18. Emotionen

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Voller Aufregung betrat ich den Konferenzsaal und sah direkt, wie hübsch er dekoriert war, alles war in Pastellfarben geschmückt und es gab sogar ein kleines Buffet.

Als man das Klackern meiner Absätze auf dem polierten Boden hörte, verstummte der ganze Raum und alle Blicke waren auf mich gerichtet. Wie schon häufig in den letzten Monaten, erkannte ich auch dieses Mal Erstaunen und Überraschung in den Augen meiner Kollegen.

Heute trug ich ein eng anliegendes Kleid, das sehr präsent machte, in welchem Zustand ich war.

Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, erkannten alle auch den Grund für das Meeting, die Deko und die Geheimniskrämerei.

Alle lächelten mich freundlich an und Max trat beschützerisch an meine Seite. Es mag für einige etwas eigenartig sein, dass Max und ich, ein geschiedenes Paar, immer noch so friedlich eine Firma leiten können und anfangs war es auch für alle seltsam, aber nach einiger Zeit war man es gewohnt.

"Ladys and Gentleman, wie ihr vermutlich alle unschwer erkennen könnt, erwartet Liz ein Baby und wird dementsprechend bald in Mutterschaftsurlaub gehen, derweil werde ich die Geschäfte der Firma in meine Hände nehmen, natürlich wird Liz uns ab und zu von Zuhause unterstützen, allerdings bitte ich euch, sie nicht zu stören und alle Fragen über mich zu klären. Und nun dürfen wir ihr alle herzlich gratulieren."

Er drehte sich zu mir, während alle applaudierten und umarmte mich kurz.

Seine Worte riefen in mir Freude und auch Trauer hervor. Ich war glücklich, dass er alles so gut im Griff hatte, er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.

Doch es stimmte mich traurig, dass er nicht die Wahrheit sagen konnte, dass er nicht stolz verkünden könnte, dass er der Vater meines Kindes war, aber würde er das denn jemals tun? Es war traurig, wie einfach ich ersetzt werden konnte, wie ich nicht länger gebraucht wurde.

Ehe ich weiter in meinen traurigen Gedanken untergehen konnte, kamen auch schon ein paar Kollegen auf mich zu und gratulierten mir persönlich.

Auch kam Maggie zu mir, sie war so etwas wie meine beste Freundin in der Arbeit.

"Liz! Gott ich freue mich ja so für dich!", sie umarmte mich ganz fest und lächelte breit.

"Danke Maggie.", erwiderte ich grinsend.

"Nun sag mal, du hast mir gar nichts von einem neuen Mann erzählt? Darf ich fragen wer der Vater ist?", sie sah mich erwartungsvoll an.

Schwer schluckte ich, klar, die Frage hätte ja kommen müssen.

Maggie erkannte mein Unbehagen und setzte gerade an um zu sagen, dass ich nicht antworten müsste, aber irgendwann müsste ich sowieso etwas dazu sagen.

Als ich dann folgende Halbwahrheit aussprach, kreuzten sich mein und Max' Blick, der nur eine Traube an Menschen weiter stand.

"Nun es ist von einem Mann den ich einst sehr geliebt habe."

Maggies Augen wurden ganz groß:"Oh also ein Exfreund oder sowas? Hm wie verrückt das Leben sein kann."

Ich nickte, doch sah weiterhin zu Max, dessen Gesichtsausdruck Mitleid und Schuldgefühle widerspiegelte.

Gegen 19 Uhr hatten wir eine Konferenz mit einigen Kunden, die eine Präsentation hielten.

Max saß neben mir, in einem gefüllten Konferenzraum, in dem gerade, mit gedimmtem Licht, ein junger Mann eine Präsentation hielt.

Wir saßen am Kopf des langen Tisches, direkt nebeneinander und lauschten konzentriert den Worten des Mannes, der uns irgendwas über italienisches Leder erklärte.

Die Geliebte des ExmannesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt