Kapitel 1

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Harry wurde von Louis' Stimme geweckt: „Harry, du musst aufstehen. Wir haben gleich ein Interview." Harry öffnete die Augen und sah Lou verwirrt an. Dieser stand aufgeregt vor seinem Bett und gestikulierte wild mit den Armen. „Du verschläfst doch nie! Alles in Ordnung? Du siehst irgendwie fertig aus." Harry grunzte. Das hörte man doch gerne so früh am Morgen. Aber Lou hatte Recht. Harry verschlief nie und er fühlte sich auch nicht so besonders, aber der Job kam nun mal an erster Stelle. Außerdem freute sich Harry schon auf dieses Interview, denn sie verkündeten darin, dass es eine neue Tour geben wird. „Ja Lou, danke fürs Wecken, ich... ich habe einfach nur schlecht geschlafen, das ist alles. Ich komme gleich runter", antwortete Harry und Louis verließ daraufhin den Raum.

Harry setzte sich langsam auf und schwang die Beine aus dem Bett. Er blieb sitzen, bis sich das Schwindelgefühl wieder legte. Das war mittlerweile fast zu einer Art Ritual geworden. Sobald sich das Zimmer nicht mehr um den Mann drehte, stand er auf, nur um sich sofort an der Wand abzustützen und die Luft anzuhalten. Die Schmerzen in den Beinen waren heute wieder unerträglich. Das ging nun schon seit Wochen so, Schmerzen in den Beinen, unerklärlicher, starker Schwindel, manchmal kam das Gefühl von Übelkeit hinzu. Es gab schlechte Tage und es gab bessere Tage, Harry hatte es lange Zeit auf den Stress geschoben aber auf lange Sicht verschlechterte sich sein Zustand rapide, somit hatte er eingesehen, dass er etwas dagegen unternehmen musste. Heute Nachmittag hatte er einen Arzttermin.

Vorsichtig setzte Harry einen Fuß vor den anderen, in der Angst, sie würden nachgeben, aber sie taten, was Füße einmal tun sollten und trugen ihn zum Kleiderschrank und anschließend ins Bad. Zwar unter höllischen Schmerzen und sehr langsam, aber sie knickten immerhin nicht weg, obwohl Harry sich nicht sicher war, wie lange das noch anhielt.

Fertig angezogen ging Harry nach unten in die Küche. Fürs Fertigmachen hatte er so lange gebraucht, dass er aufs Frühstück verzichtete. Louis wartete schon ungeduldig am Eingang: „Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist? Es sieht nicht so aus. Außerdem hast du eine Ewigkeit gebraucht. Willst du dich lieber ausruhen?" Harry setzte ein Fakelächeln auf und versuchte den Schmerz aus seinem Blick zu verbannen: „Ja Lou, alles in Ordnung, wie gesagt, ich konnte heute nur nicht wirklich schlafen. Ich schätze die anderen warten bereits unten auf uns?"

Louis wusste, dass Harry ihn anlog, er wusste nur nicht warum, oder was dahintersteckte, doch er wusste, dass er aus Harry jetzt nichts herausbringen würde, somit sagte er nichts mehr und beantwortete seine Frage mit einem einfachen Nicken. Seit ein paar Wochen schon machte er sich unfassbare Sorgen um Harry. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm, doch er stritt es ab. Dass es sich dabei nicht nur um seinen Bandkollegen sondern zugleich um den Mann handelte, in den er sich verliebt hatte, verstärkte seine Sorgen immens. Louis wusste, dass sich die anderen Bandkollegen ebenfalls Sorgen um Harry machten, sie hatten schon des Öfteren darüber gesprochen, doch sie taten es immer mit den Worten ab: „Das wird wohl der Stress sein, wäre es etwas Ernstes, würde er es uns sagen", sie konnten leicht reden. Louis wusste, dass Harry ihnen wichtig war, aber sie liebten diesen Mann nicht.

Harry sah in Louis' Gesicht kurz Verletzung aufblitzen. „Scheiße, weiß er, dass ich ihn anlüge?", dieser Gedanke schmerzte Harry, denn er wollte ihn nicht anlügen, er liebte ihn. Ja, er hatte sich in seinen Bandkollegen verliebt und genau deshalb konnte er es ihm nicht sagen. Harry war klar, dass Louis sich Sorgen um ihn machte, doch diese wollte er nicht noch verschlimmern, also stritt er alles ab.

Vor der Haustüre wartete bereits der Van mit drei Jungs auf Harry und Louis. Harry und Louis teilten sich ein Apartment, während die anderen drei es vorzogen allein zu wohnen. Doch zu Interviews und der Gleichen hatten sich angewöhnt, gemeinsam in einem Van zu fahren, denn sie wohnten alle in derselben Straße. Harry hatte große Mühe, in den Wagen einzusteigen, da dieser sehr hoch gelegen war. Somit musste er einen großen Schritt machen, was mit schweren, schmerzenden Beinen gar nicht so einfach war, vor allem dann, wenn es vor den Zusehenden geheim bleiben sollte.

Harry wollte nicht, dass jemand erfuhr, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Er hatte Angst jemanden zu enttäuschen – besonders Lou.

**

Harry saß im Wartebereich der Arztpraxis. Es wurden bereits einige Untersuchungen an ihm durchgeführt, jetzt wartete er darauf erneut aufgerufen zu werden und die Ergebnisse zu erfahren.

Er hatte Angst davor, was ihn erwarten könnte, er wünschte sich, Louis wäre hier bei ihm. Diesen Gedanken schob er allerdings schnell wieder von sich, er konnte es niemandem erzählen, er durfte nicht. Er könnte es nicht ertragen, wenn sich jemand Sorgen um ihn machte, oder er gar seine Freunde, Familie oder Fans enttäuschte.

Harry wurde aus seinen Gedanken gerissen: „Mr. Styles, bitte in Behandlungszimmer 4", eine junge Ärztehelferin rief ihn auf und geleitete ihn zum richtigen Raum.

Harry ließ sich auf den Stuhl nieder, der für die Patienten bereitgestellt wurde. Es dauerte nicht lange, bis der Arzt den Raum betrat. Bildete Harry sich das bloß ein, oder hatte der Arzt einen mitleidigen Blick? Nein, das konnte nicht sein, das musste Einbildung sein.

Der Arzt streckte Harry die rechte Hand hin, dieser wollte aus Höflichkeit aufstehen, doch mit der linken Hand des Arztes wurde er auf den Stuhl gedrückt. Verwirrt ergriff er die Hand, da fing der Arzt an zu sprechen: „Mr. Styles, ich bin Dr. Smith. Bitte bleiben Sie sitzen, das Aufstehen muss doch sehr schwer für Sie sein?" Er ließ es wie eine Frage klingen. Harry wusste nicht so recht, was das alles zu bedeuten hatte, er nickte einfach nur als Antwort.

„Haben sie schon mit jemandem über Ihre... sagen wir mal Schwierigkeiten gesprochen?" Harry schüttelte den Kopf, noch immer zu nervös, um zu reden. Das Verhalten des Arztes gefiel ihm überhaupt nicht. Und dann sprach er die Worte aus, die Harrys Leben für immer verändern sollten. 

Top Secret (Larry Stylinson) 1D FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt