58 | Ich will dir wehtun

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Fede sah verdammt heiß aus. Eine schwarze Snapback, unter der seine dunklen Locken hervorguckten. Ebenfalls schwarzes Hemd und enge, dunkelgraue Jeans mit Rissen. Dreitagebart und an den Füßen ausgelatschte Vans.

Und offenbar war heute Abend jeder interessanter als ich. Mit Bier in der Hand saß er neben Aykan und quatschte mit dem über einen komischen Infotag an der Uni, nahm auch den Shishaschlauch entgegen, als der ihn ihm anbot. Aber sonst immer einen auf braven Streber machen, schon klar.

»Aber ich pack die Leute da echt nich«, lachte Aykan gerade und lehnte sich in der ausgesessenen Couch zurück. Die Kellerbude war ziemlich ranzig. Schimmel an den Wänden, alte Möbel. Würde bei mir garantiert anders aussehen, sobald ich erst ausgezogen war. Aber erst waren mein Führerschein und eine fette Karre dran. »Geht nich in denen ihr Kopf, dass Kanacken auch studieren können. Fuckt mich immer noch ab, wie diese Olle war.«

»Ja, echt mal. Was für falls du dein Abi schaffst. Zu hundert Prozent schaffst du das.« Fede grinste überzeugt und legte seinen Arm um Aykan. »Und dann bist du an der Uni und diese ganzen Idioten können heulen gehen.«

»Ich feier dich einfach, wie du schon immer an mich geglaubt hast.«

Wurde langsam ekelhaft. Wollten die als nächstes rumlecken oder wie?

Ich wandte meinen Blick ab und griff fahrig nach dem Wodka, der auf dem Fliesentisch stand. Wenigstens hatte der Wichser für genügend Alkohol gesorgt. »Junge, wir sollten dringend an deinem Pegel arbeiten«, grinste ich an Maxim gewandt, der neben mir auf dem Boden saß. Die kleine Wohnung war gerammelt voll und ständig kamen neue Menschen.

Wir exten die Shots und ich schenkte direkt nach. Als Fede sich ein paar Augenblicke später nach draußen quetschte, ging er vor mir in die Hocke. »Guck nich so miesepetrig«, grinste er und streckte seinen Finger aus, um auf meine Nase zu stupsen. Er verfehlte sie.

»Ey, ders besoffen noch nerviger als nüchtern«, lachte ich an Maxim gewandt, während Fede mir den Mittelfinger zeigte, ein Grinsen auf seinen Lippen, und sich wieder aufrichtete.

»Verträgt halt nichts.« Maxim grinste und schenkte nach.

Ich kam nicht umhin, Federico auf den Arsch zu schauen, als er Richtung Flur lief. Noch heute würde ich ihm diese verdammte Jeans ausziehen, da war ich mir sicher.

Irgendwann fand ich mich auf der Couch wieder, neben mir eine Asiatin mit dunkelrot gefärbten Haaren. Tiefer Ausschnitt und an der Art, wie sie mich ansah, dann die Beine so übereinander schlug, dass sie mein Knie berührten, war mir klar, dass ich sie haben konnte. Easy.

Es dauerte auch nur noch ein paar Augenblicke, bis sie mich ansprach. »Du bist doch Jay«, grinste sie und spielte an der Goldkette herum, die sie um ihren Hals trug.

»Ja.«

»Die Leute reden viel über dich. Dass du die beste Ware hast und dass man sich besser nicht mit dir anlegen sollte. Weil du auch nur mit krassen Leuten zu tun hast.«

Eigentlich war es lustig, dass die privat alle so anders waren. Dass Tarek am liebsten Krimis las, Moussa so ein elendiges Balg zuhause hocken hatte und Aziz ein komisches Faible für K-Pop hatte.

»Kann sein.« Meine Stimme klang gleichgültig, doch als ich nach meinen Kippen griff, bot ich auch ihr eine an. Gemeinsam rauchten wir und während sie noch irgendwas über die Musik laberte, legte ich meine Hand auf ihren Oberschenkel. Aus dem Augenwinkel suchte ich nach Fede, doch der sah nicht in meine Richtung. Quatschte nahe der Tür mit Zoe.

»Der Typ von dem das Lied ist, der ist doch heute auch hier. Find ich richtig cool, dass er das so durchzieht. Mit eigenen Musikvideos und so.« Mit den Fingern spielte sie in ihren Haaren herum und suchte immer wieder meinen Blickkontakt. Schien ihr zu gefallen, wie ich kräftig ihren Oberschenkel anpackte.

Die Verlierer - Sklaven des ErfolgsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt