Taekook - Kurzgeschichten

Lovley 5

Der Abend ging nicht ganz so aufregend weiter, aber Jungkook konnte von Glück sagen, dass er bisher nichts sagen musste.

Die Flasche hatte nicht einmal bei ihm angehalten. Tae war dagegen nicht ganz verschont geblieben. Ihn hatte es schon einmal getroffen und Taemin hatte daraufhin gefragt, wie denn Taes Eltern die Beziehung zu Jungkook verkraftet hatten.

"Zuerst waren sie beide etwas geschockt, vor allem mein Vater, aber sie haben sich schnell einbekommen. Haben ja noch zwei andere Kinder, wo es Enkel geben könnte."

Was zwar gerade eher weniger danach aussah, aber das sollte man lieber nicht in Gegenwart von Taes Eltern erwähnen, die hatten nämlich langsam Panik, dass sie niemals Großeltern wurden.

"Warum? Ihr könnt doch adoptieren, oder? So schwer ist das doch heutzutage auch nicht mehr. Eine Leihmutter geht doch auch", sprudelten die Ideen geradezu aus Taemin raus und machten ihn dadurch noch sympathischer.

"Darüber denken wir nach, wenn die Zeit dafür da ist", sagte Jungkook freundlich und reichte Tae die Flasche. "Aber jetzt machen wir weiter, oder?"

Ja, das taten sie. Nach einer weiteren Stunde hatte Jungkook das Gefühl, dass er niemanden hier mehr als Fremd bezeichnen würde. Es kamen soviel Wahrheiten zu Tage und Pflichten, die gemacht werden mussten, dass er wahrscheinlich noch näher den Leuten hier im Raum nicht sein könnte.

"Ich bin!", rief Jackson begeistert und riss die Flasche seinem Bandkollegen BamBam einfach aus der Hand. "Mal schauen wen es diesmal trifft..."

Gespannt schauten sie auf die Flasche und überrascht darüber hielt Jungkook kurz die Luft an. Schien ja doch irgendwie Spaß zu machen und dem Rest anscheinend auch. Selbst die, die am Anfang so gar nicht mit machen wollten, waren jetzt dabei.

"JK! Endlich bist auch du Mal dran", rief Jackson und erschreckte ihn damit etwas. "Ich hab auch schon die perfekte Frage an dich: Hat dich Tae schon Mal richtig heftig verletzt?"

Ähm, was?

Entsetzt blickte sich Jungkook im Kreis um und wusste nicht so genau, ob er gerade richtig gehört hatte. Auch die anderen schienen über die Frage nicht sonderlich erfreut zu sein.

"Jackson, willst du nicht vielleicht eine andere Frage stellen? Das ist dann doch etwas zu krass...", versuchte Namjoon das Ruder wieder rum zu reißen, denn die Stimmung war plötzlich an Tiefpunkt angelangt.

"Och, kommt schon Jungs. So ein bisschen Deeptalk ist doch echt nicht schlimm. Ich finde Männer dürfen über sowas auch reden oder hast du ein Problem damit, JK?"

Puh, was sollte er denn jetzt darauf sagen? Jackson hatte ihm irgendwie mit dessen Erklärung den Wind aus den Segeln genommen.

Langsam schüttelte er den Kopf und konnte es selbst nicht ganz glauben.

Warum sagte er denn nicht die Wahrheit? Dass ihn das doch störte und es keinen hier etwas anging?

Naja, vielleicht, weil er es endlich Mal sagen wollte. Vielleicht, weil er nicht wollte, dass es ihm noch länger auf der Seele lag.

"Ja, hat er", antwortete er einfach kurz und knapp und hoffte, dass sich Jackson damit zufrieden gab.

"Und wie kommt es, dass ihr trotzdem immer noch zusammen seid?"

Der ließ, aber auch nicht locker.

Jungkook konnte spüren, wie sich Tae neben ihm verspannt hatte, aber er wollte eigentlich gerade nicht darauf achten.

"Weil dieser EINE Fehler nicht aufzuwiegen ist mit dem, was er alles richtig gemacht hat."

Jetzt wusste selbst Jackson wohl nicht mehr, was er sagen sollte.

Stille herrschte im Raum und das einzige was er hörte war der Atem der anderen und sein eigenes Herz, welches bis zum Anschlag in seinen Ohren wiederhallte.

"Was war es, was dich so verletzt hat?"

Überrascht blickte Jungkook in die Richtung, wo die Frage hergekommen war und blickte direkt in Taes Augen, die ihn glänzend betrachteten.

Hm, willst du das wirklich wissen?

Fragend legte Jungkook den Kopf schief. Er wusste, dass er die Frage nicht laut gestellt hatte, aber er wusste, dass Tae es trotzdem bemerkte.

"Sag es mir..."

Fest presste er die Lippen zusammen und brauchte etwas, um sich zu sammeln. Das was Tae hier verlangte war unglaublich schwer und doch wollte er ihm diese Bitte nicht abschlagen.

"Seit wir ein Paar sind. Seit dem ich weiß, dass du mich liebst, seit dem hast du mir nie wieder weh getan. Doch alles hat einen Anfang, oder?"

Tae wusste, was er meinte. Jungkook sah es in diesen schönen dunklen Augen, die unter Tränen standen, aber trotzdem nicht aufhörten ihn anzuschauen.

"Du warst seit dieser Nacht, nie wieder weg. Seit dem Schlaf ich neben dir ein und wache morgens neben dir auf. Du weißt was ich meine, oder?"

Heftig schluckte Jungkook. Sein Herz war bereits tief nach unten gerutscht, weil es sich gerade so schwer anfühlte. Noch nie hatte er es gesagt. Zu niemanden. Auch nicht zur wichtigsten Person in seinem Leben, die nun die Tränen nicht mehr zurück halten konnte und sie in Bächen über das Gesicht rollen ließ.

"Woher weißt du es? Ich hab nie etwas gesagt, habe meine Sachen sofort in die Waschmaschine geschmissen. Ich hab - haben Bogum oder Jihoon etwas zu dir gesagt?"

Langsam schüttelte Jungkook den Kopf und merkte langsam, dass auch bei ihm die Tränen rollten.

Verdammt, warum musste das jetzt passieren?

"Nein, niemand hat was gesagt. Ich hab es aus einem anderen Grund gewusst."

"Welcher war es? Sag es mir?"

"Ist das jetzt noch wichtig? Du weißt doch, dass ich..."

"Sag es mir!", unterbrach Tae ihn einfach harsch und die Verzweiflung stand ihm im Gesicht geschrieben.

"Du hast zum ersten Mal zu mir "ich liebe dich" gesagt... Da wusste ich es. So wie du es gesagt hast... - ich wusste es einfach."

Jetzt hielt ihn nichts mehr zurück. Laut schluchzte Tae auf und vergrub das Gesicht in den Händen. Immer wieder strich er sich die Tränen weg, aber es reichte nicht. Es kamen nur noch mehr nach und irgendwann hörte er auf mit dem kläglichen Versuch etwas an der Situation zu ändern.

Auch Jungkook weinte und schluchzte immer wieder auf. Ihm war egal, dass sie gerade Publikum hatten. Er sah nur seinen Freund, der gerade einen Zusammenbruch der heftigen Art erlebte.

Klar. Tae hatte jahrelang gedacht, dass Jungkook nichts wusste. Er hatte es all die Jahre für sich behalten und versucht diesen einen riesigen Fehler wieder gut zu machen.

Nichts wollte er Jungkook erzählen. Allein wollte er damit klar kommen und bemerkte doch, dass es ihn nach und nach auffraß.

Gute Geheimnisse waren schwer auszuhalten, aber schlechte vernichteten irgendwann. Vor allem, wenn man es so sehr bereute, wie Tae es tat.

Sachte spürte er eine warme Hand auf seiner Schulter, die langsam zu seinem Hals strich und schlussendlich an seinem Ohrläppchen zupfte.

Ihr geheimer Liebesschwur.

Sie hatten ihn damals für sich bestimmt, als sie "call me by your name" geschaut hatten, wo sich die beiden Figuren immer wieder beim eigenen Namen nannten, statt diese drei besonderen Worte zu sagen.

"Tae...", flüsterte Jungkook und ehe er noch etwas sagen konnte schmiss sich dieser in seine Arme.

"Es tut mir so leid", wiederholte er immer wieder seine Entschuldigung und presste sich von Mal zu Mal fester an seinen Freund. "Ich wollte nie, dass du das erfährst. Niemals wollte ich dir so weh tun. Du bist mir das wichtigste überhaupt, glaub mir bitte."