Kapitel 18: Und wieder bin ich fehl am Platz

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 Don't ask me what I think of you, I might not give the answer that you want me to. - Fleetwood Mac, Oh Well

„Woowwww, wen willst du denn heute Abend aufreißen?“, rief meine allerbeste Freundin lauthals durch das kleine Cafe, in dem wir uns vor der Party noch kurz treffen wollten.

Peinlich berührt bemerkte ich, wie sich sämtliche Gäste umdrehten und mich mit ihren neugierigen Blicken musterten. Ich lief rot an, senkte den Blick und begab mich schnell zu Tess.

Als ich mit schnellen Schritten bei ihr angekommen war, hatten meine Wangen immer noch den knallroten Hautton einer Tomate angenommen und ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu, der ihr das Grinsen aus dem Gesicht wusch.

„Was sollte der Mist?“, zischte ich ihr leise zu.

Sie lachte, bevor sie meine Hand nahm.

„Keine Sorge Ally, das war doch nur ein Scherz. Aber du musst selbst zugeben, dass man dich selten so aufgebrezelt sieht. Du bist nebenbei wunderschön“,sagte sie schließlich und bei ihren Worten verflog meine Wut augenblicklich. Diesem Mädchen konnte man einfach nicht lange böse sein. Also setzte ich ein Lächeln auf und gemeinsam ignorierten wir die stechenden Blicke der übrigen Gäste.

„Nebenbei, wen willst du heute Abend beeindrucken?“, fragte ich sie mit einem schelmischen Grinsen, welches auch nicht allzu lange auf eine Erwiderung warten musste. Abwehrend hob sie die Hände.

„Eine Frau genießt und schweigt“, antwortete sie bescheiden, obwohl ich das verräterische Glitzern in ihren Augen durchaus zur Kenntnis nahm. Wir unterhielten uns noch eine Weile über Gott und die Welt, bevor es dann Zeit war aufzubrechen.

Ich wurde aus unerfindlichen Gründen immer nervöser, je näher wir Coles Elternhaus kamen. Und wieder signalisierte die teure Wohngegend, dass wir immer näher kamen.Was für ein unerwartetes Wunder! Nicht.

„Wie läuft es eigentlich zwischen dir und deiner Mum? Hat sich alles wieder eingerenkt?“, fragte ich um die Stille zwischen uns zu brechen. Tess verspannte sich ein wenig.

„Sie findet, ich sollte hier in der Nähe bleiben, wenn ich die Schule abgeschlossen habe. Aber ich möchte raus, die Welt sehen. Das ist mittlerweile zu dem Hauptstreitpunkt zwischen uns geworden und sie vertritt hartnäckig ihren Standpunkt. Trotzdem werde ich nach der Schule nach New York gehen.“, verkündete sie. Es klang aber mehr, als würde sie sich selbst Mut machen müssen, anstatt das sie mit mir reden würde.

Und schon wieder wurde mir klar, wie grundverschieden wir beide doch waren. Es war beinahe schon absurd. Was die eine unbedingt wollte, das wollte die andere mit hundertprozentiger Sicherheit nicht. Genau wie jetzt: Ich wollte hier bleiben und in der Nähe studieren, um bei meiner Familie bleiben zu können. Doch der Gedanke, weit weg von meiner besten Freundin zu sein, versetzte mir einen Stich ins Herz. Ich schüttelte den Kopf und verdrängte den Gedanken, schließlich hatten wir noch vier Monate, bevor die Anmeldungen an Universitäten versendet werden mussten.

„Ich bin sicher, ihr findet noch einen Kompromiss“, entgegnete ich ihr schließlich gedankenverloren und damit war der kleine Exkurs abgeschlossen, denn die dröhnenden Bässe drangen nun an unsere Trommelfelle.

Tess setzte ein strahlendes Lächeln auf und die traurige Haltung, die sie eben noch eingenommen hatte, verschwand urplötzlich. Sie freute sich unheimlich, wieder feiern zu können, denn das hier war ihre Welt. Nicht meine.

Und schon wieder fühlte ich mich fehl am Platze, als Tess von allen Jugendlichen gegrüßt wurde, die uns entgegen kamen. Eine Gruppe von Cheerleadern riefen Tess zu sich, als wir gerade auf dem Weg zur Bar waren. Mit einem entschuldigenden Blick sah sie mich an. „Geh nur, ich werde auch meinen Spaß haben“, beruhigte ich sie und erleichtert machte sie sich davon. Wir wussten beide, dass ich log. Aber den Abend wollte ich ihr deshalb trotzdem nicht verderben. Also setzte ich mich an die Bar, die anscheinend jedes Haus von reichen Kindern zu besitzen schien.

„Eine Coke“, sagte ich zu dem Barkeeper, als ich mich auf die Theke stützte.

„Wow, du bist die Erste, die ein Getränk ohne Alkohol bestellt. Ich dachte ihr Jugendlichen braucht auf solchen Parties so viel davon wie möglich“, schaltete sie der Barkeeper ein.

Überrascht davon, dass er mich angesprochen hatte, hob ich den Kopf und betrachtete ihn genauer. Er war schon älter, ich schätzte ihn auf 23. Mit seinen muskulösen Armen, den braunen Augen und den blonden kurzen Haaren sah er durchaus attraktiv aus, doch definitiv nicht mein Typ. Wenn ich überhaupt einen Typ hatte. Also zuckte ich nur mit den Schultern und gab ein „und wenn schon“ von mir.

„Naaa? Wie geht es meinem Lieblingsmädchen“, flüsterte eine tiefe Stimme unvermittelt an meinem Ohr. Genervt rollte ich mit den Augen.

„Wie oft hast du diesen Spruch schon gebracht, um an ein Mädchen heran zu kommen, Aiden?“ Ich trommelte mit den Fingern auf den Holztresen und erzeugte meine eigene kleine Melodie, nur um seine Nähe auszublenden. Doch einen Aiden McWild konnte man nicht ausblenden. Dazu war er zu arrogant, zu einnehmend und zu gut aussehend.

„Autsch, du hast mich erwischt“, seufzte er und legte sich theatralisch eine Hand auf die Brust. Seine schauspielerischen Talente waren grottig, das musste ich an dieser Stelle einmal anmerken. Es sah einfach lächerlich aus.

„Ich denke, dein Ego wird es verkraften“, gab ich ungerührt von mir.

„Wer weiß? Vielleicht hast du es eben gerade zerstört“

„Selbst wenn ich es mit einem Laster überfahren und anschließend anzünden würde, könnte ich dein Ego nicht zerstören“ Ich nahm einen Schluck von meiner Coke. Erst dann bemerkte ich seinen Blick. Als er mich von Kopf bis Fuß betrachtete musste ich schwer schlucken und unter größten Anstrengungen ein Erröten verhindern.

„Na, wie sehe ich aus?“, fragte ich ihn provozierend und sah ihm dabei direkt in die Augen. Kurz blitze etwas Unbennenbares darin auf, das jedoch genauso schnell wieder erloschen war, wie es aufgetaucht ist.

„Es passt nicht zu dir. Du solltest lieber wieder deine Pullover anziehen “, sagte er nach einer kurzen Pause, dann drehte er sich um und ging fort. Geschockt blieb ich sitzen. Ich meine, okay, ich wusste das ich keine Schönheit war, aber so schlecht sah selbst ich nicht aus. Auf irgendeinem Grund traf mich seine barsche Antwort mehr, als sie es sollte. Was meinte er damit, es passte nicht zu mir?

Genau dann, wenn ich eigentlich dachte, dass man mich in diesem Aufzug vielleicht eher akzeptieren würde. Fehlalarm. Aber dann war es eben so, ich gab schließlich nichts auf die Meinung dieser feiernden Meute. Und trotzdem schockierten selbst mich meine nächsten Worte, die ich an den Barkeeper richtete:

„Gib mir doch bitte was Stärkeres“

Er nickte mit hochgezogenen Augenbrauen, doch ich achtete gar nicht mehr richtig darauf. Ich würde Aiden zeigen, was zu mir passte und was nicht. Denn auch ich konnte Spaß haben. Mit diesem Vorsatz nahm ich das Glas an und trug die brennende Flüssigkeit in einem Zug, bevor ich das Glas wieder auf den Tresen knallte.

Bereits jetzt wurde mir schwindelig, aber ich ignorierte das ungute Gefühl in meinem Bauch und bestellte noch einen Drink. Es war wunderbar, wie man einfach alles vergessen konnte. Die Probleme wurden ausgeblendet, seine Sorgen wurden vergessen und ich fühlte mich viel Unbeschwerter.

Es war wunderschön, zumindest bis zu dem Punkt, an dem alles bergab ging.

AN:

Und wieder ein neues Kapitel. Schreibt mir doch mal, wie es euch gefallen hat^^

Ich zocke in meiner Frezeit gerne, zumindest neben dem Bücher lesen oder dem Schreiben neuer Kapitel. (PS3 ^^) Was macht ihr?

Married to a rich Player!--German VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt