POV: Jin
Die ersten Wochen, nachdem Namjoon es herausgefunden hat, waren der Horror. Er hat mich ständig gefragt ob ich es schon wieder gemacht habe und jedes einzelne mal musste ich ihn enttäuschen. Er wirkt immer so verletzt, wenn ich es ihm erzähle und das ist ja eigentlich das letzte was ich will. Ich muss es irgendwie schaffen für ihn aufzuhören, aber ich bin mir jetzt schon im Klaren darüber, dass das nicht passieren wird. Ich bin zu schwach. Vor zwei Wochen musste ich ihn sogar schon wieder anrufen, damit er mir hilft und ich nicht verblute. Naja, ich habe wieder über reagiert, aber es hat sich wirklich so angefühlt als würde ich sterben. Ein befreiendes Gefühl.
Auch der Schulstress wird im Moment nicht weniger und ich freue mich einfach nur noch darauf, bald meinen Abschluss zu machen und etwas anderes machen zu können. Ich hoffe einfach nur, dass ich es schaffe und irgendwie an eine Oberschule komme, ich muss einfach. Sonst bringt mein Vater mich vermutlich irgendwann um oder schmeißt mich raus.
Heute ist schon wieder so ein miserabler Tag, ich habe eben meinen Physiktest wiederbekommen und habe eine 4+, mein Vater schreit mich schon wieder an, ich schaffe es gerade so die Panik zu unterdrücken. Egal wie oft das passiert, ich werde mich wohl nie daran gewöhnen. Inzwischen ist diese Stimme in meinem Kopf, welche mich sonst nur bei Prüfungen belästigt, auch sonst ständig da, was den Alltag nicht gerade leichter macht. Konstant habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht lerne und wenn ich dann lerne, weil ich es immer noch nicht kann. Ich fühle mich inzwischen einfach nur noch wertlos, unfähig, lästig, Ich könnte hier noch so viele Dinge mehr aufzählen, die ich an mir hasse, die Liste ist wirklich unendlich. Und ich kann nicht mehr unterscheiden, ob das nur die Worte meiner Eltern sind, oder der Realität entspricht...
Ehe ich mich versehe, sitze ich blutüberlaufen in meinem Badezimmer, das Licht habe ich nicht einmal angemacht. Ich will diese Visage nicht öfter ansehen als ich muss, ich sehe aus wie eine wandelnde Leiche und meine Eltern merken nicht einmal, dass ich hier vor mich hin sterbe. Irgendwo ist das wohl auch gut so, sie würden ja doch nur darauf herumhacken.
Kurz zische ich auf, das war zu tief. Das Blut läuft deutlich schneller aus dem längeren Schnitt, als aus den anderen und es brennt ein wenig. Der entzündet sich, wenn ich nichts damit mache und das fällt immer so auf, es juckt beim Abheilen ohnehin schon und so wird es schlimmer. Ohne zu zögern oder mit der Wimper zu zucken spüre ich Desinfektionsmittel auf den Arm, es brennt wie Feuer aber der Schmerz ist einfach erleichternd. Ich habe es schließlich verdient.
Eigentlich würde ich jetzt Namjoon anrufen, aber irgendwie kann ich es nicht. Es ist schon spät und ich will ihn nicht wecken. Außerdem habe ich nicht genug Energie, jetzt ein Handy zu bedienen. Ohne, dass ich es merke schlafe ich dort ein, in einer Blutlache auf den kalten Badezimmerfliesen. Vielleicht habe ich auch das Bewusstsein verloren, wer weiß das schon so genau. So lange ich morgen früh wieder aufwache und Namjoon nicht enttäusche...
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Am nächsten Morgen wache ich tatsächlich von meinem Handywecker auf, es liegt auf dem Spiegelschrank sodass ich sogar aufstehen muss um es abzuschalten. Ich bemerke schon hier wie unglaublich schwindelig mir ist, so kann ich bestimmt nicht zur Schule. Das wird ein sehr anstrengender Tag.
Schwankend wasche ich meine verkrusteten Arm ab und verarzte ihn, danach beseitige ich die Sauerei so halbwegs und ziehe mir frische Sachen an. Ich brauche jetzt erst einen Kaffee, bevor ich zu irgendetwas anderem in der Lage bin. Den Ärmel bis zu den Fingerspitzen gezogen, laufe ich in die Küche.
Doch nach den ersten paar Schritten wird mir schwarz vor Augen, genau vor meinem Vater knicken mir die Beine weg und ich kann die Augen gerade noch so offen halten. Er zeigt keinerlei emotionale Reaktion, aber immerhin geht er nicht einfach weiter.
"Kannst du zur Schule?" Noch mehr oder weniger nach Luft schnappend schüttele ich den Kopf, wobei mich ein stechender Kopfschmerz durchfährt. Wieso ist mein Kreislauf nur genau jetzt nur so schlecht? Er lässt einen genervten Seufzer los, gibt mir aber dennoch recht, dass es dumm wäre sich jetzt in die Schule zu schleifen. Ich bin geschockt. Obwohl, er kann sich vermutlich selber denken, dass ich in spätestens einer Stunde ohnmächtig werde und nach Hause muss.
"Mach alle Aufgaben nach, wehe du vermasselst den nächsten Test!"
Mich an der Wand anlehnend schleife ich mich in mein Zimmer und breche auf dem Teppich zusammen, ich habe es nicht einmal geschafft Namjoon Bescheid zu sagen...
Erst Stunden später wache ich durch einen Anruf Namjoons wieder auf, es ist bereits der fünfte und er macht sich unglaubliche Sorgen. Verdammte scheiße, immer muss ich ihn enttäuschen...
"Jin, gut dass du endlich ran gehst, ich hatte Angst, dass du etwas dummes gemacht hast."
"N-nein keine Sorge, mir war einfach nur schwindelig und ich habe mich dann einfach wieder schlafen gelegt. Ich habe vollkommen vergessen dir zu schreiben, es tut mir Leid. Ich wollte dir keine Sorgen machen." Ich senke meinen Kopf während ich spreche, auch wenn er es nicht einmal sehen kann. Ich muss endlich aufhören ihn immer mit all dem zu belasten.
"Solange es dir jetzt gut geht ist das ja nicht schlimm, jeder steht ein bisschen neben sich wenn man krank ist. Also mach dir darum keine Sorgen. Weißt du denn schon ob du morgen wieder kommen kannst oder nicht?"
"Ich denke schon, inzwischen geht es mir schon besser. Kannst du mir vielleicht die Mitschriften von heute schicken, dann kann ich das ein bisschen nachholen."
"Na klar, aber ruh dich heute noch ein bisschen aus, das ist besser für dich als zu lernen. Wir sehen uns dann ja morgen, gute Besserung."
"Danke und bis morgen dann."
Und schon wieder muss ich ihn enttäuschen, aber ich muss jetzt lernen, sonst wird das ja nie etwas...
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A+ Student° ~ Jin FF, Side Story für Sociophobia°
Fanfiction-Beendet- Side Story für Sociophobia, bitte erst die Hautstory lesen, denn diese enthält einen Spoiler vom Ende POV: Jin No shippings Triggerwarning für Suizid, Depression & selbst verletzendes Verhalten