19 - End

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POV: Namjoon

Wieso ruft er nur nicht an, es ist bereits halb sechs. Ob er die Arbeiten noch nicht gezeigt hat? Aber das würde ja keinen Sinn machen, seine Eltern finden es ja sowieso heraus. Oder hat sein Vater ihn wohl geschlagen, das wäre nicht gut. Was wenn er ohnmächtig ist? Die Sorgen werden inzwischen so groß, dass ich kaum noch still sitzen kann. Doch dann kommt mir die schlimmste aller Vorahnungen.

Vielleicht hat er... Vielleicht hat er sich das Leben... Ich will den Satz gar nicht zu Ende denken.

"Ich fahre zu Jin, ich mache mir irgendwie Sorgen, da er noch nicht angerufen hat. Ich bin vermutlich spätestens in einer halben Stunde wieder da, sonst rufe ich an." Bestimmt mache ich mir wieder unnötig Sorgen, aber ich kann jetzt einfach nicht mehr ruhig sitzen.

Völlig außer Atem schelle ich an seiner Tür und mache mich auf wütende Erwachsene gefasst, doch sie wirken vollkommen entspannt. Meine letzte Vermutung gewinnt immer mehr an Form, sodass ich ohne ein Wort an ihnen vorbei stürze, auf dem Weg in Jins Zimmer.

Dort ist er nicht, vielleicht ist er auch einfach noch nicht nach Hause ge- Nein, die Badezimmertür steht leicht auf und das Licht ist an. Bitte lass es nicht das sein, was ich denke.

Als ich hereingehe, liegt er in einer vollen Badewanne. Allerdings mit Kleidung. Krampfhaft versuche ich irgendeine sinnvolle Lösung dafür zu finden, in der er am Leben ist. Doch alle Hoffnung wird zerstört, sobald ich sehe, dass sein Kopf nicht über der Wasseroberfläche ist.

"Jin? Bitte sag, dass das nur ein Witz ist und du gleich wieder lachst wie ein Scheibenwischer. Bitte." Vorsichtig hebe ich ihn ein Stück aus dem Wasser, doch er ist schon so kalt. Und bei genauerem hinsehen bemerke ich, dass er nicht mehr atmet.

Direkt fange ich an zu weinen und um Hilfe zu rufen, seine Eltern sehen genauso geschockt aus wie ich als sie hereinkommen, sie stehen einfach nur tatenlos da ohne etwas zu tun.

"RUFEN SIE EINEN KRANKENWAGEN, SOFORT!" Sie zucken zusammen, als ich sie mit tränenerstickter Stimme anschreie, doch letztendlich tun sie, was ich sage. Verzweifelt versuche ich irgendwie ihn wiederzubeleben, während wir auf den Krankenwagen warten, aber ich schaffe es nicht. Ich schaffe es einfach nicht, ich habe ihn wirklich verloren. Meinen besten Freund. Nur wegen diesem bescheuerten Notenstress. Was ist nur falsch mit dieser Gesellschaft, dass unschuldige Teenager bis in den Tod getrieben werden, nur weil sie nicht gut in der Schule sind.

Auch als der Krankenwagen letztendlich kam, sagten sie mir nur, dass da nichts mehr zu machen ist. Er ist tatsächlich tot. Gestorben und ich konnte ihm nicht helfen. Noch während ich im Krankenwagen mitfahre, ruft mich meine Mutter an und fragt wo ich stecke. Ich kann ihr kaum antworten, so sehr schluchze ich inzwischen.

"Er ist tot, Mama. Er hat... sich das Leben genommen." Meine Mutter auf der anderen Seite der Leitung versucht verzweifelt mich zu beruhigen, aber es funktioniert nicht. Ich habe ihn verloren, alles was ich hatte abgesehen von meinen Eltern. Ich habe ihn nicht retten können. Es ist meine Schuld.

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Bei der Beerdigung war ich der letzte, der vor seinem Grab stand. Sogar seine Eltern sind früher gegangen, vielleicht haben sie endlich bemerkt, dass sie einer der Hauptgründe für seinen Tod sind. Sie haben die ganzen Narben endlich gesehen. Wieso habe ich eigentlich nicht bemerkt, dass er gar nicht aufgehört hat sich zu verletzen? Ich hätte aufmerksamer sein sollen, das ist alles bloß meine Schuld. Ich war der einzige der ihn hätte retten können und war sogar dafür zu unfähig...

Er ist endlich erlöst von diesen endlosen Qualen die er sein Leben nennen musste...

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~Ende

A+ Student° ~ Jin FF, Side Story für Sociophobia° Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt