K a p i t e l | 10

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All We Do - Oh Wonder

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Die Wochen rasten vorbei. Irgendwann hatte ich komplett das Zeitgefühl verloren und keine Ahnung mehr, wie lange ich jetzt schon hier war. Es war wie ein Traum. Manchmal fühlte ich mich so lebendig wie lange nicht mehr und im nächsten Moment nahm ich alles wie durch Watte wahr.
Loki und ich verbrachten immer mehr Zeit zusammen. Am Anfang noch durch Friggas Zutun, wenn mich und Loki dieselben Aufgaben zuteilte. Später kam er freiwillig zu mir. Wir unternahmen fast jeden Tag etwas. Gestern hatte Loki mir die Ställe gezeigt und ich saß zum ersten Mal in meinem Leben auf einem Pferd. Die Tage gingen ineinander über und verschwammen zu einem Durcheinander aus Gegenwart und Erinnerungen. Obwohl ich Loki jeden Tag sah, musste ich nicht mehr so oft an unsere Vergangenheit denken. Es war ein bisschen wie eine Therapie. Nur, dass es entsetzlich schmerzte, ihn nicht berühren zu dürfen.

Doch die Ruhe änderte sich irgendwann. Immer mehr Bedienstete wuselten durch die Gänge und der Palast wurde auf Hochglanz geputzt. Ich fragte Loki, was los sei. In Asgard stand ein Ball bevor. Zu Ehren von Asgards 5000 jährigem Bestehen. Adelige Gäste aus Vanaheim und Alfheim waren eingeladen. Es sollte ein großes Festessen geben und verschiedene Tänze. Ich freute mich darauf. Bis Loki mir berichtete, dass ich auch kommen musste. Nervös versuchte ich ihn von der Idee abzubringen. Ich war doch nur zu Besuch und auch nicht wichtig genug, um an einem königlichen Ball teilzunehmen. Doch die Einladungsschrift, die irgendwann auf meinem Bett lag und von der Königin höchstpersönlich stammte, sagte etwas anderes. Ich musste also zum Ball. Es war noch gut zwei Wochen hin, doch ich war jetzt schon nervös. Wie verhielt man sich auf einem Ball? Das konnte man ja schlecht mit einer von Tonys Parties vergleichen.

Zum Glück half Loki mir. Er brachte mir asische Etikette bei und wie man sich auf einem Ball amüsierte, ohne groß aufzufallen. Damit hatte er Erfahrung, meinte er.
"Das Wichtigste ist, dass du dich im Hintergrund hältst. Das Hauptaugenmerk liegt eh auf der Königin.", sagte er gerade. Wie saßen in einem der großen Innenhöfe und Loki hielt mir ein Buch vor die Nase. Darin stand (in Runen, die ich natürlich nicht lesen konnte) irgendwas über höfisches Benehmen und Sitten. Doch ich konnte seinen Ausführungen nur mit halbem Ohr folgen. Meine Konzentration lag auf seinen Lippen, die irgendwelche Worte formten. Sie sahen so weich aus wie immer.

"Hörst du mir überhaupt zu?"
Ich zuckte zusammen. "Was, klar!"
Loki legte den Kopf schief und mein Herz schlug schneller bei der vertrauten Geste. "Was hab ich denn gerade gesagt?"
"Äh... Ob ich dir auch zuhöre"
Loki musste lachen und ich stimmte mit ein. Er hob gespielt mahnend einen Finger.
"Ich hab dir von dem Eröffnungstanz erzählt."
Ich nickte und hatte keine Ahnung, was er meinte. "Klar"
Loki seufzte ergeben. "Der Eröffnungstanz ist Tradition in Asgard. Zumindest bei so großen Jubiläumsfeiern wie dieses." Er schlug eine Seite im Buch um und man sah eine Zeichnung von einem Festsaal mit tanzenden Paaren.
"Der Eröffnungstanz wird vom Königspaar und dessen Abkömmlingen eröffnet.", sagte er und seine Stimme war plötzlich leiser.
Ich sah auf und grinste schadenfroh. "Das heißt du und Thor, ihr müsst tanzen?"
Loki nickte.

Er leckte sich über die Lippen und hob den Kopf. Seine blauen Augen bohrten sich in meine. "Ich hatte gehofft..."
Er rustchte auf seinem Stuhl zurecht. "Jeder Abkommling muss eine Begleitung zum Ball mitbringen. Und... Ich hatte gehofft, dass du diese Begleitung sein würdest."
Er sah mich bittend und gleichzeitig flehend an und sein Blick erinnerte mich an einen Welpen. Ich biss mir auf die Lippe. Loki hatte mich selten so angesehen, und wenn dann immer wenn er etwas von mir wollte. Letztes Mal war es als ich mit ihm ins Theater gehen sollte, um diese Goethe-Stück zu schauen, von dem ich nichzs kapiert hatte. Aber ich hätte alles für ihn getan.

Aber auf einem Ball den Eröffnungstanz tanzen, war dann noch nochmal ne amdere Sache. "Ich? Tanzen?"
Loki nickte aufgeregt. "Du bist so ziemlich die einzige weibliche Person in meinem Umfeld." Er verdrehte die Augen. "Außer Sif."
Ich war nervös. "Aber es gibt doch noch bestimmt viele andere Mädchen, die mit dir tanzen würden. Immerhin bist du der Prinz! Es muss doch sowas wie Prinzessinnen-Anwärterinnen geben."
Loki lachte bitter. "Nur für Thor." Er sah irgendwie traurig aus und der Satz stach mir mitten ins Herz.
Ich rückte ein Stück nach vorne. "Thor kriegt alle Mädels ab?", fragte ich mitfühlend. "Das ist nicht witzig!", zischte Loki. "Thor denkt schon, ich sei invertiert."
"Invas?"
Er lachte leicht. "Gleichgeschlechtlich." Schwul?
Ich wurde knallrot. Das hatte ich mich tatsächlich noch nie gefragt. Wieso auch?
"Und?", hakte ich vorsichtig nach.
"Nein. Zumindest nicht, dass ich wüsste." Doch er sagte es so nachdenklich, dass es mir zu denken gab. Ich hatte Lokis Sexualität nie hinterfragt...

Ich räusperte mich. "Also kriegt Thor die ganzen guten Mädels ab und du gehts leer aus?"
Loki verzog das Gesicht. "So ziemlich. Er kriegt allgemein alles ab."
Seine Stimme klang bitter und ich erinnerte, dass Loki mir mal erzählt hatte, wie eifersüchtig er gewesen war, als sie noch in Asgard lebten. Also jetzt.
"Er... Er kriegt alles was er will. Die Mädchen, die Freunde." Lokis Stimme wurde lauter. "Jeder sieht immer nur ihn, nie mich. Und jeder bevorzugt ihn. Sogar Odin!", regte er sich auf. Ich schluckte. "Und deine Mutter?"
Er seufzte. "Sie nicht. Aber sie ist auch die einzige." Er sah mich an. "Und du."

Ich lächelte verlegen. Loki fasste sich wieder und hob fragend die Augenbrauen. "Also?"
Ich blinzelte. Dann fiel mir die Sache mit dem Ball wieder ein. Ich holte tief Luft. Das war die Chance!
"Gerne"
Ein breites Lächeln erschien auf Lokis Gesicht. "Fantastisch!" Er wirkte plötzlich glücklicher als ich ihn je hier gesehen hatte. Vielleicht vertraute er mir ja doch noch irgendwann.
Loki schlug das Buch zu. "Wir können uns vorher treffen, dann bringe ich dir den Tanz bei."

Ich winkte ab. "Oh nein, musst du nicht. Ich weiß schon wie es geht." Verdammt!
"Woher?", Loki sah mich ungläubig an.
"Du hast es mir-" Ich biss mir gerade noch rechtzeitig auf die Lippen. Beinahe hätte ich mich verplappert. "Äh... Deine Mutter hat es mir gezeigt."
"Mutter?"
"Jah äh, sie hat jemanden besorgt, der mir Unterricht gibt. Aber wir können uns trotzdem gern zum üben treffen.", sagte ich schnell, weil er plötzlich irgendwie enttäuscht aussah. Aber wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein. Er grinste und ich schmolz dahin. Ich vermisste ihn so sehr.
"Super. Ich hole dich heute Nachmittag ab!"

12 Months & A Loki 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt