Kapitel 3

1K 36 2
                                    

"Und wieso genau bin ich hier?", die müde Stimme von Claire ist leise. "So ein Arsch. 5 Uhr. Keine Minute später. Aber selber nicht besser sein", Lenas aufgebrachte Stimme hallte an den Wänden wider. "Was redest du da?", die Zuckerwatte in Claires Kopf, auch Müdigkeit genannt, war wie dicker Nebel der es ihr verbot logisch zu denken. "Mein Babysitter. Der Arsch hat-", begann Lena. "Ich hab's verstanden. Leon ist aber selten ein Mensch der Pünktlichkeit", murmelte Claire und gähnte.

"Wow, pünktlich", Leons Stimme ließ die beiden Mädchen herum wirbeln. Als Lena die Schönheit erblickte, viel ihr nicht Mal mehr ein Konter ein. Ob sie tatsächlich einfach nur müde war oder es doch an ihrem Gegenüber lag, wusste sie nicht. Das einzige was sie wusste ist die Tatsache, dass ihr Körper nicht so funktionierte wie er sollte sobald ein gewisses introvertiertes Etwas auftauchte. "Du bist aber zu spät", murmelte das Mädchen, dessen rotes Gesicht langsam abkühlte und sie langsam ihre Stimme wieder bekam. Leons Augenbraue wanderte nach oben. Seine Mundwinkel zuckten leicht. Er wurde es dich nie eingestehen, aber er fand Lena süß, wie sie rot wurde. Ihr freches Mundwerk war nicht mehr frech.

Zu spät bemerkte Leon, dass die Aussage gegen ihn ging. "So spät bin ich nicht. Ich war die ganze Zeit hier", behauptete er. Lena sah zu Claire, die bereits einige Schritte entfernt stand um zurück ins Bett zu kommen. "Hier geblieben", rief Lena. Ihre Finger krallte sich in den weichen Stoff des Mädchens. Sie wurde kurz darauf von Lena gegen Lena gedrückt. "Da will wohl jemand seine Ruhe vor dir", sagte Claire an Leon gewandt. Dieser schnalzte mit der Zunge und lief voraus. "Los jetzt", rief er und wank seiner Bekannten ein letztes Mal zu. Claire nickte kaum merklich ehe sie wieder die Treppen hoch schlich, ein Messer in der Hand für den Notfall, das ein Monster kommen könnte.

Die beiden Agenten traten aus dem fast verlassenen Gebäude. Sie waren so weit von der Stadt entfernt, dass hier kaum bis gar keine Zombies sind. "Das... Es wird uns umbringen", Lena starrte die Ducati an, die vor dem Gebäude stand. "Was?", Leons Frage war ruhig. Er ignorierte ihren kurzen Seitenblick. Er wusste, dass Lena das Motorrad meinte und auch wusste er, dass das Mädchen gerade alles andere als ruhig war. "Das Motorrad ist eine Höllenmaschine", meinte sie knurrend. Die wollte eigentlich netter sein und Leon ihre beste Seite zeigen, aber er war selber ein schlechtgelaunter Mensch und ihre Ängste schafften es auch nicht gerade, dass sie ruhig blieb. "Ich bin ein guter Fahrer", sagte er und lächelte. Dabei präsentierte er das erste Mal seine aneinandergereihten und perfekten Zähne.

Oh. Mein. Gott. Lenas Blick hing an seinem wunderschönen Gesicht. Ihr Herz flatterte und das nicht, weil sie Todesangst hatte, sondern weil sie Leon attraktiv fand. Auch wenn ihrer Meinung nach sein Charakter für'n Arsch war. Als er leicht seinen Kopf zur Seite drehte und ihr sein perfektes Profil zeigte, wiederholten sie die Worte in ihrem Kopf immer und immer wieder. OH MEIN GOTT. OH. MEIN. FUCKING. GOTT. Er schaute das träumende Mädchen abwartend an.

"Ich habe nie deine Fahrkünste infrage gestellt", meinte sie und sah zurück zu der Maschine. "Du traust mir nicht", bemerkte er und hielt ihr einen schwarzen Helm entgegen. "Da- Das hab ich nie behauptet", murmelte sie. Sie hasste es, dass sie stotterte. Aber Leon sah gut aus und ließ sie schwach werden. Außerdem wollte sie ihn nicht direkt vor den Kopf stoßen. "Das war keine Unterstellung sondern eine Feststellung. Und jetzt auf die Maschine", maulte er. Lena sah irritiert dabei zu, wie sich ihr Gegenüber Handschuhe und einen Helm aufsetzte. Wenn sie daran dachte, gleich hinter ihm zu sitzen auf einem Ding was ihr das Leben kosten wird, verflog jegliche Laune.

Sie setzte sich eng hinter den Älteren. "Bisschen näher oder willst du runter fallen?", fragte er belustigt. Lena hasst es, wenn sie berührt wird oder eng bei Menschen ist. Dass sie gegenüber Claire und Jill geradezu anhänglich war, wunderte sie selbst. Aber das hier, dass war anders. "Ich werde einfach aufpassen", meinte sie. Er zuckte gleichgültig mit den Schultern und fuhr los. Ein Ruck ging durch das Mädchen und im nächsten Moment lag sie Luft schnappend auf dem Boden. Ein grinsender Kennedy schob sich in das Blickfeld von Lena. "Das war fies", meinte sie. Er hielt ihr die Hand entgegen. "Wir müssen eine Weile miteinander auskommen. Wir sollten anfangen uns zu akzeptieren. Wenigstens solange, bis wir für dich einen anderen Babysitter haben. Und jetzt komm, wir können nicht ewig hier bleiben", er half dem Mädchen auf die Beine.

Lena saß wie zuvor hinter Leon. Sie traute sich nicht ihn anzufassen. Der Gedanke, er könnte es nicht mögen, schoss ihr durch den Kopf. Seit wann machte sich Lena über andere Gedanken? Es wunderte sie selbst. Bei ihr, stand sie immer an erster Stelle. Ungerne verließ sie ihre Comfort Zone, vor allem wenn es anderen somit besser ging. Sie war kein Arschloch oder so, aber sie mied lieber Menschen als auf sie zu zugehen. "So fällst du runter. Das hast du gerade gesehen", knurrte Leon. Sie konnte sein angepisstes Gesicht in der Dunkelheit nicht sehen. Die Sonne würde erst in einer Stunde aufgehen. "Du kannst dich an mir festhalten. Ich beiße nicht", meinte er dann schmunzelnd. Entweder er war ein Mensch, der gut Emotionen überspielen kann oder er hatte starke Stimmungsschwankungen. Lena entschied sich für die zweite Option. Sie hielt leicht ihre Hände an Leons Seiten. Genervt griff er nach ihren Händen und zog sie nach vorne, um sie um seinen Bauch zu legen. Lena Oberkörper knallte gegen seinen Rücken und ihr wurde ganz warm im Gesicht. "Wehe du lockerst deinen Griff. Ich lass dich auf der Straße liegen", knurrte er. Er war anscheinend sehr genervt.

Lena hatte keine Ahnung wie lange sie gefahren sind, als sie in irgendeiner Garage parkten und abstiegen. Leon rüstete sie aus und hielt ihr dann eine Art Schutzweste entgegen, die an den Oberschenkeln und Oberkörper befestigt wird. "Sowas hab ich noch nie getragen", die Stimme von Lena war genauso genervt wie die von Leon. "Wie hast du es dann geschafft so lange am Leben zu bleiben. Du bist klein, zierlich und siehst aus wie jemand, der nicht Mal einen Zombie killen könnte, der nur wenige Zentimeter vor einem steht", knurrte nun Leon. Lena wusste nicht, ob sie das als Beleidung ansehen sollte oder sie es als Vorteil sehen sollte. "Ich habe einen verdammten Tyrann in die Fresse geschlagen", die Stimme war ruhig und bedrohlich. Leon verdrehte die Augen. Das hatte er in den letzten zehn Minuten oft gemacht. "Muss ich dich jetzt echt noch anziehen? Hätte Claire dich nicht einfach jemand anderes geben können?", das Knurren des Älteren war nur leise zu hören. Lena war genauso genervt von Leons Verhalten. Er kannte sie kein bisschen und wüsste er, wie wichtig Lena mal für ihn und die Mission sein würde, hätte er diesen Wunsch niemals ausgesprochen. "Nein, lass. Ich bin kein Kleinkind mehr. Außerdem lass ich mich nicht gerne von Pedos anfassen", meinte sie und legte sich die Weste an. Sie ähnelte vom Aufbau einer Schwimmweste. Der vordere Teil und der hintere Teil werden mit Gurten befestigt. Damit während dem Rennen nichts verrutscht wird die Weste wie bei den Klettergurten am Oberschenkel befestigt. An sich nicht schwer, außer man kapiert es nicht.

Seit gut zehn Minuten schaut Leon belustigt dabei zu, wie Lena versucht die Gurte fest zu ziehen und richtig zu befestigen. "Du könntest langsam mal helfen. Warst du nicht der, der wegen der Uhrzeit gemeckert hatte?", Lena starrte Leon an. Ein Fehler, wie sie schnell bemerkte. Er Lächelte sie amüsiert an und wenn sie es richtig gesehen hatte, hatte er kurzzeitig einen liebevollen Ausdruck auf den Lippen gehabt. Ihr Herz setzte kurz aus. Leon stand auf und Kniete sich hin. "Ich bin kein Pedo, Kleine. Ich helfe dir, aber hör dafür auf zu zicken", seine Stimme war nicht mehr amüsiert sondern sachlich. Seine Hand legte sich auf den Oberschenkel des Mädchens, die daraufhin die Luft scharf einatmete. Seine Hand glitt leicht nach oben, als er nach dem Gurt griff. Mit einem festen Ruck, welcher das Mädchen aus dem Gleichgewicht brachte, war der Gurt befestigt. Er ignorierte das Zucken des Oberschenkels von dem Mädchen. Auch ignorierte er es, dass Lena fast hingefallen wäre, weil sie kein Gleichgewicht hatte. Lena hatte gerötete Wangen, was man zum Glück nicht sah. Das gleiche tat Leon auch am anderen Bein.

Leon legte eine Hand an den Rücken des Mädchens. Mit der anderen Hand zog er einmal Kräftig den Gurt. Auf der anderen Seite tat er das Gleiche. Er schob vorsichtig eine Hand zwischen Rücken und Weste, was Lena erschrocken zusammenfahren ließ. Ein Sorry lag ihm auf den Lippen, doch er wollte es nicht aussprechen. "Leon", Lenas Stimme war leise. Er ignorierte sie. "Schau Mal vorne nach, ob eine Hand zwischen Brustkorb und Weste passt", seine Stimme war tiefer als sonst und sein kühler Blick, ließ das Mädchen stutzen. Sie nickte und sagte, es würde passen. Stumm luden sie ihre Waffen nach und rüsteten sich aus. "Leon? Danke, dass du mich mitgenommen hast und mir... geholfen hast. Ich weiß, dass du nicht begeistert von-", Lena wurde unterbrochen. "Claire hat dich nicht umsonst zu mir geschickt. Sie vertraut dir und deinen Fähigkeiten und ich vertraue Claire. Solange du mir nicht verreckst oder zur Last wirst, bist du in meinem Team willkommen", seine Stimme wurde weicher. "Du... Wow, wie fies. So schnell sterbe ich nicht. Du traust mir einfach nur nicht", sie zwinkerte ihm zu und über sein Gesicht glitt ein kurzes Lächeln. "Wir werden sehen", sagte er gedehnt.

𝕊𝕖𝕔𝕣𝕖𝕥 𝕃𝕠𝕧𝕖 // (Leon S. Kennedy x oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt