Sweatpants

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Als sie in Madripoor ankamen, war es für Bucky erstmal Reizüberflutung.

Die Stadt war in Hightown und Lowtown aufgeteilt. Die futuristischen Hochhäuser von Hightown ragten über das dreckige Straßenlevel von Lowtown. Unglücklicherweise führte Zemo sie gerade durch Lowtown.

Bucky vermutete, dass erst in der Nacht die Stadt richtig zum Leben erwachte, aber sie war bereits jetzt ziemlich voll. Links und rechts am Straßenrand waren zahlreiche, zwielichtig aussehende Bars und Clubs, mit blinkenden Tafeln, die im Licht des Nachmittags zwar ziemlich überflüssig, aber aus irgendeinem Grund dennoch angeschaltet waren.

Zemo brachte sie vom Stadtzentrum weg durch eine ruhige Gasse und sie kamen mehr und mehr an den Rand der Stadt. Sie gingen noch ein Stück, während die vielen Stimmen in der Ferne allmählich leiser wurden und die Luft immer klarer, dann konnten sie ein kleines, aber stilvolles Haus vor sich erkennen, auf das Zemo scheinbar zusteuerte.

Kaum, dass sie das Haus betreten hatten, ging Bucky wieder in seinen analysierenden Modus. Das Haus hatte zwei Etagen und anscheinend einen Keller. Bucky konnte seinen Styl nicht wirklich irgendeiner Region zuordnen, es hatte verschiedene Einflüsse aus allen möglichen Ländern, aber es passte dennoch irgendwie zusammen und kreierte seinen ganz eigenen Charme.

„Nett" ,murmelte Lily, während sie die hohen, farbigen Fenster betrachtete.

Zemo warf währenddessen seine Mantel auf das riesige Sofa und nahm sich einen Drink aus der offenen Küche, bevor er die Anderen freundlich angrinste und sie die Treppe hoch nach oben führte.

„Ich nehme mal an ihr möchtet euch erstmal einfinden, bevor wir unseren nächsten Schritt unternehmen?" ,fragte er, wobei er sich auf der Hälfte der Treppe zu ihnen umdrehte und sie fragend anblickte. Auch wenn Niemand ihm antwortete, sondern nur leicht peinlich berührt gegen eine Wand guckte, war das ja auch irgendwie eine Antwort.

Als sie also oben angekommen waren, deutete er auf verschiedene Türen und erklärte dabei: „Das ist das Badezimmer." (Wunderbar, jetzt muss ich mir auch noch ein Badezimmer mit einer leicht Verrückten, einem definitiv Wahnsinnigen und SAM teilen, dachte Bucky genervt.) „Ihr könnt euch auf diese drei Schlafzimmer aufteilen."

Erneut hatten sie Glück, da es in dem Haus exakt vier Schlafzimmer gab. Hätte er sich jetzt auch noch mit einem dieser Idioten ein Schlafzimmer teilen müssen, hätte Bucky vermutlich einen milden Nervenzusammenbruch gehabt.

Nun für Sam galt das natürlich nicht.

Wenn Bucky mal darüber nachdachte, fand er es eigentlich ziemlich ungünstig, sich kein Zimmer mit Sam zu teilen. Besonders nach letzter Nacht wollte er Sam nicht alleine lassen. Er wollte ihn im Arm halten und ihn vor allem Bösen der Welt beschützen. Bucky hielt kurz inne, um sich zu fragen, ob das wohl ganz normale, platonische Gedanken und Gefühle waren, die Jeder über seine Freunde hatte. Vermutlich waren sie das nicht, aber Bucky schob es jetzt einfach mal darauf, dass Sam gerade Viel durchmachte und Buckys fürsorgliche Reaktion dementsprechend sehr verständlich war und wollte sich nicht weiter damit beschäftigen.

Mittlerweile gingen Alle in ihre Zimmer und so tat Bucky es auch. Er hatte zwar nicht wirklich viele persönliche Sachen oder Klamotten dabei, aber die drei T-Shirts, zwei Jeans und einen Hoodie konnte er ja trotzdem in den übergroßen Schrank hängen.

Auf dem Weg zu Sams Zimmer, um nachzugucken wie es ihm ging, kam er auch an Lilys Zimmer vorbei. Ihre Tür war offen und sie räumte gerade auch ihren Schrank ein, sodass Bucky sah, dass sie auf jeden Fall mehr als er dabei hatte. Allerdings wirkte Lilys Kleiderschrank eher so, als hätte sie mindestens fünf verschiedene Persönlichkeiten, die für sie einkaufen gingen. Er vermutete, dass sie so besser untertauchen und sich tarnen konnte. Als ehemaliger Attentäter konnte er das durchaus verstehen.

Bevor Bucky Sams Zimmer betrat, klopfet er kurz, woraufhin ein gemurmeltes „komm rein, Bucky" kam und folgte dann diesem Aufruf.

Sam lag von Bucky weggedreht auf dem Bett und starrte gegen die Wand. Sein Koffer war nur zur Hälfte ausgepackt und stand in der Mitte des Zimmers rum. Es brach Buckys Herz Sam so zu sehen. Sam war normalerweise ein lebendiger Sonnenschein, der auf alles einen dummen Spruch und ein absurd bezauberndes Lächeln hatte.

Aber jetzt gerade war nichts von dem zu sehen.

Natürlich war das nur logisch und Bucky hätte angesichts der Umstände nichts anderes erwartet, aber es schmerzte natürlich dennoch. Also warf Bucky sich mit ihm aufs Bett und schlang seine Arme um Sam. Eine Weile blieben sie so liegen und starrten zusammen gegen die Wand, während Bucky Sam fest im Arm hielt und sanft über seine Schultern streichelte.

Bucky überlegte sich währenddessen, wie er es für Sam wohl irgendwie besser machen könnte. Fürs erste brauchte Sam natürlich Ruhe und musste vermutlich erst einmal alles verarbeiten, aber wie ging es danach weiter? Wie viel Zeit hatten sie überhaupt bevor es mit der Arbeit weiterging? Könnte es Sam vielleicht helfen etwas zu tun? Manchmal war es besser sich irgendwie zu beschäftigen, als gar nichts zu tun und nur in Trauer zu versinken.

Aber wie sollte Bucky Sam denn am besten helfen?

Reden. Reden war wichtig. Es war wichtig über seine Gefühle und Probleme zu sprechen, das hatte Sam ihm selbst beigebracht.

„Möchtest du darüber reden?" ,fraget Bucky dementsprechend mal wieder.

Sam schüttelte allerdings mit dem Kopf.

So viel dazu.

„Du weißt doch, dass du das alles nicht alleine durchmachen musst, oder? Ich bin immer für dich da."

Sam nickte erneut.

„Und deine Schuld ist das Alles nur mal so nebenbei auch nicht."

Sam wollte etwas erwidern, aber Bucky ließ ihn nicht.

„Antworte nicht. Bitte nimm das jetzt einfach mal so hin. Dich trifft absolut keine Schuld." ,flüsterte Bucky gegen Sams Schulter.

Sam nickte wieder und flüsterte dann zurück, als wäre es ein Geheimnis, dass niemand hören durfte: „Danke, Buck"

Sam drehte sich schließlich um, damit er sich an Bucky ankuscheln und seinen Kopf an seine Schulter anlehnen konnte. Bucky drückte ihn noch ein wenig fester an ihn heran und legte seinen Kopf auf Sams.

Den Rest des Tages verbrachten Alle also eher entspannter. Sam und Bucky blieben fast den ganzen Tag in Sams Zimmer und kuschelten. Da Bucky Sam aber nicht zu sehr auf die Pelle rücken wollte, ließ er ihn natürlich auch mal alleine, damit er ein Wenig Zeit für sich selbst hatte. Im Allgemeinen versuchte Bucky sehr stark absolut Alles, damit es Sam bald besser ging und er irgendwie heilen konnte.

Von den Anderen Beiden bekam Bucky dementsprechend auch nicht so viel mit. Aber so weit er wusste, hatte Zemo sich im Haus umgesehen, aufgeräumt und alles möglich für seinen mysteriösen Plan vorbereitet. Solange Zemo sich allerdings von Sam fernhielt und sie in nicht all zu große Probleme hineinritt, war es Bucky ziemlich egal, was er tat.

Lily hatte währenddessen zuerst Zemos Sofa und dann auch seine Bar genau in Augenschein genommen und einmal alle seine Whiskeys durchprobiert. 


Yeah, you got some silverware, but really, are you eating though?

Sweatpants ~ Childish Gambinoo

The Falcon and the Winter SoliderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt