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⊱Thalia⊰

Seit gefühlt einer Stunde lese ich ein und dieselbe Seite wieder und wieder, kann aber nicht sagen worum es geht. Das Gefühl der Schuld nagt zu sehr an mir.
Kian hat jetzt schon eine halbe Ewigkeit nichts mehr gesagt, aber ich bringe es nicht über mich zu ihm zu setzen, egal wie sehr ich das eventuell will.

Ich habe mich viel zu schnell an seine Gesellschaft gewöhnt, sodass es mich jetzt sogar nervt, das alles verdammt nochmal still ist. Man könnte sogar eine Stecknadel fallen hören.

Keine Ahnung ob ich ihn beleidigt habe, ob er beleidigt ist, oder ich mir einfach zu viele Gedanken mache.

Mit einem schweren Seufzen schließe ich das Buch und stelle es achtlos zurück. Ich weiß nicht einmal wie der Titel des Buches lautet.

Da ich jetzt nichts mehr in der Hand habe worauf ich meine Aufmerksamkeit legen kann, schweift mein Blick automatisch zu dem brünetten Jungen.

Überrascht weiten sich meine Augen als ich ihn da so sitzen sehe. Den Blick ins Leere gerichtet, die Finger zu einer festen Faust verkrampft und ein dünner Schweißfilm ziert seine Stirn.

"Kian? Alles in Ordnung?" Quatsch, was für eine dumme Frage. Offensichtlich geht es ihm nicht gut. Er wirkt völlig neben sich und da merke ich auch seinen sich plötzlich schneller heben und senkenden Brustkorb.
Allem Anschein nach -

"..eine Panik Attacke!" Schnell springe ich auf meine Beine und knie mich vor ihn. Ich versuche seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Keine Ahnung wie man jemanden helfen kann bei einer Attacke, mir hat auch nie jemand dabei geholfen, irgendwann bin ich immer vor Erschöpfung eingeschlafen, aber jeder reagiert anders darauf...

Selbst aufgeregt versuche ich es mit Schnipsen vor seinem Gesicht und klatschen. Keine Ahnung ob ich es dadurch vielleicht sogar schlimmer mache aber -

Kuss - Lydia hat Stiles geküsst, als er auf direkten Wege an einer Panik Attake war. Aber ich werde ein Teufel tun und Kian küssen. Viel lieber -
Mit einem lauten "Klatsch" trifft meine Hand auf seine Wange. Und tatsächlich, es funktioniert. Er schreckt auf und schaut wild um sich, ehe er meinen -vermutlich zerzausten- Gesichtsausdruck sieht.

"Fuck! Warum hast du das gemacht?" Empört springt er von dem Stuhl und baut sich perplex vor mir auf. Ich lehne mich etwas außer Atem gegen das Regal.

"Du hattest nh Panik Attacke, denke ich..." Ich meide seinen Blick bewusst, will nicht dass er die Angst in meinen Augen sehen kann.
Diese Situation ist mehr als überfordernd gewesen gerade.

Neben dem leichten Schock mischt sich jetzt auch Neugierde in meine derzeitige Gefühlslage.

"Warum bist du gerade so - du weißt schon?" Nachdem er sich gesetzt hat fährt er sich mit den Händen über das Gesicht und danach durch die Haare, so das diese ihm völlig wirr vom Kopf stehen.
"I-Ich leide unter einer eher schwachen Klaustrophobie. Jedenfalls ich meine, hier ist es zwar nicht besonders eng, aber daran zu denken, dass wir die ganze Nacht hier drin eingesperrt sein werden, da nun ja..." Seine Wangen nehmen einen rosigen Ton an.

"Die Panik auf engsten Raum mit einer weiteren Person eingesperrt zu sein und nirgendwo hin zu können, hat mich etwas aus der Bahn gerissen." "Offensichtlich!", schnaube ich taktlos.

Als ich ihm dann aber nochmal ins Gesicht sehe tut mir mein fehlendes Einfühlungsvermögen leid. Er sieht so niedergeschlagen drein und - oh je. Menschen sind nicht gerade mein spezial Gebiet.

"Aber ist schon okay, ist halt auch nicht das was ich mir für mein Montag Nachmittag vorgenommen hatte." Ich versuche echt ihn mit so viel Verständnis, wie mir möglich ist anzusehen, aber etwas lässt mich schon nach einigen Sekunden den Blickkontakt abbrechen.

Seine tiefgründigen braunen Augen scheinen sich direkt in meine Seele zu brennen und das ist mir mehr als unangenehm. Das jemand überhaupt so eine Wirkung auf mich haben kann, ist schon an sich verwerflich genug, bei jedem anderen wäre es mir vielleicht egal aber er sitzt mir direkt gegenüber und ich kann nicht das Weite suchen, wenn es mir zu viel wird und so langsam scheint es das zu werden.

Zu viel einfach zu viel...

Dann räuspert er sich laut, hat die seltsame Stimmung wohl auch bemerkt.

"Wie wäre es, wenn sich jeder eine gemütliche Ecke sucht und sich von dem jeweils anderen fern hält?" Rückzug ist meine Verteidigung und ich ergreife sie immer, wenn es nötig ist und das ist es jetzt.

Doch zu meiner Überraschung scheint Kian das ganz anders zu sehen.

"Oder wir spielen irgendwas zusammen. Wahrheit oder Pflicht, Ich sehe was was du nicht siehst..."
Irritiert schaue ich mich um.
"Ich sehe was was du nicht siehst und es ist gaaanz weit da hinten." Bedeutungsvoll zeige ich durch die Regale hindurch und signalisiere ihm zu verschwinden.

Doch nun scheint er Gefallen an meiner Abneigung gefunden zu haben. Super.

"Wie wäre es damit, ich erzähle dir etwas über mich und im Gegenzug erzählst du etwas über dich?" "Und was hätte ich dann davon?"
Ich hätte fast auf seinen verdutzten Blick hin gelacht, weil er das einfach nicht erwartet hat, aber ich zwinge mich dazu Ernst zu schauen.

Dann ertönt ein dramatisch langezogenes Stöhnen seinerseits. "Na schön, Eisprinzessin lass uns einfach in der Stille vergammeln und nichts tun!" Die Worte verlassen seinen Mund offensichtlich sarkastisch und nicht gewillt das gesagte wirklich zu tun, aber ich antworte mit einem zufriedenen "Okay, einverstanden!"

Das ganze funktioniert knapp zehn Minuten, in denen ich gelangweilt durch meine Galerie scrolle und einfach alte Bilder von mir ansehe. Mir ist nun wenigstens klar warum ich nie Selfies auf Instagram hochgeladen habe. Und jetzt bete ich mich dafür an. Diesen einen speziellen Ordner lasse ich dabei aber außer Acht, weil ich das jetzt einfach nicht ertragen kann.

"Okay du hast gewonnen, du kannst schweigen wie ein Grab, aber lass uns über irgendwas reden, ich verliere sonst meinen Verstand!"
Ich will ihm schon genervt antworten, als ich da die kleinen Schweißperlen auf seiner Stirn sehe.

Ich habe jetzt die Wahl wirklich alle meine Bilder noch einmal anzuschauen und mich selbst zu beleidigen oder ich tue etwas Gutes und lenke den Jungen vor mir etwas ab. Mein gutes Herz tendiert dazu ihm zu helfen, hab also nicht wirklich eine Wahl.

"Na schön, erzähl mir etwas über dich.", gebe ich seinem Vorschlag von eben nach.
Für einen Moment bilde ich mir ein, zu sehen wie sich seine Augen erhellen, aber so schnell ist das auch wieder vorbei.

"Ich hab Hunger auf Pizza. Ich liebe Pizza und Hamburger. Und McDonald's."
Ich verdrehe meine Augen.
"Kannst du bitte nicht von Essen reden?" Belustigt schweifen seine Augen von meinen, zu meinem Bauch und von da wieder zu meinem Gesicht. "Du hast also auch Hunger, huh?" Verneinend schüttle ich den Kopf.
"Nur das Gefühl von Hunger, mehr nicht."

"Na schön, du bist dran."

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A/N: Ich habe oben zwar ein gif von Britt Robertson verwendet, aber Thalia hat braune Augen, also joah...

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𝐁𝐑𝐎𝐊𝐄𝐍 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt