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⊱Thalia⊰

Ich kann nicht anders als zu Schmunzeln. Diese Situation kommt mir so surreal vor. Ich sitze hier mit einer Person, die ich gerade mal fünf Minuten kenne und fühle mich nicht mal ansatzweise so unwohl, wie ich das vermutlich sollte.
Denn ganz offensichtlich sind Menschen nicht gerade meine Spezialität.

Aber ja, da bin ich nun. Ich schaue Tyler tief in die vertrauensvollen Augen, und beschließe mich nicht gleich wieder zurückzuziehen.

"Ich uhm, ich hatte durst, offensichtlich." Wenn ich könnte würde ich mich direkt ins Gesicht hauen, aber ich will nicht, dass er denkt ich sei irgendwie bescheuert. Jedenfalls schiebe ich automatisch meinen Rucksack unter den Tisch, als ich direkt die Wasserflasche in der Seite stehen sehe.

"Natürlich und wovor läufst du tatsächlich davon?" Mein Atem stockt und meine Augen weiten sich. "Ehm, wie bitte?", hake ich unsicher nach.
"Ich habe gesagt, "Natürlich und seit wann kommst du her?" Sag mal, ist alles in Ordnung? Du wirkst etwas blass."

Ich bin total verwirrt und zunächst erleichtert. Das war meine Einbildung. Ich habe nicht viel geschlafen, es muss also an der Müdigkeit liegen, dass mir mein Verstand einige Streiche spielt.

"Achso ja. Eigentlich bin ich quasi hier aufgewachsen, aber-" Es hat sich seither ziemlich viel verändert, ich habe mich sehr verändert.
Es ist alles nicht mehr das selbe, aber wie könnte es das auch, wenn einfach nichts mehr Sinn macht?
Verlegen räuspere ich mich, als ich bemerke, dass Tyler mich aufmerksam mustert.
"- die Zeiten ändern sich, schätze ich." 'Und wie sie das tun!', hänge ich in Gedanken noch hinterher.

"Na schön, ganz offensichtlich nicht dein lieblings Thema. Was machst du sonst so in der Freizeit?"
Widererwarten schießen mir nicht sofort meine einsamen Stunden, die ich nach der Schule zuhause verbringe, durch den Kopf, sondern tatsächlich die Bibliotheks Sache mit Kian.

Unweigerlich muss ich nun darüber nachdenken.
Seit heute morgen habe ich ihn nicht wieder gesehen und ehrlich gesagt auch nicht mehr an ihn gedacht.

Ich denke meine Vorurteile ihm gegenüber waren größtenteils unberechtigt, auch wenn ich das nur ungern zugebe. Er ist korrekt oder so ähnlich. Er ist sympathisch und überhaupt nicht- nicht ganz so arrogant und von sich selbst überzeugt wie ich zunächst gedacht habe. Ich könnte ihn viel leichter einschätzen, wenn ich noch wüsste auf was Marcus achtet, aber auch er ist wieder eine ganz andere, mir viel zu verwirrende Geschichte.

"Ich schätze, mich auf fremde Hände zu setzen."

Im nächsten Moment ertönt ein lauter Klatsch und das, weil ich meine Hand dieses Mal wirklich gegen meine Stirn schlage.
Oh je. Für solch eine Dummheit gibt es schon gar keine Entschuldigung mehr.
Ich sollte mir echt überlegen, mir nicht einfach den Mund zuzunähen.

Gleich darauf ertönt ein erheitertes Lachen. Schön, wenn das hier wenigstens einer lustig findet.
Aber irgendwie kann ich mir bei dem hellen und freundlichen Lachen, selbst ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

Und zum vermutlich ersten Mal schaue ich mir Tyler genauer an. Er hat weich aussehendes, blondes Haar und Teddybär braune Augen. Er hat sowohl im Mundwinkel und neben dem Auge süße Lach Fältchen.
Er sieht nicht nur wahnsinnig sympathisch und nett aus, er scheint es auch zu sein. Durch seine Schüchternheit am Anfang wirkt er fast sogar schon süß.

"Da gebe ich dir recht, das hast du drauf." Sein leises Lachen verklingt und sofort macht sich ein seltsames Gefühl in mir breit.

Das hier fühlt sich gut an. Meinen Nachmittag mit jemanden zu verbringen, der nicht gerade alt, zu jung oder tot ist.
Ich weiß taktlos.

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