Spitze auf der Haut (2)

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♠Davie♠

Ich weiß absolut nicht was ich von dem Kerl halten soll. Er entspricht gar nicht meinem Wunschbild von Mann. Ich wollte keinen Twink und ich frage mich was Guy durch sein Hirn gewuselt ist als er entschieden hat dass wir zusammen passen sollen.

Ich muss zugeben, er ist verdammt hübsch. Seine Haut sieht wahnsinnig Glatt aus, als wenn er täglich einige Zeit im Bad braucht. Kein Bartwuchs, wunderschöne Augen und eine fast schon zierliche weibliche Figur. Vor allem die Hüften und sein Gesicht.

Aber genau das ist nicht, wie ich mir meinen Traummann vorstelle. Auch wenn ich irgendwie das Bedürfnis habe ihn anfassen zu wollen.

Als wir den Saal verlassen haben, sieht er mich ganz komisch an, als ich ihm sage, dass ich schnell meine Badesachen holen würde und er ja auch welche bräuchte.

Was denkt er was man in einem Schwimmbad macht?

Er wird immer komischer.

Alleine schon dass er sich über mein leckeres Käse-Marmelade-Brötchen beschwert, doch selbst Salami und Nutella isst.

Manchmal wenn er sich unbeobachtet fühlte, konnte ich sehen dass er versuchte irgendetwas zurückzuhalten, denn immer mal wieder hat er arrogante und kalte Züge. Doch sie kommen nicht durch.

Dieser Mann ist mir ein Rätsel.

"Wo willst du hin?", hält er mich gerade auf als ich rechts zu den Umkleiden des Schwimmbades gehen will.

"Ehm, mich umziehen um schwimmen zu gehen, wieso?"

"Oh ich dachte wir gehen in die Sauna."

Vielleicht hätten wir doch unsere Akten durchlesen sollen bevor wir auf das Ganze eingegangen sind. In meiner Akte steht klar drin, dass ich gerne schwimme aber nicht in die Sauna gehe. Ich verstehe Guy immer weniger. Und es macht mich ehrlich traurig.

"Ich gehe nicht in eine Sauna, tut mir leid. Wir können uns ja danach treffen wenn du nicht gerne schwimmen gehst", erkläre ich ihm.

"Gut. Okay."

Er dreht sich weg und läuft nach links zu den Saunen.

Wehmütig sehe ich ihm hinterher. Es tut mir wirklich leid, vielleicht klappen ja die anderen Aktivitäten die wir noch vorhaben. In Guys Mail waren Kinokarten vermerkt und eine Erotikmesse in der Stadt die nur zwei Tage dort stattfindet. Wieso auch immer er uns zu einer Erotikmesse schickt. Versteh mal einer den Mann. Sein Gehirn muss unzählige Windungen haben. Aber die haben ihn ja auch berühmt gemacht. Seine Quote beträgt 95%. Keiner seiner Kollegen der anderen Dating Agenturen hat so viele Erfolge wie er. Das einzige Manko? Man wartet ewig. Ich bin jetzt schon drei Jahre in seiner Agentur Mitglied und Chester ist der Erste der mit mir gematcht wurde. Und dann passiert sowas.

Ein wenig enttäuscht mich das wirklich.

In der Umkleide angekommen ziehe ich mich um und springe nach dem Abduschen ins Wasser um ein paar Bahnen hinter mich zu bringen. Ich schwimme sehr gerne, da kann ich abschalten und aus dem Alltagstrott entfliehen. Zuhause gehe ich zweimal in der Woche schwimmen. Im Sommer sogar mehr.

Nachdem ich mein übliches Programm abgezogen habe und noch ein paar Extra-Bahnen schwimme, sehe ich Chester am Beckenrand stehen. Voll angezogen, nur seine Füße sind nackt und seine Hose bis zu den Knien nach oben gezogen.

Seine Arme um seinen Bauch geschlungen sieht er sich mit panischen Blicken um. Er wirkt hier total fehl am Platz. Eigentlich hatte ich eher den Eindruck dass er nicht so ein verängstigtes Mäuschen ist, wie er im Moment aussieht. Ich schwimme auf ihn zu und sichtlich erleichtert geht er etwas in die Knie.

"Was ist los?"

"Ich hab dich gesucht."

"Okay, aber wieso bist du so panisch? Vor was hast du Angst?"

"Können wir bitte gehen?"

Nickend stütze ich mich am Rand ab und zieh mich nach oben. Mit Abstand laufe ich neben ihm her und beginne, mir dann doch Sorgen zu machen. Wieso um himmelswillen ist er so? Beim Essen war er noch selbstbewusst und aufrecht. Jetzt geht er fast gebückt und in sich gesunken neben mir her.

"Ich dusche mich kurz und ziehe mich um, okay? Du kannst gerne vor dem Eingang warten wenn dir das lieber ist", schlage ich vor und verschwinde, nachdem er sein okay gibt, in den Duschen.

Zehn Minuten später bin ich schon auf dem Weg nach draußen.

Als die Glasschiebetüren aufgehen, kann ich Chester aufgeregt hin und her laufen sehen. Die eine Hand fuchtelt wie wild herum und die andere hält sein Handy an seinem Ohr.

"Idiot", ruft er dann ins Mikro, nimmt das Handy vom Ohr und schiebt es in seine Hosentasche. Leicht den Kopfschüttelnd gehe ich auf ihn zu.

"Ist alles okay?"

"Nein, nichts ist okay. Ich verstehe nicht wie Guy uns hat zusammenstecken können. Wir haben nichts gemeinsam, gar nichts. Du siehst super gut aus und entsprichst auch voll meinem Typ von Mann. Aber Aussehen ist doch nicht alles. Ich bin wirklich wütend. Und es nervt mich. Alleine in der Sauna zu sitzen ist kacke und ich schwimme einfach nicht. Niemals, nie wird mich jemand dazu bekommen zu schwimmen, das geht einfach gar nicht. Verdammt."

Fluchend und schimpfend bewegt er sich wie ein kleiner wütender Schneetiger hin und her. Ich fahr mir mit meiner flachen Hand über mein Gesicht und seufze.

"Ich habe mit Guy eben telefoniert. Weißt du was er zu mir sagte? 'Chester stell dich nicht so an, du wirst schon rausfinden wieso ich euch zusammengetan habe' dann legte er einfach auf, kannst du dir das Vorstellen? Oh Gott, ich bin so sauer."

Ich komme nicht umhin und grinse vor mich hin. Irgendwie sieht er total niedlich aus wenn er versucht wütend oder sauer zu sein. Denn an seiner Haltung kann ich sehen, dass er schon angepisst ist, aber noch weit entfernt von wütend. Also packe ich ihn kurzerhand an seinem Handgelenk und ziehe ihn in eine feste Umarmung.

Plötzlich ist er ganz still und sein Körper beginnt sich zu entspannen. Wäre er wirklich wütend, hätte ihn ein Bulldozer überfahren können und er wäre wieder aufgestanden und hätte weiter geschimpft.

Doch er lässt sich ganz leicht von mir beruhigen.

"Laß uns jetzt das Beste daraus machen. Vielleicht hat Guy ja recht und es kommt noch irgendwas, das wie ein großes Feuerwerk wirken wird. Guy weiß normalerweise was er tut."

Beruhigend streiche ich ihm über seinen zierlichen Rücken und atme seinen Geruch ein. Sein Duft wirkt auf mich genauso entspannend und beruhigend wie meiner auf ihn und ich seufze in sein modisch kurz geschnittenes Haar.

"Ich hatte so gehofft den Mann zu finden den ich brauche", höre ich ihn nun leise schniefen und drücke ihn ein wenig fester.

"Ich auch, ich auch."

Langsam lösen wir uns voneinander und laufen zurück zum Hotel.

Resort de la Pheya 7 - GaytingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt