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POV: Namjoon

Geschockt versuche ich ihn irgendwie festzuhalten, als er in sich zusammensackt. Ich vermute, er ist jetzt endgültig ohnmächtig geworden, er sah schon den ganzen Tag danach aus. Die bessere Frage allerdings ist, was mache ich jetzt? Wir sind irgendwo auf einem Bürgersteig und ich schaffe es nicht ihn bis nach Hause zu tragen, außerdem scheint es nicht so, als würde er in den nächsten Minuten wach werden.

"Brauchen sie Hilfe, was ist passiert?" Ein Passant, der das Ganze wohl mit angesehen hat, kommt auf uns zu um zu helfen, was ich gerade auch dringend gebrauchen kann.

"I-Ich weiß es nicht, er hat sich auf einmal an dem Straßenschild festgehalten weil ihm schwindelig war und dann ist er einfach in sich zusammen gesackt. Und jetzt ist er ohnmächtig und ich weiß nicht was ich machen soll." Besorgt schaut der Mann zu Jin, vermutlich ist er sich selbst nicht sicher, was er machen soll.

"Ich denke am besten rufen wir einen Krankenwagen, er ist wie ich das gesehen habe schon ein bisschen zu lange ohnmächtig, als dass das nur ein normaler Kreislaufkollaps war. Oder?" Zitternd stimme ich ihm zu und noch während wir warten, kommt Jin langsam wieder zu Bewusstsein, jedoch ist er so schwach, dass er sich nicht einmal aufsetzen kann...

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POV: Jin

Ich wache auf dem Rasen sitzend, in Namjoons Armen wieder auf, jedoch habe ich immer noch keine Kraft in meinen Gliedmaßen, sodass ich es erst einmal dabei belasse. Namjoon sieht sehr besorgt aus und ein Mann, den ich nicht kenne, sieht ebenso besorgt aus. Möglicherweise hat er Namjoon geholfen. Doch nach wenigen Minuten entrinnt mir mein Bewusstsein noch einmal...

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Diesmal wache ich durch das Piepen eines Monitors auf, außerdem höre ich viele Stimmen um mich herum und alles ist weiß. Ich bin also in der Notaufnahme. Vermutlich ist das auch besser so, der Kreislaufkollaps kann ja auch von den Tabletten gekommen sein. Verdammt, Namjoon wird das jetzt bestimmt herausfinden, er sitzt nämlich neben mir und sieht erleichtert aus, dass ich wach bin, wie soll ich das denn jetzt noch verheimlichen? Aber immerhin fühle ich mich jetzt nicht mehr so schwach.

"Guten Tag Hr. Kim, sind sie wieder wach und etwas aufnahmefähiger?" Eine Ärztin, ich vermute in ihren Dreißigern, blickt mich freundlich an, woraufhin ich nur nicke. Dabei merke ich zwar, dass meine Schläfen ein wenig pochen, aber das bin ich dank den Schlägen ja schon gewöhnt.

"Gut, dann fahre ich fort. Also, sie sind vermutlich zusammengebrochen wegen den Beruhigungstabletten, die wir in ihrer Jackentasche gefunden haben. Haben sie in letzter Zeit mehr davon genommen oder zufällig noch andere Aufputschmittel wie beispielsweise Koffein zu sich genommen?" Langsam baut sich in meinem Kopf alles zusammen, ich habe heute morgen mehr Kaffee getrunken als sonst um wach zu werden und habe dann wiederum Beruhigungstabletten genommen, das kann ja auch schlecht zusammen funktionieren.

"J-Ja, ich habe heute mehr davon genommen, da ich eine wichtige Prüfung geschrieben habe. Außerdem habe ich heute morgen mal wieder Espresso getrunken."

"Ich denke sie wissen selbst, dass es nicht gut ist Medikamente zu nehmen, wenn man sie eigentlich nicht benötigt, daher kann ich sie nur bitten, das zu unterlassen. Außerdem, wenn die Dosis der Tabletten höher gewesen wäre, hätte der Ohnmachtsanfall deutlich schlimmer ausgehen können.
Jedenfalls, allgemein erklärt haben Koffein und Beruhigungsmittel einige Wechselwirkungen, welche dann in Verbindung mit ihrem Untergewicht zur Benommenheit und Ohnmacht geführt haben." Untergewicht? Ich bin untergewichtig? Das erste mal seit Langem schaue ich an mir herunter und betrachte nicht die Narben auf meinem Körper sondern meinen Körper selbst. Es stimmt, ich bin dünner geworden, meine Kleidung sitzt viel lockerer als sonst und ich wirke noch schlaksiger als sonst. Das liegt bestimmt daran, dass ich so selten nach unten gehe, in Angst vor meinem Vater. Aber was soll's, bisher hat mich noch niemand darauf angesprochen und es wird mich nicht umbringen.

"Ah und wir haben einige Hämatome an ihrem Körper gefunden, können sie mir sagen woher die kommen?" Gut, dass ich immer Notlösungen parat habe.

"Bei dem Starkregen letztens bin ich mit dem Rad ausgerutscht, schlimm verletzt habe ich mich nicht, aber ein paar blaue Flecke habe ich davongetragen. Ich bin wohl ein bisschen tollpatschig." Gespielt verlegen kratze ich mich am Hinterkopf. Obwohl sie noch ein wenig misstrauisch wirkt, sagt sie nichts mehr dazu sondern fährt fort. Ich denke sie hat bemerkt, dass Namjoon davon nichts wissen soll und er mir glaubt. Es ist prinzipiell nicht einmal ganz gelogen, denn bei dem Starkregen bin ich wirklich fast gestürzt mit dem Rad.

"In Ordnung, dann können sie gehen, sie haben schließlich schon zwei Stunden hier geschlafen und scheinen wieder bei Kräften zu sein. Falls noch etwas ist, sollten sie ihren Hausarzt aufsuchen und die Tabletten lassen sie zu ihrem Schutz hier."

Zusammen mit Namjoon verlasse ich die Notaufnahme, ich bin wirklich wieder bei Kräften, abgesehen von den Kopfschmerzen.

"Namjoon, es tut mir so Leid, dass ich dir ständig solche Sorgen mache und dass du hier zwei Stunden lang herumsitzen musstest. Ich will dir eigentlich gar nicht so viel von deiner Zeit rauben." Ich schaffe es nicht, ihm in die Augen zu sehen. Doch als ich es dann doch endlich tue, sehe ich seinen warmen Augen, er sieht nicht im mindesten wütend oder enttäuscht aus.

"Mir macht das nichts aus, keine Sorge. Dir geht es momentan nicht so gut und dann bin ich für dich da so gut es geht. Aber was ich noch fragen wollte, wie lange nimmst du diese Tabletten schon?"

"Erst seit zwei Wochen ungefähr und auch nur für Prüfungen, da ich wegen dem ganzen Stress gar nicht klar denken kann. Und heute war das ganze besonders schlimm, denn ich konnte kaum schlafen, weshalb ich zu viel Kaffee getrunken habe. Durch das Koffein wiederum wurde ich unruhig und da kamen die Beruhigungstabletten ins Spiel. Das war dumm und es tut mir Leid, ich werde das nicht wieder machen. Und das mit dem Untergewicht liegt nur daran, dass meine Eltern mich . wegen meinen Noten unglaublich stressen und ich daher momentan nicht so lange mit ihnen in einem Raum sein will. Deswegen gehe ich selten in die Küche um zu essen, außerdem habe ich momentan wenig Appetit. Aber das bekomme ich schon in den Griff, keine Sorge."

"Das kann ich verstehen, wenn sie dich so stressen, ist das wirklich nicht angenehm. Wie wäre es damit, zumindest am Wochenende kannst du mittags bei uns mitessen, meine Mutter hat gern Gäste die sie bekochen kann und sie kocht sehr gut. Dann musst du nicht mit deinen Eltern zusammen essen, wenn du nicht möchtest." Er lächelt mich breit an, ich schätze er freut sich, dass wir uns dann öfter sehen. Momentan treffen wir uns ja nur zum Lernen.

"Also wenn das wirklich keine Umstände macht, gern."

"Macht es nicht, keine Sorge. Morgen ist ja schon Samstag, willst du so um 12 Uhr kommen, für gewöhnlich essen wir so um 13 Uhr." Ich stimme zu, woraufhin sich unsere Wege erst einmal trennen und ich zu mir nach Hause gehe, die Ausrede ich war noch bei Namjoon glauben sie mir eigentlich sowieso. Was mir allerdings immer noch Sorgen macht, ist wie diese Prüfung ausgefallen ist, schließlich war ich bei der zweiten Hälfte leicht weggetreten.

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A+ Student° ~ Jin FF, Side Story für Sociophobia° Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt