ruhe hören, aber er ist offensichtlich noch nicht fertig. "Kann auch an einer fehlgeschlagenen Erziehung liegen."
Ich kann nichts gegen das kurzzeitige Schmunzeln tun und ich will es wirklich nicht, aber Sinn für Humor hat er ja.

"Schön, dann beschwere ich mich bei deinen Eltern. 'Hallo Mrs. Wilde, bitte erklären Sie mir weshalb Ihr armer Sohn so missraten ist?' Na, wie klingt das?"

Seine Reaktion ist vollkommen überraschend, denn er lacht einfach laut los. Was?

"Du weißt schon, dass ich dich beleidigt habe, oder?" Skeptisch ziehen sich meine Augenbrauen zusammen. "Natürlich weiß ich das, aber..." Einen Augenblick sieht er mir in die Augen und ich glaube in dem tiefen braun zu versinken, ehe ich den Kopf schüttle und den Gedanken schnell beiseite schiebe.
"Aber?" Auch er scheint sich gesammelt zu haben, denn er lehnt sich zurück in den Stuhl. Mir fällt erst gerade auf, dass er sich vorgelehnt hatte. Seltsam.

"Wenn es aus deinem Mund kommt, klingt es eher wie die lächerliche Ansage eines kleinen Kampfzwerges." Wieder lacht er laut los, dieses Mal aber vermutlich wegen meines perplexen Gesichtsausdrucks. Unweigerlich gebe ich zu, dass ich immer lockerer werde.

"Eines Kampfzwerges?", frage ich gespielt böse. "Ich bin 1,70cm und nicht gerade klein, wenn du mich fragst." "Schon gut, es war ja nur ein passender Vergleich." Ich will es echt nicht lustig finden und lieber empört sein, aber seine offene Art überrumpelt mich. Ich wusste, dass er ein "Spaßvogel" ist, der lustige Typ der seine Freunde unterhält, aber das hier ist nicht das selbe.

Er ist gezwungen mit mir Zeit zu verbringen, weil er sonst vor Langeweile vergehen würde. Davon ist nichts echt. Sobald wir hier raus sind, werden wir uns nur noch auf den Schulflur sehen, uns ignorieren und -

"Hast du auch so Hunger?" Wie auf Knopfdruck höre ich ein Knurren aus seiner Richtung. Eines welches vor kurzen erst von meinem Bauch ertönt ist.
"Nope." Ungläubig richten sich seine Augen wieder auf meine. "Glaub ich dir nicht."

Ich gebe es nur ungern zu, aber er hat recht. In meinem Magen rumpelt es still vor sich hin, schließlich habe ich zum Lunch nicht viel gegessen.
Aber ich werde ein Teufel tun und ihm Recht in seiner -leider wahren- Vermutung geben.

"Lies ein Buch oder so. Finde etwas, was dich ablenkt, dann ist es ein wenig erträglicher." Ich kenne mich damit aus, mich vom Hungergefühl abzulenken. In den letzten Monaten habe ich daraus so eine Art Talent entwickelt.

Immer wenn ich mich an manchen Tagen nicht aus dem Bett überwinden konnte, manchmal gleich mehrere Tage hintereinander. Es war in einer Zeit, in der ich beinahe an meiner Existenz ertrunken wäre, in der die Nacht mein Tag war und der Tag meine Nacht.
Und wenn ich ehrlich zu mir selber bin, dann gebe ich zu, dass ich noch lange nichts überwunden habe, nur gelernt habe damit umzugehen.

"Oder sag bloß, dass du keine Bücher lesen kannst, weil du die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches besitzt." Schmunzelnd wende ich den Blick von ihm ab und greife selber zu einem Buch auf dem Regal, einfach nur um ihm nicht mehr ins Gesicht sehen zu müssen.

Denn er ist immer noch der Grund warum ich auch die letzte Person verloren habe, die mir wichtig war.

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A\N: Sorry, falls es noch langweilig ist, aber ich muss mich langsam voran arbeiten. Im nächsten Kapitel dürfte es etwas interessanter werden.

𝐁𝐑𝐎𝐊𝐄𝐍 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt