Kapitel 2

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Mit einer ungewohnt sanften Landung taucht Harry in einer der Seitenstraßen der Winkelgasse auf. Neugierig schaut er für einige Sekunden in die verdunkelte Ladenstraße. Es herrschte ungewohnte Stille und nur die ein oder andere Gestalt huschte von einer Ecke zu der Nächsten. Es war eigenartig, da Harry noch nie in der Nacht in der Winkelgasse war. Doch schon in wenigen Stunden, würden sich die Straßen wieder füllen und der tägliche Tumult beginnen.

Mit zügigen Schritten verlässt der junge Zauberer sein Versteck und geht geradewegs auf das große schneeweiße Haus mit seinem blankpolierten Bronzetor zu, welches über den anderen Läden thront. Für Harry war schnell klar, dass er für seine Flucht Geld brauchte und so betritt er die große marmorne Treppe von Gringotts. Ein Kobold in scharlachroter, goldbestickter Uniform grüßt mit grummeliger Stimme und öffnet dem Zauberer die Tür, welcher ihm dankend zunickt. Die riesige Halle lädt immer wieder zum Staunen ein, doch Harry steuerte zielsicher auf einen der wenigen besetzen Tresen zu.

Ein ihm nur zu bekannter Kobold grüßt ihn schlecht gelaunt: "Guten Abend Sir, was kann ich für Sie tun". Harry lächelt höflich, aber distanziert und spricht so selbstsicher, wie es ihm möglich ist: "Schön Sie wiederzusehen Griphook, ich reiche hiermit die Übertragung, der Potter Verliese auf mich, ein". Kritisch beäugt der Kobold den jungen Zauberer vor ihm, nickt dann aber. Das Wesen springt von dem großen Hocker und kommt hinter der Theke hervor, bevor es mit einem "Folgen Sie mir.", durch die Halle geht. Erleichtert nickt Harry und folgt der Gestalt.

Harry war sich lange unsicher, wie er an sein Geld kommen sollte, nachdem Dumbledore den Schlüssel zu seinem eigenen Wohl konfisziert hatte. Doch anscheinend gab es für alles eine Lösung, wenn man nur die richtigen Personen fragte.

Sie kommen an einer großen eisernen Tür zum Stehen und Griphook öffnet ihm die Tür, kommt jedoch nicht mit hinein. Im Inneren erwartet Harry ein großes Büro und ein extrem alt aussehender Kobold, welcher sich als Direktor vorstellt. Auf eine Geste hin, setzt sich Harry auf einen der ledernden Sessel. "Guten Abend Sir, Sie wollen also den Zugang zu den Potter Verliesen einklagen.", Harry muss bei dem drohenden Unterton ein Schlucken unterdrücken und straft stattdessen seine Schultern. Mit erschreckend fester Stimme stimmt Harry dem Direktor zu: "Sehr wohl Sir, ich bin der rechtmäßige Erbe dieser Verliese und mit meiner Volljährigkeit darf ich dieses Erbe einfordern". Eine Art Schmunzeln legt sich um das faltige Gesicht des Koboldes und er nickt zustimmend, während er vor sich hinmurmelt: "Wie sich die Zeiten doch ändern". Harry runzelt die Stirn ein wenig, als er die Worte hört, setzt dann aber schnell wieder eine Maske auf und beobachtet, wie der Direktor ein altes Stück Pergament heraus kramt und eine Nadel dazu legt.

"Drei Tropfen Ihres Blutes, bitte.", kommt die Aufforderung und Harry nimmt zustimmend die Spitze in die Hand. Er sticht sich vorsichtig aber tief in den Zeigefinger, doch noch bevor er die Hand über das Pergament halten kann, war die Wunde geheilt. Verwundert blickt der Zauberer auf seine makellose Haut und dann zum Kobold: "Hätten sie vielleicht etwas größeres"? Dieser nickt nur und reicht Harry einen kleinen Dolch, mit welchem dieser sich in seine Handfläche schlitzt. Tief dunkles, fast schwarzes Blut fließt seinen Handballen entlang und während sich die Wunde Schicht für Schicht zusammenzieht, fallen Drei Blutstropfen auf das Pergament. Das Blut fließt über das Blatt, folgt unsichtbaren Rillen und bildet schließlich, in einer uralten Schrift, drei alles verändernde Sätze.

Harry James Potter erlangt mit der Zustimmung von James Potter und Lilly Potter geborene Evans die Rechte über das Familienerbe der Potters.

Harry James Potter erlangt mit Überschreibung von Sirius Orion Black das Erbe der Blacks zugeteilt.

Harry James Oranon Riddle/Slytherin übernommener Potter erlangt mit Blutsverwandtschaft das Recht über die Verließe Riddle/Slytherin.

Harrys Augen überfliegen immer wieder die verschnörkelten Zeilen und versuchen zu erfassen, was sein Blut ihm eröffnet. Sein Erbe der Potters war hiermit bestätigt.

Dass Sirius ihn zu seinem Nachfolger gewählt hatte, kam überraschend, doch es lag im Möglichen.

Doch was hatte es mit dem letzten Absatz auf sich, dass Erbe von Riddle/Slytherin durch Blutsverwandtschaft an mich gebunden? Frustriert schüttelt Harry die Gedanken von sich, er muss alles in Ruhe bedenken.

"Folgen Sie mir.", kommt die brüchige Stimme des Direktors und Harry erhebt sich von den weichen Sesseln, um den alten Kobold zu folgen. Sie gehen mit schnellen Schritten durch einige verschlungene Gänge bis sie an den wackeligen Karren stehen bleiben, in welchen bereits Griphook wartet. Harry setzt sich zu dem Kobold dazu und das Fahrzeug beginnt sich knarzend fortzubewegen.
Immer schnell wird das Gefährt, die kalte Luft fegt Harry die Haare aus dem Gesicht und die einzelnen Fackeln verschwimmen zu einem Lichtermeer, bis der Wagen schließlich quietschend zum Stehen kommt. Harry erkennt das eiserne Tor sofort und erinnert sich, als er das erste Mal sein Erbe erblickte, die Potter Verliese.

Im Inneren erwarten ihn die Berge an Gold, welche er bereits mit elf Jahren gesehen hatte, auch wenn es ihm ein Stück weniger als sonst vorkam, möglicherweise hatte Dumbledore sich einiges eingesteckt, doch das war nun passe. Harry schnappt sich einen der Unendlichkeitsbeutel, in Form eines schmalen Portmonees und stopft sich genügend der goldenen und silbernen Münzen ein, um für einige Wochen unterzutauchen.

Dann verlässt er die Räume und setzt sich auf ein weiteres Mal in den Wagon. Einige Meter weiter unter der Erde erreichen sie das Blackverließ. Als die Tore aufschwingen, macht Harry einen überraschten Schritt zurück. Die Hallen waren gefühlt mich Gold, Juwelen und anderen Wertstücken. Sie alle lagen auf dem Boden, in hohe Berge aufgestapelt, versperrten die Sicht auf den Rest des Raumes und einige Münzen kullerten sogar aus dem Eingang. Abwartend blickte Griphook zu dem jungen Heeren, welcher sich etwas perplex nun zu dem Kobold dreht und zögernd spricht: "Ich hätte gerne eine genaue Auflistung der Ausmaße dieses Vermögens". Das Wesen nickte und schloss dann wieder die großen Tore.

Bei der letzten Fahrt fuhren sie immer tiefer unter die Erde, die Luft wurde langsam stickig und die Stollenwenden wechselten zu hartem Gestein, als sie endlich die silberneren Tore erreichten. In großen goldenen Buchstaben hangen die Initialen R/S über dem Torbogen.

"Riddle/Slytherin. Sollte ich tatsächlich mit dieser Familie verwandt sein, muss ich viele Lügen aufdecken.", geht es dem jungen Zauberer durch den Kopf. Das Verlies ist noch größer als das der Blacks, doch im Gegensatz zu diesem, ist es penibel aufgeräumt. Staunend betritt Harry die Hallen mit ihren abertausenden Regalen. Jeder dieser Schränke war beschriftet, es gab Abteilungen mit abgekorkten Tränken, magischen Objekten (abgesichert und mit Schutzzaubern belegt), Kisten mit Geld und magischen Zahlen, welche den Wert anzeigen und tausende alphabetisch sortierte Bücher. Harry konnte sich gar nicht sattsehen, doch er war sich sicher, er hatte noch genug Zeit in diesen Verliesen zu stöbern.

Zunächst muss er jedoch mehr erfahren. Über sich, seine Vergangenheit und wer wirklich die Wahrheit sagt. Erst dann würde es weitergehen und Harry wusste, dass noch viel auf ihn zukommen würde.

Magical Desire - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt