„Was meint ihr, wie lange dauert es noch bis wir diese Wäl..." Elrohir unterbrach den vor ihm sitzenden Elben in dem er ihm in den Rücken pikste und ihm dabei bedeutete still zu sein. Sofort trat Schweigen ein und zwei Augenpaare starrten den Zweitältesten an. „Habt ihr das auch gehört?" fragte er, doch die anderen schüttelten den Kopf. „Nein, ich weiß nicht was du meinst." „Da war so ein Rascheln." Flüsterte er und beobachtete die Stelle, aus der das Geräusch seiner Meinung nach gekommen war. „Das war bestimmt der Wind oder ein kleiner Vogel oder ein Eichhörnchen oder..." „Ist gut, ich habe schon verstanden. Du brauchst mir nicht sämtliche Waldtiere aufzählen." Elrohir versuchte den Worten seines Bruders Glauben zu schenken, aber die Umgebung erschwerte es ihm zunehmend, wie ebenso der Tod Silevrens. Minute für Minute verfluchte er den Wald noch mehr, war er doch bei seiner letzten Reise hierher noch als Grünwald bekannt gewesen. Düsterwald. Dieses Wort war ideal, um das Ganze hier zu beschreiben.
Sie ritten eine ganze Weile weiter und mit der verstreichenden Zeit, verging auch ebenfalls die Dunkelheit und Leben kehrte zurück. Vögel sangen und flogen um sie herum und auch Hirsche und Rehe zeigten sich von Zeit zu Zeit. „Wollen wir eine kurze Rast einlegen? Hier ist ein kleiner Teich, da könnten wir unsere Vorräte auffüllen und die Pferde können auch ihren Durst löschen." Sprach Elladan, der noch immer eine Fackel in der Hand hielt, aber Andeutungen machte, sie im besagten Teich zu löschen. „Ist gut. Ich möchte sowieso kurz etwas... überprüfen." Elrohir schaute wieder in die Zweige und Äste, da er noch immer das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Elladan, dem die ständige Wachsamkeit seines Bruders allmählich Sorge bereitete, senkte dessen Blick, indem er ihn am Kinn packte und so dessen Blick senkte. „Sorge dich nicht. Ich würde es ebenfalls spüren, wäre etwas Bösartiges in der Nähe." Elrohir sah seinen Bruder misstrauisch an, richtete seinen Blick dann allerdings auf das Wasser des Teiches. Es war klar und spiegelte das Blätterdach wider. „Halt, lasst mich kurz prüfen, ob das Wasser giftig ist. Der Fluss soll hier von einer Krankheit befallen sein. Warum also nicht auch der Teich?" Elladan hielt ein kleines Fläschchen in das Wasser und befüllte es, dann zog er es heraus und gab ein grünes Blatt hinein. Er wartete kurz und die anderen sahen ihn gespannt an. „Das Wasser ist gut! Wir können trinken."
Sie beugten sich über das klare Wasser, doch noch bevor sie trinken konnten, hörten sie plötzlich eine sanfte Stimme zu ihnen hinüberschallen. „!" Sofort versuchten sie herauszufinden, von wo die Stimme erklangen war, konnte aber keine genaue Richtung ausmachen, weshalb sie sich verunsichert im Kreis bewegten. „?" Sprach Elladan schließlich mit fester Stimme in den Wald hinein. Es trat eine kurze Stille ein, sodass sie schon annahmen der Fremde sei gegangen, als es leise, aber hörbar, über ihnen raschelte. Kurz meinten sie einen Schatten gesehen zu haben, doch schon darauf sprang ein hochgewachsener Elb von einem Ast direkt hinter ihnen. Es verwirrte den Menschen, da er der felsenfesten Überzeugung gewesen war, dass der der Schatten dem Sprecher gehörte und das Verschwinden und das Erscheinen viel zu schnell von statten gegangen waren. Der Elb blieb hinter ihnen stehen und beobachtete die Eindringlinge, während Estel ihn regelrecht anstarrte.
Er sah anders aus als alle, denen er bisher begegnet war – und er kannte viele! Seine Kleidung war anders, seine Waffen waren anders und auch sein Haar und seine Haltung waren anders als die aller ihm bekannten Elben. Sein Haar war ein silberfarbenes blond, das sich von der dunklen Kleidung abzuheben schien. In Bruchtal war Glorfindel der einzige mit blondem Haar, welches jedoch eher golden war. Alle anderen trugen zumeist braunes, schwarzes oder Variationen dessen. Schmuck trug er keinen. Weder einen Ring, der auf seine Herkunft verwies, noch eine Fibel oder einen Reifen. Gekleidet war er in eine grünbraune Tunika, die blattähnliche Strukturen aufwies. Passend dazu waren seine Armschoner, die sich nur schwer von den Ärmeln unterscheiden ließen und seine Stiefel, die von schlichten und einfachem Leder waren. Die einzigen erkennbaren Farbtupfer waren die silberne Schnalle seines Gürtels, als auch die seines Köchers. Sie bestätigten seine Vermutung mit dem fast silbernen Haar nur noch einmal. Der Köcher war in seiner Form ähnlich dem Bruchtals, unterschied sich aber dennoch in einem markanten Detail. Denn während fast jede Waffe in seinem Heimatort von einem tiefen rot eingefasst war, wurde dieser Köcher in einem dunkelbraunen Leder gehalten. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er gar vermutet, dass es Holz war. Der Bogen in seiner Hand ähnelte denen Bruchtals nur durch den Fakt, dass es ein Bogen war. Die Wurfarme waren von einem natürlichem Braunton - gleich dem des Köchers- und statt reichlicher Verzierungen an den Enden, war dieser nur von kleinen goldenen Ranken eingefasst., die sich in der Mitte noch einmal wiederholten. Nur um einiges prächtiger und größer. So wie der Schütze die Waffe hielt, ließ es sich schließen, dass diese sein ganzer Stolz war. Schön war sie auf jeden Fall, wenn auch anders schön als die ihm bekannten Bögen. Wenn Estel nun gefragt worden wäre, wie er den Fremden denn beschreiben wolle, hätte er gewiss geantwortet, dass er ein Waldelb durch und durch sei. Aber er hätte es nicht besser wissen können.
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Verlorenes Licht
FanfictionDie drei Imladris- Brüder Elladan, Elrohir und Estel begeben sich auf eine Reise in das östliche Rhovanion. Auf ihrem Weg durch den Düsterwald geht jedoch einiges schief, weshalb sich der Königssohn und der Waldläufer auf eine Rettungsmission begebe...