Schauspielübungen 5

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Taehyung

Er war da...

Jede Zelle seines Körpers spürte es, auch wenn er ihn durch das Licht der Lampen die auf ihn und die Sängerin gerichtet waren, nicht sehen konnte.

Jungkook...

Auf was dieser wohl gerade achtete?

Auf ihn?

Auf seine Bewegungen?

Auf seine Hand, die gerade in einer anderen lag, die nicht die seines Freundes war?

Von welcher Seite schaute Jungkook ihm zu?

War dieser hinter ihm?

Vor ihm?

Und wie sah er gerade aus?

War er konzentriert?

Nachdenklich?

Eifersüchtig?

Hatte dieser die Jeansjacke von heute Morgen ausgezogen?

Wie tief war dessen Hemd aufgeknöpft?

Eher penibel bis zum Anschlag, weil dieser von der Arbeit direkt hergekommen war oder leicht geöffnet, so dass dessen Schlüsselbein hervorblitzte?

Leckte dessen Zunge sich gerade über die Lippen, wie seine beim Gedanken an die letzte Nacht?

Was sie getan hatten?

Mit welcher Intensität?

Wo sie sich gestreichelt und geküsst hatten?

Er bekam ihn nicht mehr aus seinem Kopf.

Den ganzen Dreh über nicht und doch schien der Regisseur zufriedener zu sein.

Sie mussten nicht ständig Ausschnitte neu beginnen, mussten nicht ewig darauf warten, dass die Visagisten kamen und gingen, mussten nicht wegen ungeplanten Dingen abbrechen.

Es war, als ob die Welt um ihn ruhiger geworden war.

Als ob alle ruhiger geworden waren, nur um ihnen zu zusehen.

Nur um die Magie nicht zu stören, die dieser Ort entwickelt hatte.

Kalter Beton wirkte plötzlich nicht mehr kalt.

All das Chaos am Set schien seine Ordnung zu finden und auch wenn er immer wieder seine Kleidung wechseln musste, um in die geplante Szene hineinzupassen, war all seine Geduld plötzlich wieder aufgefüllt.

Immer, wenn die Lichter aus gingen und er sah, wer um ihn herum stand, suchte er nach ihm.

Nach dem Mann, der sein Fähigkeiten nur durch dessen bloße Anwesenheit verbesserte und auch wenn er ihn immer noch nicht sehen konnte, wusste, dass dieser da war.

Irgendwo hinter einer Tür oder einer Säule in diesem leerstehenden Fabrikgebäude.

Nach weiteren Stunden, die wie Sekunden verflogen waren, legte sich eine Hand auf seine Schulter. Klopfte ihm darauf und schüttelte ihn damit schon fast aus der Trance in der er sich befunden hatte heraus.

"Sehr gut gemacht, Taehyung!", donnerten die Worte des Regisseurs an sein Ohr und als er zu ihm aufblickte, konnte er das pausbäckige Gesicht des Mannes lächeln sehen. Anders, als noch heute morgen.

"Am Anfang hab ich noch gezweifelt, aber irgendwann schien der Schalter wohl umgeklappt worden zu sein.

Wirklich Klasse.

Wir werten jetzt die Aufnahmen in den nächsten Stunden aus und machen dann morgen weiter."

Er selbst lächelte nur, wandt sich relativ schnell von der Gruppe ab, die ihn ebenfalls beglückwünschen wollte und suchte nach der Person, die er jetzt eigentlich sehen wollte.

Seinen Freund, der wieder mit ihm spielte.

Sich versteckte.

Immer wieder konnte er die hellblaue Jeansjacke vom Morgen aufleuchten sehen. Hinter Säulen, Türen und Mauern.

Immer schneller rannte er den Hinweisen nach.

Hörte das ihm so bekannte Lachen.

Glucksend und etwas außer Atem.

"Jungkook!"

Er selbst lachte nun auch.

Konnte nicht anders, als in die Freude einzustimmen und erreichte ihn in dem Moment, als sie zurück in die große Halle stolperten.

Breit lächelnd hatte sein Freund sich zu ihm umgedreht, die Arme ausgebreitet in die er bereitwillig hinein sprang, das Lachen nun dicht an seinem Ohr.

Es war das einzige, was er hörte, als er ihn küsste.

Überschwenglich und gnadenlos.

Spürte, wie starke Arme sich um seine Taille legten und ihn hochhoben, während ihre Lippen weiter miteinander tanzten.

Erst nach einigen weiteren Momenten der Innigkeit ließ Jungkook ihn runter. Ließ stattdessen die Hände über seinen Rücken wandern, genau wie er in dessen Nacken.

"Du bist ganz schön langsam, Engel..."

"Und du bist ganz schön frech", antwortete er gekonnt und küsste ihn einfach nochmal.

Und nochmal.

Und nochmal...

"Das heißt, du bist jetzt fertig und ich kann dich mit nach Hause nehmen?"

Verschmitzt lächelte er, fragte sich dabei, ob eventuell heute wieder etwas besonderes Anstand und ließ es sich nicht nehmen zuckersüß danach zu fragen.

"Hast du was bestimmtes geplant?"

Das Gesicht des Jüngeren verzog sich spielerisch, als ob dieser nachdenken müsste, bevor eine Antwort kam und das brachte ihn noch mehr zum Lachen.

"Eventuell...", flüsterte dieser und kam wieder näher. Ihre Lippen dabei nur Millimeter voneinander entfernt, sodass er dessen Worte auf seinen spüren konnte.

"Eventuell, muss ich schauen, ob sie dich auch ganz gelassen haben...

Eventuell könnte das nur nackt gehen...

Und eventuell könnte das in einer warmen Badewanne passieren...

Mit uns zwei und einem Gläschen Wein, welcher mir heute über den Weg gelaufen ist und mich an dich erinnert hat.

Fruchtig, süß und Jahrgang 1995. Edel, schlank und mit einer Farbe die verzaubert."

Erwartend zog Jungkook die Augenbrauen hoch, blickte ihn an, als ob er stumm fragte, ob sich das nach einer Beschreibung anhörte, die überzeugen konnte oder ob er eventuell doch noch etwas anderes damit anzufangen wüsste.

Und tatsächlich hatte er viele Ideen.

Doch alles, was bereits gesagt wurde, hörte sich genau nach dem an, was er jetzt nach solch einem Drehtag brauchte.

Entspannung, Liebe und seinen Freund, damit es morgen mit genau so viel Energie weiter gehen könnte.

"Hmmm... Ich glaube... Das ist genau das, was ich brauche und vielleicht finden wir noch heraus, welcher Wein dich gut beschreibt, mein dunkler verwegener Mann..."

Was sie bei ihrer kleinen Darbietung nicht bemerkten, waren die Zuschauer, die sie die ganze Zeit beobachtet hatten und erst mit der E-Mail von dem Regisseur mit einer kleinen Aufnahme und Fotos, wurde ihnen das bewusst.

Eines dieser Fotos hing einige Tage später an ihrer Fotowand. Dort, wo ihre Liebe sich bereits in verschiedenen Facetten zeigte und sie nie vergessen ließen, wie sie miteinander gewachsen waren.

Ihre Liebe und sie selbst.

Taekook - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt