Familie Kim 2

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"JK!", schrie Taes Schwester laut, als sie ihn im Wohnzimmer auf der Couch sitzen sah.

Mit Schwung sprang sie ihm in die Arme und presste sich fest an ihn. Dann folgten weitere Liebesbekundungen wie Küsse auf die Wange, andächtiges streichen durch seine Haare und sogar prüfende Blicke auf seinen Körper.

"Siehst toll aus JK! Ehrlich. Bin immer noch total verwundert, wie Tae jemanden wie dich abbekommen konnte."

Genervtes Schnauben kam aus dieser Richtung und sofort sprang der Erwähnte auf die Provokation an.

"Nett von dir Schwesterherz, aber das bin ich ja von dir gewöhnt." Beleidigt zog Tae eine Schnute und verschränkte die Arme vor der Brust.

Puh, war das eine überstanden, kam das nächste Problem.

Besorgt blickte Jungkook auf seinen Freund, der heute Abend wahrscheinlich fix und fertig sein würde und den er erst Mal wieder aufbauen musste sobald sie wieder zu Hause waren.

"Oh, Guck dir diese kleine Zicke an", rief Eunjun schon laut und kniff ihm fest in die Wangen.

Mitleidig schaute Jungkook dabei zu, wie sich sein Freund versuchte zu wehren - allerdings ohne eine Chance zu haben. Eunjun war einfach zu wendig.

"Hör auf dich gegen meine Liebe zu wehren, mein kleiner großer Bruder."

"Ich bin nicht klein!", rief dieser verzweifelt und brachte mit einem hilflosen Tritt den Tisch zum Schwanken.

Verdammt, dieses Thema schon wieder.

"Ich bin auch nicht größer, Eunjun", versuchte Jungkook sie abzulenken und tatsächlich schien er Erfolg zu haben.

"Ja JK, aber zu dir passt das auch. Tae spielt sich immer wie ein Model auf, dabei ist er dafür gar nicht groß genug - sag Mal hast du eigentlich zugenommen? Siehst irgendwie breiter aus als letztes Mal."

Oh man, das Mädel trat echt von einem Fettnäpfchen ins Nächste.

"Nein, das muss die Kleidung sein, die mich breiter wirken lässt." Hoffentlich, denn er hatte sich schon seit einiger Zeit nicht mehr gewogen.

"Naja, auch egal. Du siehst eh immer gut aus. Echt schade, dass du dir jemanden anderen aus der Familie ausgesucht hast, du Schnuckel." Lässig ließ sie sich neben Tae auf die Couch fallen und schien dabei absolut nicht zu bemerken, welchen zornigen Blicke Ihr Bruder ihr zuwarf.

Wenn Blicke töten könnten...

Schnell nahm Jungkook wieder seine Position auf der Couch ein - direkt neben Tae - und streichelte ihm beruhigend über den Oberschenkel.

"Beruhig dich, Schatz. Du kennst sie doch."

Wütend blickte Tae Jungkook an, presste fest die Lippen zusammen und hatte scheinbar tatsächlich Schwierigkeiten sich zurück zu halten.

"Aber trotzdem will ich ihr die Augen auskratzen", kam stockend zwischen dessen Lippen durch.

Lächelnd schaute Jungkook ihn an und strich ihm unter dem Kinn entlang, über diese ganz besonders empfindlich Haut. Diese Geste ließ ihn eigentlich immer sofort Grinsen, nur heute war es wohl etwas schwieriger.

"Alles ist gut, Ok? Ich fühl mich jedes Mal wohler, weil deine Familie sich nicht benimmt, als ob jemand fremdes hier sitzt, sondern als ob ich dazu gehören würde. Also kannst du eigentlich auch etwas Stolz auf sie sein, dass sie so tolerant uns gegenüber sind und uns nehmen wie wir sind. Lass uns also etwas Dankbarkeit zeigen und sie ebenfalls nehmen, wie sie sind, ja?" Und am Ende des Abends würden sie sich eh wieder lachend und heulend in den Armen liegen. So war es jedenfalls bisher immer gewesen.

Jungkook hatte schon einige Abende bei der Familie Kim mit gemacht und konnte mittlerweile sagen, dass es immer ungefähr gleich stattfand.

Zuerst regte sich Taes Mutter auf und teilte ihrem Sohn ihre Sorgen bezüglich dessen Gesundheit mit, Taes Vater hatte irgendwann am Abend einen kleinen lauten Ausraster - der war schon, also würde der wahrscheinlich nicht mehr kommen - Taes Schwester machte ihr Schwesternding mit trietzen usw. und Taes Bruder war ins Handy vertieft.

"Mein Handy ist kaputt", rief Jeongyu laut und trat durch die Haustür in den Flur.

Naja, das war wohl dann heute doch anders als sonst.

Ob der sich wohl dann mit ihnen unterhielt? Jungkook wusste gar nicht, was er ihm sagen sollte, weil sie irgendwie nie richtig gesprochen hatten.

"Auch hallo Jeongyu. Schön, dass du endlich da bist", keifte Eunjun ihren Bruder an, der darauf nur genervt die Augen verdrehte.

"Ach du auch noch da", kam prompt, als er Jungkook erblickte.

Was sollte denn das jetzt bedeuten? Da wünschte man sich doch glatt, dass das Handy wieder funktionierte. Vielleichte sollte er ihm Mal anbieten, dass er schauen könnte was da nicht stimmte.

Irgendwann in seinem Leben hatte er sich nämlich mal mit der Handytechnik auseinandergesetzt und seit dem war er immer der erste, der die Handys seiner sechs Hyungs bekam, wenn wieder etwas nicht klappte.

"Du bist wie immer ein Goldstück, Jeongyu", antwortete Tae auf dessen wenig freundliche Begrüßung und beugte sich demonstrativ weiter vor, damit er Jungkook etwas verdeckte. "Keine Ahnung, wie du auf die Idee kommst, dass er nicht da sein sollte. Meine Partner hab ich schließlich noch nie gewechselt, wie meine Unterhosen, da solltest du dir lieber an die eigene Nase fassen."

Oh man, hatte Jungkook eigentlich schon Mal erzählt, dass jeder der Anwesenden alleine besser zu verdauen war, als alle zusammen?

Diesen Stress hatten sie nie, wenn ein oder zwei von ihnen sie in ihrem zu Hause besuchte.

"Nicht mehr. Ich bin jetzt fest vergeben", kam Stolz von Jeongyu und sofort hatte Jungkook den fiesen Gedanken: Ans Handy oder was?!

Tae sah das wohl auch so und lachte laut auf. "An dein Handy oder was?"

Gruselig. Sie verbrachten vielleicht etwas zu viel Zeit zusammen.

"Haha, sehr lustig! - wo ist Mama?"

"Da, wo sie immer ist", antwortete Baek und blätterte einfach weiter in der Zeitung, während Taes Bruder den Weg zur Küche beschreitete.

Ach diese Familie. Irgendwie auch seine, stellte er schmunzelnd fest und legte seinen Kopf auf Taes Schulter ab. Still lauschte er den Gesprächen, die zwischen den Kims immer wieder entstanden und kuschelte sich noch etwas mehr an seinen Freund. Es waren nicht so ruhige Themen, wie Jungkook es von seinen Eltern und Bruder kannte, genoss es aber voll und ganz auch irgendwie ein Teil davon zu sein.

Taekook - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt