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⊱Thalia⊰

Ich habe ehrlich keine Ahnung wie ich heute auch nur einen Fuß aus dem Bett setzen konnte.
Mein Herz fühlt sich so schwer an, aber meine Gedanken sind nicht halb so laut wie sonst.

Als ich heute morgen aufgestanden bin habe ich damit gerechnet auf Eis zu stoßen.

Ich habe erwartet, das meine Eltern es mir nach machen würden und mich nach dem Öffnen meiner Gefühle von sich stoßen würden, so wie ich es in jeder erdenklichen Situation getan habe.

Kian kann davon wohl sicher ein Lied singen.

"Erde an Tally!" Ein Schnipsen vor meinen Augen lässt mich zurück in das Hier und Jetzt schrecken.
"Ja, äh, was?" Verwirrt wende ich mich Kian zu.

Wir verbringen unsere Mittagspause unter einem Baum.
Hier laufen nur wenige Schüler vorbei und wir haben ein bisschen unsere Ruhe.

"Du hast gesagt du schreibst mir nochmal.", bemerkt er etwas zerknirscht. "Oh ja, tut mir leid, gestern war - es war krass, muss ich sagen." Wieder driften meine Gedanken ab.

Ich habe erwartet heute ein Wrack zu sein.
Ich dachte wieder in meinem elendigen Tief festzustecken, aber dem ist nicht so.

Es ist so, als hätte man mir jegliche Kraft geraubt, um niedergeschlagen zu sein.
Es ist klar, dass ich gerade nicht wirklich glücklich bin, aber ich bin nicht so leer wie sonst.

"Das glaube ich dir, erzähl mir davon, wenn du willst." Kurz wirkt er unsicher, aber das vergeht ganz schnell wieder.

"Mom und Dad haben mich seit Monaten wieder richtig angesehen. Ich habe mich gestern nicht mehr so allein gefühlt. Wir haben gestern den Absprung geschafft. Aber es ist noch lange nichts sicher, sie werden Fragen stellen, auf die ich keine Antworten habe, aber im Augenblick.." Ich lasse mich nach hinten fallen und schaue mit resignieren Ausdruck in den blauen Himmel.
"Die beiden müssen mir erst beweisen, dass ich ihnen etwas bedeute, sonst war all das völlig umsonst."

Theas Tod hat uns alle auseinander gerissen und mein Herz leidet darunter, das wird es immer.
Mir ist bewusst, das nicht nur ich sie verloren habe, aber ich bin die einzige gewesen die danach allein war und das hat seine krallenausstreckenden Spuren hinterlassen und das ist keine Sache die mit einer emotionalen Familienumarmung gekittet werden kann, ganz egal wie gut sich alles für einen Moment angefühlt hat.

"Es wird niemals wieder so sein wie es war.", murmle ich leise.
Kian legt sich neben mich.
"Ganz egal was passiert, wie furchtbar es auch sein mag, die Welt wird sich immer weiter drehen, irgendwann nimmt niemand mehr Rücksicht auf deinen Verlust und das ist scheiße, aber Tally, du bist so stark und außerdem will ich dafür sorgen, dass du nie mehr allein sein wirst."

Tränen der Rührung treten in meine Augen, nur mit Mühe kann ich sie wegblinzeln.

"Ich komme mir schon ziemlich schäbig vor.", gebe ich zu. Ich rede weiter bevor er nachfragen kann.
"Alles dreht sich immer nur um mich, aber ich will für dich genauso da sein, du kannst dich jetzt vielleicht noch nicht wirklich auf mich verlassen, aber ich will nicht, dass du denkst das ich dich ausnutze."

Ich bin noch nicht so weit, sagen zu können das ich wieder voll funktionsfähig bin, schließlich hat sich noch nicht wirklich etwas getan. Ich habe noch einen steilen Weg der Heilung vor mir und ich kann nur hoffen, das Kian mir seinen Halt gibt, denn ohne ihn schaffe ich das nicht.

𝐁𝐑𝐎𝐊𝐄𝐍 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt