Nervös strich ich nochmals über meine Oberschenkel, meine Hände waren schwitzig. Bereits seit einer Viertelstunde wiederholte ich dieses Ritual, mit den Handflächen über meine Oberschenkel streichen, damit der Rock meines roten Kleides keine Falten kriegt, obwohl das bei diesem Kleid gar nichts bringt, einen Schluck von meinem Glas mit Wasser nehmen und mit meiner Handfläche über meine Stirn streichen, dann erneut durch die Menschenmenge blicken.
Das Pärchen gegenüber von unserem Tisch schien glücklich zu sein, sie kicherten und grinsten einander wie Lottogewinner an.
Die zwei Frauen einen Tisch weiter, waren schon angetrunken und schrieben wohl gerade einem ihrer Exfreunde eine Nachricht, viel Getuschel und immer wieder Diskussionen über die Schreibweise eines Satzes.
All die Menschen erweckten den Eindruck, dass sie glücklich waren, außer mir.
Ich hatte Angst. Angst Max zu sagen, dass ich schwanger war, Angst dass er mich anschreien würde, dass er abhauen würde, Angst dass er nichts von unserem Baby wissen will.
In dieser einen Woche hatte ich so viel Panik und Angst, wie noch nie in meinem Leben, und das obwohl ich noch nicht einmal selbst wirklich glauben konnte, dass ein reales Wesen in mir heranwuchs.
"Oh, Liz, sorry, ich wurde aufgehalten. Wartest du schon lange?", Max trat in mein Sichtfeld und legte seine Hand auf meine Schulter, bückte sich etwas und gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Hi Max, nein, ich bin gerade erst gekommen.", ich setzte ein überzeugendes Lächeln auf und tätschelte kurz seine Hand, ehe er von mir abließ und gegenüber von mir Platz nahm.
Lüge.
"Na dann ist ja gut! Ich bin froh, dass wir mal wieder gemeinsam essen gehen.", grinsend schaute er erst mich an und blickte sich dann nach einem Kellner um.
"Ja, uhm, ich freue mich auch!", erwiderte ich und wischte mir erneut mit den Händen über die Oberschenkel.
Lüge.
Max winkte kurz mit der Hand und plötzlich erschien ein Mann bei unserem Tisch:"Guten Abend. Möchten Sie bereits bestellen, oder soll ich Ihnen die Getränkekarte bringen?"
Der junge Mann, Mitte zwanzig lächelte uns höflich an.
"Erst die Getränkekarte bitte, oder weißt du's schon, Lizzy?", Maxwell schaute mich abwartend an.
Er hatte mich ja schon ewig nicht mehr Lizzy genannt.
"Für mich noch ein Wasser, bitte.", meine Stimme war ruhig, fast schon trocken.
"In Ordnung, die Karten und noch ein Wasser, kommt sofort.", mit diesen Worten verließ uns der Herr wieder.
Erschöpft starrte ich aus dem Fenster.
Vor uns erstreckte sich die Skyline von Seattle, viele helle Lichter, dutzende Hochhäuser, tausende Autos.
Plötzlich legte Max seine Hand auf meine, welche auf dem Tisch lag und lenkte somit meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
"Was ist los Liz? Du verhälst dich ungewöhnlich. Ich weiß, dass dir etwas auf dem Herzen liegt.", er versuchte mich zu besänftigen.
Ich schaute zwischen seinen Augen hin und her:"Du hast recht, etwas beunruhigt mich."
Keine Lüge.
"Du weißt, schon immer haben wir unsere Sorgen geteilt, jetzt ist es nicht anders. Erzähl mir, was deinen sturen Kopf so quält.", lächelnd betrachtete er meine Gesichtszüge.
Ängstlich biss ich mir auf die Lippe.
"So, hier die Karten und Ihr Wasser, Madame.", wie aus dem Nichts, stand wieder der Kellner an unserem Tisch.
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Die Geliebte des Exmannes
RomanceElizabeth und Maxwell, die beiden waren bisher fast ihr ganzes Leben lang zusammen. Sie wurden fast schon erzogen um einander mal zu heiraten, das war immer der Traum ihrer Eltern, den sie liebend gerne erfüllt haben. Doch auch zwei für einander bes...