A+ Student° ~ Jin FF, Side Story für Sociophobia°

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Ich habe schon wieder ein neues Geheimnis vor ihm. Schon wieder. Aber ich kann es ihm nicht erzählen, er macht sich ja doch nur Sorgen. Man soll schließlich eigentlich keine Tabletten nehmen, wenn man sie nicht unbedingt braucht, aber ohne schaffe ich das hier nicht.

Zuvor habe ich ja immer nur Kaffee getrunken, damit ich mich ein bisschen besser konzentrieren kann und nicht so todmüde bin wie sonst, aber das Problem daran ist auch, dass man durch Koffein unruhiger wird. Bei mir treten Panikattacken dann öfter auf, gerade bei Tests wird es dadurch nicht gerade leichter, eine gute Note zu schreiben. Daher habe ich jetzt angefangen, zumindest vor Tests oder Arbeiten, leichte Beruhigungsmittel zu nehmen, für die ich kein Rezept brauche. Ich weiß, dass das nicht gesund sein kann auf Dauer, weshalb ich es nur für die Prüfungen nehme. Ich rechne ohnehin nicht damit, dass ich bei irgendeiner Oberschule angenommen werde, daher kann ich sie nach diesem Jahr absetzen.

Und erstaunlicherweise habe ich in der letzten Prüfung tatsächlich eine drei geschrieben, denn ich hatte nicht ewig diese Panik und diese Stimmen im Ohr. Meinen Eltern ist das nicht einmal aufgefallen, aber vielleicht werden meine Noten ja doch ein bisschen besser, wenn ich so weiter mache.

[A/N: Das hier ist definitiv kein Anreiz, es nachzumachen! Ich will damit einfach nur zeigen, was immenser Druck von Eltern oder dem Schulsystem allgemein alles anrichten und welche Grenzen Jugendliche überschreiten, nur um irgendwie mithalten zu können. Es ist nicht gut, Medikamente zu nehmen, um bessere Noten zu schreiben, oder sonstiges zu erreichen und es ist auch absolut nichts schlechtes, nicht so gut in der Schule zu sein!!!]

Namjoon hat sich jedenfalls für mich gefreut und wir lernen momentan wieder zusammen für die kommende Prüfung, genau in meinem schlechtesten Fach. Einen Geschichtstest schreiben wir auch morgen, aber der ist mir relativ egal. Wenn ich davor eine Tablette nehme, wird das ganz sicher funktionieren...

Die ganze Situation zuhause wird allerdings immer schlimmer. Mein Vater schlägt mich immer öfter, sobald er mich mal erwischt wenn ich nicht lerne. Ich weiß ja auch selbst, dass ich das muss um irgendwie gute Noten zu bekommen, aber langsam kann ich nicht mehr. Wenn ich weiterhin jeden Tag durchgängig lernen muss, drehe ich wirklich durch. Sobald ich Zuhause ankomme, muss ich lernen, wenn ich von irgendwelchen Verabredungen wieder komme muss ich mir eine Standpauke anhören, wieso ich denn nicht lerne. Ich verstehe nicht, wieso mein Vater solche immensen Leistungen von mir erwartet, dafür habe ich schlichtweg nicht genug Disziplin und Ausdauer. Das muss er langsam mal merken, bevor er mich irgendwann zu Tode prügelt. Auch meine Selbstverletzung wird immer mehr, meine Arme sind schon so voll, dass ich auf meinen Oberschenkeln weiter machen musste. Immerhin ist es da vor Namjoon versteckt, denn meine Boxershorts verstecken es noch geradeso.

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Ich bin dieses mal tatsächlich in der Lage mich auf das Thema zu fokussieren, die Stimmen sind ruhig und ich weiß die meisten Antworten. Glücklicher könnte ich gar nicht sein, auch wenn es nur ein Geschichtstest ist und meine Note nicht retten wird, dafür bin ich mündlich zu schlecht. Aber dafür kann mein Vater mich nicht schlagen, das wird mindestens eine drei, vermutlich sogar eine zwei. Das erste mal seit über einem halben Jahr, dass ich mich nicht miserabel fühle, als ich abgebe.

Zusammen mit Namjoon verlasse ich das Gebäude und wir holen uns etwas zu essen, dabei unterhalten wir uns schonmal über die nächste Prüfung, welche voraussichtlich schwerer wird als die letzte. Zudem ist es auch noch mein schlechtestes Fach, dieses mal bin ich daher deutlich nervöser als die letzten Male. Ich bete schon fast dafür, dass das Medikament richtig wirkt, sonst gehen meine Noten wieder runter.

"Jin wie geht's dir eigentlich momentan, du hast schon lange nicht mehr angerufen wegen..." Er deutet auf meinen Arm. Da mag er sogar recht haben, ich habe schon ein paar Wochen nicht mehr zu tief geschnitten, sodass ich das alles allein geschafft habe. Ich habe es aber dennoch sogar öfter gemacht als am Anfang...

"Ja, das ist mir länger nicht mehr passiert, jetzt wo du es sagst, fällt es mir auch auf." Ich spiele ein Lächeln auf mein Gesicht, welches er erwidert. Er glaubt mir zum Glück, mein einziges Ziel momentan ist es, dass er sich nicht mehr so viele Sorgen um mich machen muss.

"Das ist doch schön, wie sehen deine Arme denn jetzt aus? Ist es schon verheilt? Zeig mal" Dabei läuft mir ein Schauer über den Rücken. Auch wenn sich dort keine neuen Verletzungen befinden, das ganze Ausmaß der Narben hat Namjoon noch nie zu Gesicht bekommen. Er hat schließlich nie gefragt, ob ich ihm meine Arme zeigen kann, vermutlich hatte er selbst Angst vor der Antwort. Doch jetzt kann ich mich nicht rausreden, dann denkt er nur ich hätte es schon wieder gemacht.

"Ich kann es dir gern zeigen, aber sei nicht all zu geschockt. Du hast das ganze Ausmaß ja noch nicht gesehen, nur wenn es blutüberlaufen war und das verdeckt so einiges. Es tut mir im Vorhinein schon Leid." Ich werde zum Ende hin immer leiser, doch als ich mich vergewissert habe, dass sich niemand in unserer Nähe befindet, ziehe ich die Ärmel hoch. Das ist das erste Mal, dass ich das tue, weshalb ich ziemlich zittere.

Das einzige, was Namjoon tut, ist geschockt einzuatmen, dann entsteht kurze Stille. Ich merke, wie sich langsam ein Klos in meinem Hals bildet, wieso muss ich ihn nur immer enttäuschen? Ich hasse mich selbst so sehr, verdammte scheiße!

"Es tut mir.. so Leid." Mehr bringe ich nicht heraus, meine Stimme klingt schon ganz gedrückt und zittert, doch Namjoon sieht immer hin nicht wütend aus.

"Das muss dir nicht leidtun Jin, aber es muss aufhören. Du zerstörst dich und ich denke das wollen wir beide nicht. Bitte, falls du wieder den Drang hast, ruf mich an und ich helfe dir irgendwie. Es tut eher mir Leid, dass du da durch musst." Auch Namjoons Stimme zittert leicht, wir stehen scheinbar beide kurz davor zu weinen.

Gott sei dank holt uns nach kurzen Schweigen die Klingel aus unseren Gedanken und wir schaffen es, wieder ein entspanntes Gespräch anzufangen und in den Unterricht zu gehen...