Es war ja nicht anders zu erwarten, natürlich habe ich den Vokabeltest vollkommen verhauen. Zuhause erzähle ich davon am besten nichts, sonst bekomme ich schon Ohrfeigen bevor ich ihn überhaupt zurück habe. Das einzige, was mich ein klein wenig beruhigt hat, ist dass auch die anderen nicht sonderlich gut vorbereitet waren, vielleicht sind wir ja so schlecht, dass der Test wiederholt werden muss.
"Und, wie lief's?" Namjoon kommt in der Pause auf mich zu, er zittert genauso viel wie ich. Wieso ist es nur so verdammt kalt, es ist noch nicht einmal tiefster Winter, auch wenn wir stätig darauf zugehen. Nur noch zwei Monate, dann ist das erste Halbjahr schon vorbei. Merkwürdiger Gedanke.
"Naja, es ging. Nicht perfekt, aber auch nicht all zu schlecht. Bei dir vermutlich super, oder?" Ich lächele ihn an und versuche mir nichts anmerken zu lassen. Ich habe ihm bei den letzten beiden Prüfungen schon genug Sorgen gemacht, das kann ich ja nicht bei jedem einzelnen Test machen, den wir schreiben. Außerdem will ich ihn mit dem Fakt, dass ich gestern Abend gerade noch so eine Panikattacke unterdrücken konnte, nicht beunruhigen.
"Joa, auch wieder ganz gut, holen wir uns nen Kaffee?" Ohne sonderlich viel Diskussion machen wir uns auf den Weg zum Automaten in der Eingangshalle, ich habe ihn wohl ein wenig mit dem Kaffee angesteckt.
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Am Nachmittag des selben Tages mache ich mich auf den Weg zur Zusatznachhilfestunde, da ja Montag meine Prüfung ist. Ich werde schon unglaublich nervös wenn ich nur daran denke, mit Sicherheit werde ich wieder so nervös, dass ich einen Blackout bekomme.
Der Lehrer erklärt mich noch einmal alles ganz ausführlich und bisher habe ich auch alles verstanden, aber ich mache mir dennoch unfassbare Sorgen. Gerade unser Englischlehrer tendiert dazu viele Wörter zu benutzen, die wir noch nicht oder nur mal so nebenbei erwähnt hatten, daher kann man sich auch so schlecht vorbereiten.
"Das wäre es dann für heute Seokjin, du bist mit Sicherheit gut vorbereitet. Oder gibt es noch irgendwelche Fragen von deiner Seite aus?"
"Nein und danke für die Hilfe, es wird bestimmt gut laufen. Bis Montag dann." Ich schultere meinen Rucksack und laufe aus dem Raum, geradewegs in Richtung Straßenbahnstation durch die Dunkelheit der Nacht. Es ist bereits 20 Uhr und ich werde jetzt Zuhause auch noch mehr lernen. Trotz des Fakts, dass ich keine Lust mehr habe. Ich darf nicht noch eine Prüfung verhauen.
Ich habe dem Nachhilfelehrer noch nicht einmal erzählt, dass ich mir nur solche Sorgen mache wegen meinen Eltern. Und nur wegen ihnen solche Blackouts bekomme. Er hätte mir möglicherweise sogar helfen können und mir irgendwelche Atemtechniken zeigen können, aber die Angst, dass er meine Eltern darauf anspricht ist zu groß. Erkenntnismäßig kann man mit ihnen über emotional basierte Dinge absolut nicht reden, daher werden sie auch nie verstehen, was mich daran so sehr under Druck setzt und stresst.
Zuhause angekommen mache ich mir erstmal einen Kaffee und setze mich dann an meinen Schreibtisch, wie immer halte ich mich von Koffein am Leben und versuche mich irgendwie zu konzentrieren. So halbwegs funktioniert das auch, jedoch hängen mir die Stimmen immer noch im Hinterkopf. Das wird nicht mehr weggehen, damit bin ich mir leider sicher.
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Ich wache in einer sehr unbequemen Haltung auf und ich brauche ein paar Sekunden um zu realisieren, wo ich überhaupt bin. Ich bin beim Lernen auf meinem Schreibtisch eingeschlafen und liege seit dem hier, das erklärt auch die Rückenschmerzen. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich noch drei Stunden habe, bis ich mich mit Namjoon im Internetcafé zum gemeinsamen Lernen treffe, das reicht massig um mir noch etwas zu Mittag zu machen. Ich habe zwar immer noch keinen richtigen Appetit, aber ich muss bei der Prüfung bei Sinnen sein. Daher gehe ich morgen dann auch früher schlafen und schlafe mich mal wieder richtig aus.
Ein wenig müde hieve ich mich in die Küche und stelle mich an den Herd, mich hat seit Wochen nichts mehr so erleichtert, wie der Fakt, dass meine Eltern arbeiten sind. Sie hätten mich jetzt vermutlich angeschrien, wieso ich denn nicht lernen würde. Sie schreien mich ständig nur noch an, wann haben sie eigentlich aufgehört mir etwas vorzuspielen und ihre richtige Seite zu zeigen? Egal wann es war, ich wünsche mir ihre freundliche und nette Seite zurück, diese hier macht mich einfach nur noch krank.
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Jetzt ist es soweit, die Prüfung fängt in genau fünf Minuten an und ich sitze bereits auf meinem Platz im Klassenraum. Ich bin tatsächlich nicht müde, sondern halbwegs bei mir, aber Angst habe ich trotzdem. Sehr sogar. Ich habe Angst davor, was sie mit mir machen, wenn ich noch eine Prüfung vermassele, obwohl sie sogar einen Nachhilfelehrer bezahlen. Und das größte Problem ist, sie werden ja nicht einmal verstehen dass mir die Angst in der Prüfung dann viel mehr zu schaffen macht als der Inhalt.
Der Lehrer geht rum und verteilt alles, aber sobald ich mir die Prüfungsbögen anschaue, passiert das gleiche wie auch die letzten male. Meine innere Stimme, welche die Aufgaben vorließt kommt nicht an gegen die Schreie meiner Eltern, sodass ich mich schon wieder nicht fokussieren kann. Ich schaffe es einfach nicht, vollständig aufzunehmen was dort steht, die englischen Wörter vermischen sich zu einem Wirrwarr an Buchstaben, die ich nicht vollständig gewohnt bin und lassen mich nichts mehr verstehen.
Für ein paar Minuten schließe ich einfach die Augen und warte, ob es sich legt aber der Zeitdruck gewinnt, sodass ich anfange die Aufgaben halbwegs nach Gefühl zu erledigen. Die Verzweiflung geht langsam über in Resignation, sodass ich es langsam aufgebe und irgendwie durcharbeite, auch wenn ich vermutlich so gut wie alles falsch mache, solange ich überhaupt überall etwas stehen habe ist die Chance auf eine vier noch da.
Ich kann jetzt einfach nur noch auf die vier hoffen...
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Nach der Prüfung schaffe ich es zwar, mich wieder so zu beruhigen, dass keine Panik entsteht, aber natürlich machen die Lehrer uns alles wieder schwerer. Als er mir meinen Vokabeltest in die Hand drückt, setzt mein Herz für eine Sekunde aus. Im Prinzip aber im guten Sinne, auch wenn es eine vier minus ist und Vokabeln recht leicht sind, es ist schonmal keine fünf. Und dafür, dass ich nur eine Nacht gelernt habe, habe ich immerhin überhaupt etwas richtig.
Mal schauen, was meine Eltern dazu sagen...
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A+ Student° ~ Jin FF, Side Story für Sociophobia°
Fanfiction-Beendet- Side Story für Sociophobia, bitte erst die Hautstory lesen, denn diese enthält einen Spoiler vom Ende POV: Jin No shippings Triggerwarning für Suizid, Depression & selbst verletzendes Verhalten