14. Die Wahrheit

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Mein Gegenüber wollte gerade nach der kleinen Schachtel greifen, als ich schnell meine Hand über diese hielt.

Max' Blick wanderte zurück zu mir und ich biss mir auf die Lippe.

"Ich möchte noch etwas sagen, bevor du sie öffnest."

Er nickte und blickte mich geduldig an.

"Es war nie meine Absicht, dass alles so kommt, ich wollte es nicht. Dennoch nun ist es so und wir sind zwei erwachsene Menschen und ich hoffe wirklich inständig, dass du mich hierbei unterstützen wirst, ich... ich glaube das wars...", nach Luft schnappend zog ich die Hand von der kleinen Schachtel und wischte mir den Schweiß von der Stirn.

Max schaute mich noch einige Sekunden verwirrt an, ehe er schluckte und zum rechteckigen Gegenstand griff.

Alles um uns herum, die Leute, das Klirren von Besteck, die schöne Skyline, wurde unwichtig, es gelang in den Hintergrund.

Einzig und allein Max und ich waren wichtig, Max' Reaktion würde über unsere gemeinsame Zukunft entscheiden.

Er zog die kleine Schachtel vor sich auf den Tisch, fuhr sich durch das Haar, hob den Blick nochmal kurz und schaute mich an.

Dann zog er an einem Ende der Schleife und das hellblaue Band glitt von der Schachtel.

Ich sah bereits wie Max fieberhaft überlegte, was wohl darin war und wieso ich so eine große Nummer daraus machte.

Etwas zögernd nahm er den Deckel von der Schachtel und erstarrte in der Bewegung, als sein Gehirn erkannte, was darin verborgen war.

Erneut schluckte er schwer, was seinen Adamsapfel kurz hüpfen ließ, das entging meinen Adleraugen natürlich nicht, ein klein wenig machte es mich sogar an.

Er nahm einen tiefen Atemzug und griff mit der Hand nach dem Gegenstand.

Er hatte zuerst nach dem Schwangerschaftstest gegriffen, auf dem zwei rote Linien zu sehen waren, ob er die Bedeutung dieser erahnen konnte?

Er musterte diesen einige Sekunden lang, legte ihn dann wieder zurück und nahm das kleine, schwarz-weiße Bild heraus und schaute dieses eindringlich an.

Dann schellte sein Gesicht hoch und er starrte mich an:"Liz?"

Schnell blickte ich auf meine Finger, die auf dem Tisch lagen, spielte mit ihnen.

"Liz, du bist....?", erneut ertönte seine Stimme.

Ich schaute ihm in die Augen, seine Gesichtszüge waren hart, eine Augenbraue gesenkt und die Hand, welche das Bild hielt, zitterte kaum merklich.

"Ja, Max, ich bin schwanger.", gestand ich und platzte fast vor Aufregung.

Max schaute nochmal kurz das Bild an, legte es zurück und fuhr sich erneut über die Haare, rückte seine Armbanduhr zurecht.

"Scheiße.", murmelte er.

Ich musste lächeln.

"Wie lange weißt du es schon? Wie...wie weit bist du?", fragte er.

"Uhm, ich weiß es seit meiner Erkältung, seit dem Besuch bei deinem Arzt, es war wohl doch nicht ganz eine Erkältung. Und ich bin fast im dritten Monat, oder wie die Ärztin sagen würde, fast am Ende des ersten Trimesters.", erzählte ich und tatsächlich musste ich leicht lächeln.

Max starrte mich aufmerksam an:"Du hast es mir 2 Wochen lang verschwiegen?"

Ich nickte:"Wie hätte ich es dir sagen sollen? In unserer Situation."

"Möchtest du es behalten?", fragte er leise.

"Was für eine dumme Frage! Hätte ich es... nicht behalten wollen, würdest du davon niemals etwas erfahren. Aber ich denke, ich bin erwachsen genug, um einem Wesen ein Leben zu geben, zu bieten, ihm die Welt zu erklären und zu zeigen. Außerdem könnte ich dein Kind niemals umbringen."

Maxwell's Gesichtszüge wurden weicher, seine Lippen verformten sich zu einem sanften Lächeln.

Bis er wieder hinab auf das Bild schaute und ein weiteres,"Scheiße.", seinen Mund verließ.

Er griff nach seinem Wein und trank ihn in einem Schluck aus, hob die Hand und rief einen Kellner, bestellte sich einen Whisky.

"Vor ein paar Jahren, da hätte ich geweint vor Freude, da wäre es das größte Glück auf Erden. Aber jetzt Liz, versteh mich nicht falsch, es ist immernoch irgendwo das größte Glück, aber wir hatten eine Affäre, ich bin verheiratet, meine Frau ist schwanger. Wir kriegen, mit dir, ein uneheliches Kind. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Früher habe ich Männer in solchen Situationen immer verachtet und nun, da bin ich selbst zu so einem Idioten geworden.", er nahm einen großen Schluck von seinem Getränk.

"Das ist verständlich Max, aber wir können hier dran nichts ändern."

Er exte seinen Drink, warf ein paar Scheine auf den Tisch und erhob sich:"Ich muss an die frische Luft."

Überfordert sprang ich auf, griff nach meiner Tasche und stolperte ihm hinterher, kam gerade noch so in den Aufzug, ehe dieser sich schloss.

Schweigend fuhren wir die etlichen Etagen hinab.

Unten angekommen lief Max mit großen Schritten aus dem Aufzug, schnell folgte ich ihm.

Vor dem riesigen Hochhaus hielt er an, zog eine Schachtel Zigaretten aus der Innentasche seines Sakkos und legte sich eine zwischen die Lippen, blickte hoch in den Nachthimmel.

Ein wenig aus der Puste, strich ich mir die Haare hinters Ohr und schaute ihn mit großen Augen an.

Er griff nach seinem Feuerzeug und zündete die Zigarette an, oder eher gesagt versuchte er es, nach dem fünften Mal gelang es ihm und er nahm einen tiefen Zug.

Ich starrte ihn immernoch an, er sah verdammt gut aus, hier neben dem beleuchteten Hochhaus, neben der Anzeige für das Restaurant, rauchend und so schick angezogen.

Endlich blickte er zu mir hinab, denn natürlich stand ich rechts neben ihm und war kleiner als er.

Für einige Sekunden schaute er mich an und ehe er den nächsten Zug nahm, legte er die Hände an meine Oberarme und schob mich an seine linke Seite.

Erst verstand ich diese Geste nicht, doch als er den Rauch erneut ausatmete, trieb der leichte Windzug ihn nach rechts.

Max steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen, zog sein Sakko aus und legte es mir um die Schultern.

Während seine Hände noch an meinen Schultern lagen, sagte er also leise:"Du musst besser auf dich aufpassen."

Sorge lag in seinen braunen Augen, so wie er nun vor mir stand, nur in einem Hemd, die oberen Knöpfe geöffnet, ein paar schwarze Strähnen hingen ihm ins Gesicht, die Zigarette zwischen diesen sündhaften Lippen.

Und ich, mit großen Augen zu ihm hoch blickend, mit dem großen Sakko über den Schultern und sein Baby unter meinem Herzen.

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Huhu,

Endlich konnte ich es fertig bringen dieses Kapitel zu schreiben, es war doch schwierig, es so hinzukriegen, dass es für die folgenden Kapitel passt.

Seeya!

Die Geliebte des ExmannesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt