Schicksal 3

31 9 1
                                    

Die Tür knallte ins Schloss und plötzlich saß Jimin neben ihm auf dem Boden.

Taehyung hatte keine Ahnung wann er überhaupt auf dem Boden gelandet war, geschweige denn wann Jimin von der Küche zu ihm gekommen war. Das einzige, was er wusste war, dass Jungkook vor seiner Tür keine Halluzination gewesen war, oder etwa doch?

Für einen Moment hatte er das Gefühl gehabt ohnmächtig zu werden, weil das ganze System seines Körpers schockiert zu sein schien, dass nach zwei Monaten nachbarschaftlichen Verhältnisses, plötzlich doch ein Funken von Bekanntschaft aufblitzte, die er selber mit dem Zuschlagen der Tür wieder verhindert hatte.

Was war das?

Wieso gerade jetzt?

Wegen dem Brief?

Wie hatte der Typ den gefunden und warum war das scheinbar der einzige Müll, der kein Müll sein wollte? Hätte es nicht einfach wie immer laufen können? Die Welt ignorierte ihn und er ignorierte die Welt? Stattdessen entschied sich irgendein Schicksal dafür genau seinen zerknüllten Zettel aus der Mülltonne zu befördern und Jungkook vor die Füße zu werfen. War das wirklich noch Zufall oder hatten da andere Leute ihre Hände mit im Spiel?

Automatisch ging sein Blick zu Jimin, der ihn weiterhin fragend anschaute und bei seinem Blick noch etwas skeptischer wurde.

"Was ist los? Hast du dich beruhigt? Wer war das?"

Auf keine dieser Fragen antwortete er. Stattdessen starrte er nur stur in dessen Gesicht und versuchte zu ergründen, ob da ein verstecktes Geheimnis in dessen Mimik lauerte. Leider fand sich nichts und so musste er zu sich zurück kehren und dem Chaos in seinem Inneren.

Das war Jungkook.

Etwas anders und doch...

Vor seinem inneren Auge tauchte die Gestalt von dem Braunhaarigen auf. Wie dessen längere Haare das kantige Gesicht umspielten. Wie diese dunklen Augen ihn angesehen hatten. Groß und rund. Sie passten irgendwie nicht in dieses sonst so männliche Gesicht und vielleicht machte das gerade deren Charme aus. Vielleicht fielen sie ihm deswegen so auf. Sie waren etwas besonderes. Unnormal und doch attraktive. Und sie hatten ihn angeschaut. Nur ihn...

Wochenlang hatte er dabei zu geschaut, wie diese Augen sie angeschaut hatten. Voller Zuneigung und Liebe. Doch gerade eben waren sie nur auf ihn gerichtet. Sie hatten für ihn geleuchtet. Hatten bittend zu ihm aufgeschaut. Aber warum? Wegen diesem Brief, der nicht seinen Namen beinhaltet hatte? Dem Brief in dem er all seine Gefühle niedergeschrieben hatte, die immer noch in ihm tosten, wie ein Gewittersturm. Seit zwei Monaten wieder mehr, als die Zeit davor. Jetzt hatte er plötzlich wieder Hoffnung.

Jimin neben ihm stand auf. Wartete nicht länger darauf, dass er endlich erklärte was los war, sondern verschaffte sich ein eigenes Bild von dem Überraschungsgast. Starrte aus dem Fenster, welches auf den Vorgarten gerichtet war und musterte den Fremden. Lange und nachdenklich.

"Ist das er?", kam die Frage. Löschte die drückende Stille aus, die ihn umfangen hatte, nur damit er spüren konnte, wie die Tränen ihren Lauf nahmen. Wie ein Schluchzen seine Kehle verließ und kurz darauf die Welt über ihm einstürzte.

Jimin brauchte darauf keine weitere Erklärung. Nahm ihn nur still in den Arm, während sein Körper voller Trauer zitterte. Arme schlangen sich fester um seine Schultern, doch es war keine Erleichterung für ihn diesen Halt zu spüren. Viel mehr fühlte es sich kalt und fremd an. Nicht wegen Jimin, sondern weil er seinem eigenen Körper nicht spüren konnte. Da war Trauer und Angst, aber es war alles taub. Alles was Mal seins war, schien verschwunden zu sein - und es hielt an. Minuten. Stunden.

Taekook - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt