No Surprises

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Während Zemo damit begann ihnen ihre erste Mission in seinem bisher noch sehr mysteriösen Plan offenzulegen, analysierte Lily ihre Lebensentscheidungen, die sie zu diesem Moment geführt hatten. Wer außer ihr konnte schon aus Versehen in eine Kooperation mit einem Superbösewicht aufgrund einer Verschwörung über das Erbe von Captain America hineinstolpern?

Und wieso ausgerechnet Captain America? Hätte es hier nicht um irgendeinen Superhelden gehen können, den Lily nicht absolut kacke fand? Ant-man oder so?

Natürlich war es Captain America...

Schließlich war Captain America auch der Superheld, dessen komplette Existenz nur auf amerikanischer Propaganda in den Vierziger Jahren beruhte. Das ganze patriotische Gelaber ging ihr generell schon so auf die Nerven, aber Captain America brachte das nochmal auf ein ganz anderes Level.

Natürlich wurden über das Erbe von Captain dümmstes-Wahlsystem-aller-Zeiten Menschen ermordet und natürlich wurde John fucking Walker von der Regierung zum neuen Captain America ernannt, denn natürlich musste es unbedingt Einen geben.

Wieso war sie überhaupt noch überrascht?

Das Einzige, was in Lilys Gedanken noch keinen Sinn ergab, war der Fakt, dass Sam und Bucky bei diesem ganzen Quatsch mitgespielt hatten. Die Beiden waren Lily bisher ziemlich klug und nicht so verblendet wie vielleicht erwartet vorgekommen, aber dennoch jagten sie wie verrückt diesem Stück Metall hinterher.

Sie vermutete, dass das Schild für sie persönlichen Wert hatte, da es ja immer noch ihrem besten Freund Steve Rogers gehörte. Oder „gehört hatte"? Lily hatte absolut keine Ahnung, wo Rogers war, oder ob er überhaupt lebte. Um gerecht zu sein interessierte Lily das aber auch nicht all zu sehr. Und auf einen Vortrag über diese Fokussierung auf Symbole und den bescheuerten Patriotismus würde sie gütigerweise jetzt auch verzichten.

Zemos Worte zogen sie wieder aus ihren Gedanken.

„Ihr habt euch wahrscheinlich schon gefragt, wieso ich gerade euch für diese Mission rekrutiert habe." ,verkündete er viel zu dramatisch. Sein Akzent war deutlich in seiner tiefen Stimme zu hören und Lily identifizierte ihn als sokovisch. Er klang zugegebenermaßen ziemlich heiß.

Lily nutze die Gelegenheit um Zemo noch einmal vollständig in Augenschein zu nehmen. Er trug einen weinroten Rollkragenpulli, eine schwarze Jeans und über Allem einen wirklich umwerfenden Mantel mit Fell am Kragen. Seine dunkelbraunen Haare lagen in einer Frisur, die so aus sah als würde sie extra so gestyled worden um dauerhaft dazu einzuladen eine Hand durch sie zu fahren.Wenn er kein verrückter Terrorist wäre, hätte Lily den Baron spätestens jetzt mental ganz oben auf ihre To-do-Liste gesetzt.

„Hydra ist zurück." ,verkündete er und diesmal schien seine Theatralik durchaus begründet zu sein. Nur bei der Erwähnung von Hydra ballte Lily ein Wenig die Fäuste.

Es kam ihr noch wie Gestern vor, als herausgekommen war, dass Shield von Hydra unterwandert war.

...dass viele ihrer Arbeitskollegen, von denen sie mache durchaus als Freunde bezeichnet hätte, denen sie vertraut hatte, sie eigentlich die ganze Zeit belogen und sich als bekloppte Anhänger einer Nazi Organisation herausgestellt hatten.

...dass das, dem sie ihr ganzes Herzblut gewidmet hatte, eigentlich das war, was sie am meisten auf der Welt hasste.

„Wie konnten sie zurückkommen?" ,fragte Sam überrascht mit einem Hauch von Sorge in seiner Stimme untergemischt.

„Waren sie jemals wirklich weg?" ,erwiderte Bucky kalt.

„Wenn du einen Kopf abschlägst wachsen zwei Neue nach. Du wirst sie niemals wirklich los. Nicht wirklich." ,fügte Lily bitter hinzu.

The Falcon and the Winter SoliderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt