Größe ist relativ (4)

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♠Keaton♠

Gott ich komm mir gerade so unendlich dumm vor. Da sitze ich vor einer geschlossenen Türe, ohne zu wissen ob Avery anwesend ist oder nicht und ratter meinen 'Lebenslauf' runter.

Doch als ich meine Lieblingsfarbe grün erwähnte, tat sich endlich was auf der anderen Seite.

Jetzt warte ich darauf dass er mir öffnet.

Ein Klicken ertönt und die Tür wird tatsächlich geöffnet. Vorsichtig trete ich ein, schnappe aber sofort nach Luft als ich sehe, dass Avery geweint haben muss. Seine Augen sind noch feucht und seine Nase und Wangen vom Reiben rot.

Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und sehe ihm in seine wunderschönen Augen, streiche mit beiden Daumen leicht über seine Wange, bis er plötzlich den Blick senkt und seine Lippen zu zittern beginnen.

"Hey, nicht. Es tut mir wirklich leid. Ich wusste nicht wie sehr ich dich damit verletze. Ich wollte dich nur von mir fernhalten", rutscht es mir raus und er zieht seinen Kopf von meinen Händen weg.

"W...w...was meinst du d...d...damit?", stottert er aufgeregt. Ich lege meine Hand auf seinen unteren Rücken und führe ihn zum Erker, wo ich ihn auffordere sich hinzusetzen. Das Zimmer hat ansonsten nur noch das Bett und da will ich nicht mit ihm über unsere Differenzen Sprechen.

Ich setze mich neben ihn und sehe kurz aus dem Fenster.

"Sag mir doch bitte was du eben damit meintest, du wolltest mich nur von dir fernhalten."

Flehend sieht er mich an und so beginne ich ihm zu erzählen wie es mir ging als ich erfahren hatte, dass er schwul ist.

Immer wieder sieht er mich überrascht oder erschrocken an, kratzt sich am Kopf und sieht verlegen auf den Boden.

"Oohh das hatte ich nun nicht erwartet. Aber...ehm....wer war der Mann auf dem Bild in deinem Geldbeutel?", fragt er mich dann plötzlich. Verwirrt sehe ich ihn an, doch dann fällt mir ein, dass ich ein Bild von mir und meinem Exfreund lange Zeit mit mir herum trug.

"Das habe ich entfernt als ich merkte, dass ich dich mehr mag als ich sollte", erkläre ich ihm, doch da stellt sich mir eine andere Frage.

"Wie bitteschön kamst du an meinen Geldbeutel?"

"Oh. Deine Tasche stand mal offen auf dem Pult als ich nach vorn kommen musste und ich linste hinein. Dein Geldbeutel war aufgeklappt und da sah ich es flüchtig. Es tut mir leid."

Lächelnd lege ich meine Hand auf seinen Oberschenkel und drücke ihn leicht.

"Ist doch okay. Kein Grund sich zu entschuldigen."

Einen kurzen Moment sehen wir uns an, doch bevor ich mich in seinen Augen verliere fällt mir doch noch etwas ein.

"Als ich vorhin kurz mit Guy gesprochen habe um deine Zimmernummer zu erfragen, sagte er was komisches. Er meinte ich solle das mit dir klären du hättest das nicht verdient nachdem du....weiter sprach er nicht. Was meinte er damit? Und natürlich hast du meine Reaktion vorhin nicht verdient und ich kann mich nur immer wieder bei dir entschuldigen."

"Nein, entschuldige dich nicht mehr. Küss mich lieber."

"Ich soll was?"

Hab ich richtig gehört? Ich soll ihn küssen? Einfach so?

Uff.

Liebend gerne.

Da wir nebeneinander sitzen, stehe ich auf, stelle mich vor ihn und beuge mich zu ihm runter.

Avery beißt sich auf die Unterlippe und sieht erwartungsvoll zu mir hoch. Ohne meinen Blick abzuwenden oder die Augen zu schließen überbrücke ich den letzten Abstand und lege meine Lippen auf seine.

Feuerwerk explodiert auf meinen Lippen und ich kann nicht verhindern genüßlich zu seufzen. Ich bin im Himmel.

Langsam und vorsichtig bewegen wir unsere Münder miteinander und als Avery seinen ein wenig öffnet schlüpfe ich frech hinein.

Nun entflieht ihm ein Keuchen. Er hebt seine Arme und legt sie in meinen Nacken, bevor er dann selbst aufsteht damit sein Kopf nicht so weit in seinen Nacken fällt.

Meine Hände wandern nun automatisch auf seine Hüften, doch ich möchte ihn wirklich nur küssen und nicht mehr, denn die Angst ihn zu verschrecken wenn ich weiter gehe sitzt in meinem Hinterkopf. Also belasse ich es dabei ihn sanft und liebevoll zu küssen, was ihm sichtlich gefällt. Er lehnt sich gegen mich und lässt sich fallen. Unsere Lippen bewegen sich immer träger, bis wir uns nur noch kleine Schmatzer geben.

Nachdem wir uns voneinander gelöst haben legt Avery seufzend seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Seine Finger kraulen meinen Nacken und ich fühle mich so wohl wie noch nie. Niemals hätte ich gedacht, dass er meine Gefühle erwidert. Ich hoffe ich kann alles was ich ihm angetan habe wieder gut machen. Und wenn es mit nur einem Kuss anfängt, ich werde ihm Millionen geben wenn er sie möchte.

"Ein kleiner Schwanz."

"Bitte?"

Geschockt sehe ich ihn an.

"Was meinst du damit?"

"Ich....Was Guy meinte. Das ich mehr verdient habe."

"Das musst du mir schon näher erklären."

Ich setze mich diesmal aufs Bett und ziehe Avery mit mir mit, der sich dann rittlings auf meinem Schoß niederlässt.

"Naja. Die Dates die ich bisher hatte, die Männer die ich kennenlernte, sie waren anfangs alle toll. Wir waren essen, im Kino....klischeehaft, ich weiß...aber ich mag das. Doch die Meisten wollten gleich mit mir ins Bett. Weil ich ja so wunderschön bin und der perfekte Mann. Jedesmal dachte ich mir, wenn ihr wüsstest. Die, bei denen ich mir sicher war, dass sie damit klar kämen, habe ich weitergehen lassen. Doch sobald sie anfingen mich zu befummeln, wurden sie stutzig. 'Hast du ne Muschi?' oder 'Verdammt mach ich dich nicht an? Du hast gar keinen Harten', waren Standardsätze. Nachdem ich mich dann entblößt habe fingen sie an zu lachen. Sie lachten mich allesamt aus, weil ich einen kleinen Schwanz habe. Aber weißt du, er funktioniert genauso wie die anderen, er ist einfach nur.....klein."

Oh mein Gott, jetzt fühle ich mich noch mehr wie ein Arschloch. Auch wenn ich es nicht habe wissen können. Ich hätte gar nicht erst damit anfangen und lieber Klartext mit ihm sprechen sollen, von Anfang an, statt ihn mir mit diesen Aktionen vom Leib zu halten.

Traurig und entschuldigend sehe ich ihn an. Mit meinen Händen ziehe ich ihn wieder näher zu mir, weil er sich während er sprach immer weiter von mir entfernt hat und nehme seine Lippen noch einmal für einen Kuss ein.

"Das ist mir egal. Avery, es tut mir so leid wie man dich behandelt hat, auch ich. Und ich verspreche dir, ich werde es besser machen. Ich werde dich so lieben wie du bist. Ehrlich!", versichere ich ihm und ich kann zusehen wie seine wundervollen haselnussbraunen Augen sich mit Tränen füllen, die ich ihm eine nach der Anderen wegküsse.

Dann nehme ich ihn fest in den Arm und lasse ihn weinen. 

Resort de la Pheya 7 - GaytingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt