♠Anson♠
Kennt ihr den Spruch 'Glück im Unglück haben'? Ich bin gerade ein gutes Beispiel dafür, auch wenn ich mir mein Unglück mal wieder selbst zuzuschreiben hatte. Als ich die Akte meines Partnervorschlags für die Urlaubswoche erhielt war ich sofort Feuer und Flamme. Dabei war mir das beigefügte Foto um Frank eigentlich egal, obwohl man auch darüber nicht meckern konnte. Frank sieht gut aus, Punkt. Wichtiger jedoch waren mir all die anderer Details, die ich erfahren durfte. So wusste ich nicht nur dass er perfekt für mich wäre, sondern ich auch für ihn. Und was tat ich? Ich vermasselte es.
Zugegeben, reden konnte ich schon immer gut und ich neige durchaus dazu, andere an die Wand zu quatschen. Aber wenn ich aufgeregt bin vervielfacht sich das leider und die Blicke, die mein Date einem anderen zuwarf, machten es nicht besser. Dabei war der überhaupt nicht sein Typ, das war ich. Für Frank hatte das Aussehen aber wohl eine ähnlich große Bedeutung wie für mich.
Als Dean mich auf dem Weg zum Buffet in ein Gespräch verwickelte wusste ich bereits, dass ich Frank verloren hatte. Doch es besteht kein Grund zur Traurigkeit denn wie gesagt, ich hatte Glück im Unglück. Deans Partnervorschlag war ein weiterer Beweis für meine These, dass Aussehen nun mal nicht alles ist und eine glatte Niete. Dabei meine ich noch nicht mal seine negative Einstellung zu allem sondern die Tatsache, wie er Frank nicht nur ignorierte sondern regelrecht ausschloss in dem er sich weigerte Gebärdensprache zu benutzen. Obwohl er darin wirklich jedes Training gut gebrauchen könnte. Ich mein ja nur.
Ein wichtiger Punkt in Franks Akte war, dass Dean ihm wichtig und wie ein Bruder für ihn ist, von dem keine Gefahr ausgeht, solange man als Partner diese Beziehung akzeptiert. Ich kann mir nicht vorstellen das dieser Teil in Deans Akte fehlte. Aber Errols Dummheit war mein Glück. Denn Dean griff nach meinem Redeschwall wie nach einem Rettungsring und je länger wir uns unterhielten um so ruhiger wurde ich und um so mehr wurde ein echter Austausch daraus. Das Ganze war so nett, dass wir kaum registrierten, als Frank uns allein ließ um Sammy zu folgen.
Nachdem der Brunch beendet war und uns Errol zu lästig wurde hängten wir ihn kurzerhand ab in dem wir uns ein Tretboot mieteten und damit in die Mitte des Sees fuhren um in Ruhe weiter zu quatschen. Dean ist zwar etwas kleiner als Frank aber immer noch größer als ich. Seine stylische Kurzhaarfrisur ist so dunkelbraun wie seine Augen, was nicht nur Vertrauen erweckt sondern auch sehr anziehend ist. Außerdem teilt er, wie sich zeigte, viele Vorlieben und Abneigungen seines Wahlbruders und somit auch meine. Als wir unsere Handys rauskramten um Nummern auszutauschen, bewies er außerdem enorme Reaktionsgeschwindigkeit und Geschick, als er mein Smartphone vor einer Seebestattung bewahrte indem er es auffing, als es mir vor lauter Aufregung aus der Hand rutschte.
Nur zu gern ließ ich mich abends von ihm bei meinem Zimmer abholen, weil er zwar woanders aber mit mir und definitiv ohne Errol essen gehen wollte. Mein Glück war ebenso perfekt wie mein gestriger Tag. Und heute verspricht es noch besser zu werden. Wir haben uns schon um neun zum Frühstück verabredet. Dadurch entgeht uns zwar die große Auswahl des Buffets aber das Müsli, welches wir uns bestellen, ist auch sehr lecker und eine angenehme Abwechslung. Dann begeben wir uns zu den Ställen und begrüßen den Reitlehrer, seine Tochter und die bereits gesattelten und aufgezäumten Pferde, die von ihnen ein wenig auf und ab geführt werden, damit sie die Luft aus dem Bauch lassen, so dass der Riemen des Sattels bei jedem Tier nachgezogen werden kann.
„Leider kann ich ihre Sprache nicht, aber ich hoffe, wir kommen klar." Es ist erfrischend einen Menschen zu treffen, der diesen Satz sogar ernst meint, weshalb wir ihn alle sofort mögen. Wir können ihn auch beruhigen, weil wir keine Anfänger sind und man für die Kommunikation mit einem Pferd weder hören noch sprechen können muß. Eigentlich gilt das für alle Tiere. „Wenn ihr Pferd plötzlich nicht mehr gehorcht und stehen bleibt dann liegt es an mir. Ich werde sein Gehör nutzen um sie auf mich aufmerksam zu machen." Eine geniale Idee, wie Frank und ich einstimmig erklären.
Es reitet noch eine Mutter mit drei Kindern zwischen zehn und fünfzehn, eine junge Frau und ein frisch vermähltes Ehepaar in den Flitterwochen mit, aber unsere Sorge vor Ablehnung, egal ob wegen unserer körperlichen Einschränkungen oder weil wir schwul sind, ist unbegründet. Das Resort nimmt es mit der Toleranz wirklich sehr ernst. Wer keine zeigt bekommt auch keine entgegengebracht und fliegt raus. Ich liebe es hier.
Wir reiten über einen eigens für Reiter angelegten Pfad durch das Resort und vorbei an einigen sehr idyllisch aussehenden Hütten direkt in die Berge. Wie es aussieht sind alle Teilnehmer erfahrene Reiter und die Tour zeigt einige Herausforderungen, die den Ausflug alles andere als langweilig machen. Dean und ich unterhalten uns ein wenig, was vor allem die Kinder neugierig macht. Zumindest trauen sie sich zu fragen, weshalb ich ihnen erkläre dass ich von den Lippen lesen kann. Frank und Sammy reiten in stiller Eintracht nebeneinander her und ich sehe jetzt, warum sie perfekt zueinander passen.
Gegen Mittag halten wir an einem vorbereiteten Lagerplatz an. Luxus pur, Kühltaschen mit Getränken und vorbereiteten Grillspießen, das Feuer bereits an und Sitzgelegenheiten aus Baumstümpfen und bearbeiteten Stämmen drumherum laden zur Pause ein. Am besten gefällt um dabei, dass wir nicht abseits von den anderen sitzen. Geduldig warten sie, bis alles Gesagte für Frank und teilweise auch mich übersetzt wurde, die Kinder haben Spaß dabei meine Fähigkeit im Lippenlesen zu testen und das frischgebackene Ehepaar lässt sich die wichtigsten Gebärden beibringen: >>Danke, Bitte<< und natürlich: >>Ich liebe Dich!<<
Nach dem Ausflug gehen wir schnell duschen und dann gemeinsam in den Wellnessbereich, um unseren beanspruchten Muskeln in der Sauna etwas Wärme zukommen zu lassen. Im Ruheraum bekomme ich, Lippenlesen sei dank, das geflüsterte Gespräch von einem anderen Paar mit, dass wohl über Errol lästert und dessen Aufstand, weil sein Date ihn nicht nur erneut beim Brunch sondern auch beim für die beiden geplanten Frühsport versetzt hat. Ich schließe meine Augen mit einem Lächeln, weil ich den beiden zustimme. Den Kerl hätte wohl jeder sitzen lassen und dass er am Mittag erzürnt und auf eigene Kosten abreiste, ist kein großer Verlust.
Im Spa gibt es auch ein Restaurant, doch nach dem Grillen am offenen Feuer heute Mittag essen wir nur einen Salat, während wir auf unseren Termin beim Masseur warten. Dafür bekommen wir zwei Kabinen nebeneinander und Dean bittet die anderen, nicht zu laut zu stöhnen, was lustig ist, wenn er das ausgerechnet von unseren beiden Stillen fordert. Prompt gibt Sammy die Warnung zurück und erinnert uns so daran, dass er uns ebenfalls hören kann. Ich hab die Reise gebucht in der Hoffnung, jemanden kennenzulernen, mit dem sich eine Freundschaft und vielleicht sogar irgendwann eine Beziehung entwickeln kann. Ich hätte nie damit gerechnet, mit einem kleinen Freundeskreis und einer großen Liebe heimzukehren aber im Moment scheint es genau darauf hinauszulaufen.
Dean und ich liegen nebeneinander auf dem Bauch, jeder auf seiner Pritsche, die Gesichter einander zugewandt und die Hände im kleinen Zwischenraum zwischen den Liegen herabhängend und miteinander verschränkt und zum ersten Mal bin ich vollkommen still und genieße die sinnliche Ganzkörpermassage, während ich lauter liebevolle Nettigkeiten von Deans Lippen ablese und mir vorstelle, dass es seine Hände sind, die mich berühren, streicheln und massieren.
>>Kommst du mit zu mir?<< Deans Frage, als wir das Spa verlassen, bedarf eigentlich keiner Antwort. Uns ist beiden klar was wir jetzt wollen und sicher auch jedem anderen, der genau hinsieht, denn die Auswirkungen unseres Special-Dates sind deutlich sichtbar. Ich verknote meine Finger wieder mit seinen und nicke. Sammy und Frank zeigen ähnliche Reaktionen und so eilen wir hinauf und verschwinden ohne jedes weitere Wort in den angrenzenden Zimmern.
Dean deutet auf die Verbindungstür und sieht mich fragend an. >>Soll ich abschließen?<< Ich winke nur ab. Ich bin nicht von der scheuen Sorte und mir außerdem sicher, dass die Nutzer des Nachbarzimmers gerade ebenfalls anderweitig beschäftigt sind und uns nicht stören werden. Und dann ist mein Interesse am Reden endgültig verbraucht, als ich mich in Deans Arme werfe und einen Kuss beginne, der Seelen verbrennen und Steinherzen zum Schmelzen bringen kann.
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Resort de la Pheya 7 - Gayting
Romance🍀Buch 7🍀 Ein neues Jahr, eine neue Reise und ein neues Gayting Event. Diesmal geht es nach Windington, USA und in ein Resort auf das ich bei meinen Recherchen gestoßen bin. Es sind nicht nur die Bestbewertungen aus der Regenbogen-Community die mic...