Kapitel 17

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Gestern hatte Louis Harry ins Krankenhaus gebracht. Dort hatte Harry die Papiere unterschrieben, somit war es nun so weit. Heute flog Harry nach LA. Nicht um Urlaub zu machen, sondern um die beste Chance zu ergreifen wieder gesund zu werden, die er hatte.

Harry saß neben Louis auf der Rückbank. Liam fuhr sie gerade zum Flughafen. Im Auto herrschte eine unangenehme Stille. Niall saß ebenfalls auf der Rückbank, während Zayn neben Liam saß. Niemand sagte ein Wort, alle hingen sie ihren Gedanken nach.

Nach Harrys Empfinden dauerte die Fahrt viel zu kurz, somit wurde er viel zu schnell von Louis und seinen Freunden getrennt. Eigentlich wollte seine Familie heute auch kommen, doch Harry hat sie regelrecht angefleht, das nicht zu tun, da es ihm sonst noch schwerer fallen würde, sich zu verabschieden.

Harry verabschiedete sich von seinen Freunden, während Louis ihn zu seinem Privatjet brachte. Harry hatte gestern lange mit Louis darüber diskutiert. Er wollte sich ein normales Flugticket kaufen, doch Louis ließ das nicht zu. Er meinte, wenn er schon einen Privatjet hatte, dann solle sein Verlobter nicht mit einem öffentlichen Flugzeug zur Behandlung fliegen müssen.

Im Jet verabschiedete sich das Paar voneinander. Sie küssten sich lange, bis eine Stewardess Louis regelrecht aus dem Flugzeug schmiss, da sie starten mussten. Doch Harry rief ihm noch mal nach. Louis drehte sich fragend um. „Ich liebe dich!" In diesen Worten lag so viel Gefühl, so viel Liebe. Louis war kurz davor unter dem Gewicht der Worte zusammen zu brechen. Die beiden sahen sich an, Tränen rannten über ihre Wangen bis hin zum Kinn und tropften auf den Boden. Keiner bewegte sich. „Ich liebe dich Harry!", mit diesen Worten drehte sich Louis schließlich um und verließ den Jet endgültig.

Sobald Harry sicher war, Lou sei außer Hörweite, ließ er seinen Gefühlen freien Lauf. Er fing an zu schluchzen, sein Körper wurde davon geschüttelt, doch es interessierte ihn nicht, er wollte diese Behandlung nicht machen. Er wollte nicht nach LA. Der einzige Grund, warum er das tat war, weil Louis so schon genug unter der Situation leiden musste, seinetwegen leiden musste. Darum wollte Harry nicht, dass er noch mehr litt, somit willigte er ein. Einfach um Louis ein wenig glücklich zu machen. Um ihm ein wenig davon zurückgeben zu können, was er von ihm in letzter Zeit so zahlreich erhielt.

Der Flug dauerte für Harry eine gefühlte Ewigkeit. Stumm starrte er aus dem Fenster. Zuerst lehnte er alles Essen und Trinken, das ihm die Stewardess anbot, strikt ab, bis ihm das Versprechen einfiel, das er Louis gegeben hatte. Er hatte ihm versprochen, sich zumindest zu bemühen ein wenig zu essen und heute hatte er noch gar nichts zu sich genommen. Mit den Gedanken bei seinem Verlobten läutete Harry und kurz darauf stand die nette Dame neben ihm, mit einem freundlichen Lächeln fragte Sie: „Wie kann ich Ihnen helfen?" „Was haben Sie zu Essen an Board?" Die Stewardess lächelte wissend, bedeutete Harry kurz zu warten und brachte ihm eine Speisekarte. Harry konnte es nicht glauben, das war keine einfache Speisekarte, die war von Louis, extra für ihn. Ganz oben stand in Louis' Handschrift: Ich danke dir. Du hast dich an dein Versprechen erinnert. Ich habe die Speisekarte extra für dich zusammengestellt. Danke, dass du es versuchst. Ich liebe dich.
Harry schmunzelte, er studierte die Gerichte und stellte fest, dass Louis sich wirklich Gedanken gemacht hatte, was er der Küche für Aufträge gab. Nach etlichem Zögern entschied sich Harry für ein Lou-Special-Sandwich und fragte nach Mineralwasser. Lange musste er nicht warten, bis die Stewardess wieder auftauchte und ihm dies brachte.

Aufgegessen hatte er das Sandwich nicht, aber Harry hatte es zumindest geschafft, zwei Drittel davon zu essen. Er starrte das letzte Drittel an und überlegte, warum es ihm eigentlich so schwer fiel zu essen. Es war schon immer so, dass jede Kleinigkeit sich auf seinen Magen auswirkte, die meiste Zeit war ihm leicht schlecht, ob er nun mit jemandem gestritten hatte, ob er eigentlich noch für die Schule lernen musste, ob er verliebt war und Angst davor hatte, ob er krank war, all das und noch viel mehr, es spielte keine Rolle, um was genau es ging, sobald er einen unangenehmen Gedanken hatte, war ihm schlecht, mal mehr mal weniger, das kam dann schon auf seine Gedanken an. Aber auch wenn er sich freute, konnte sein Magen rebellieren. In dem letzten Jahr war ihm fast durchgehend schlecht. Entweder er dachte daran, wie es weiter gehen sollte, wie er auf Tour mitkommen konnte, oder er dachte daran, wie sehr diese Situation die anderen mitnahm, viel mehr Gedanken hatte er nicht und beide sorgten dafür, dass ihm schlecht war. Nur wenn er Körperkontakt zu Louis hatte, legte sich die Übelkeit, das war zwar sehr oft der Fall, aber eben nicht oft genug um so viel zu essen, dass er das Gewicht halten würde. Louis hatte ihn schon öfter darauf angesprochen, warum er nichts mehr aß und es war ihm auch aufgefallen, dass Harry mehr aß, wenn er dicht neben ihm saß, aber Harry meinte immer nur, er habe keinen Hunger. Er wollte nicht zugeben, dass seine Gedanken dafür sorgten, dass es ihm noch weniger gut ging. Er hatte Angst, das würde Louis weh tun. Somit log er und behielt dieses Geheimnis für sich.

Schließlich kehrte Harry aus seinen Gedanken in die Realität zurück. Er sah aus dem Fenster und stellte fest, dass er Land sah, sie mussten den Ozean bereits überquert haben, jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, bis er einen neuen Lebensabschnitt in einer Klinik, abgeschottet von seinen Lieben startete.

***

Louis sah noch lange auf die Stelle, wo er seinen Privatjet aus den Augen verloren hatte. Nach einer Weile legte Zayn einen Arm um ihn: „Hey, Kumpel, wir sollte heim fahren. Ich habe gerade eine Nachricht vom Management bekommen, dass es bekannt wurde, dass wir hier sind. Gleich werden hier viele Fans aufmarschieren. Ich weiß, wir freuen uns alle über unsere Fans und sind gerne für sie da, aber ich bin mir nicht sicher, ob es für dich nicht besser wäre im Moment ein wenig Ruhe zu haben." Louis sagte nichts, er nickte nur und starrte weiter auf den Punkt, auf dem er schon lange keinen Harry mehr sah. Nach einiger Zeit schaffte er es sich zu lösen, drehte sich um und ging in die Richtung, wo Liam das Auto geparkt hatte. Die anderen folgten ihm still.

Bei der Heimfahrt waren alle in ihre eigenen Gedanken versunken. Louis war aufgefallen, dass Harry wenig aß, wenn ihn etwas beschäftigte, er wusste zwar nicht genau, woran es lag, aber er wusste schon lange, dass Harrys Essverhalten stark mit seiner Psyche, mit seinen Gedanken zusammen hing. Louis wusste somit, dass es ihm in letzter Zeit überhaupt nicht gut ging, denn er hatte wirklich kaum gegessen, auch wenn er es nicht wahrgenommen hatte. Nachdem er Harry darauf angesprochen hatte, dachte er später noch einmal genauer darüber nach. Das war ihm zwar schon vorher aufgefallen, aber da wurde es ihm erst so richtig bewusst, Harry aß umso mehr, umso näher sie beieinandersaßen. Am meisten aß er, wenn sie im Bett miteinander kuschelten. Darum hatte Louis wirklich Angst davor, dass Harry zu wenig essen würde, wenn sie getrennt waren. Louis hatte ihm eine Personalisierte Speisekarte gemacht, in der Hoffnung, dass er so zumindest im Jet noch etwas mehr essen würde. Er hatte sich informiert, in der Klinik, in die Harry nun flog, waren sie sehr streng was Ernährung und Gesundheit, körperlich wie seelisch anbelangte. In dieser Klinik wurden viele verschiedene Krankheiten behandelt und sie war zwar im Moment die mit der meisten Erfahrung bezüglich Harrys Krankheit, aber was Louis wirklich beruhigte, war, dass sie vor allem für Patienten, denen es psychisch nicht so gut ging mit ihrer Krankheit, die sie nicht akzeptieren konnten, ausgelegt war. Laut Internet beobachteten sie das Verhalten der Patienten genau, außerdem mussten sie ein bis zwei Mal täglich mit einem Psychiater sprechen, sie überwachten das Essverhalten, sie zwangen die Patienten zwar zu nichts, sie passten aber offenbar penibel genau darauf auf, dass sie sich auf den Heilungsprozess konzentrierten, ohne großartige Ablenkungen und dass sie zumindest so viel aßen, dass es nicht ungesund war. Der Nachteil daran war, dass sie, um eben Ablenkungen zu vermeiden, sämtliche Kommunikationsmöglichkeiten von Harry wegnahmen. Diese bekam er dann nur einmal in der Woche oder im Monat, das kam offenbar auf den Zustand des Patienten an, zu einer bestimmten Uhrzeit. Somit könnten sie nicht viel Kontakt haben, aber es war Louis wichtiger, dass sie gut auf ihn aufpassten, als dass er ununterbrochen mit Harry schrieb. Das waren zumindest die eigenen Angaben auf der Website dieser Klinik. Dr. Smith konnte Louis seine Fragen nicht direkt beantworten, denn viel ist über diese Klinik nicht bekannt, nur, dass sie bei Harrys Krankheit, zumindest was innere Organe betrifft eine sehr, sehr hohe Heilungsquote haben, vor allem ist sie beim Anfangsstadium, in dem sich Harry (zumindest bezüglich der Lunge) im Moment befindet beinahe bei 100%. Auch wenn Louis nicht glaubte, dass alles was auf der Website steht so stimmte, denn sonst fand er fast nichts über diese Klinik, hoffte er, dass Harry in guten Händen war. 

Top Secret (Larry Stylinson) 1D FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt